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Bewusstseinswandel bei den Kunden

Metzgerei in Weingarten sieht sich von Schließung bedroht

Der Fleischverzehr in Deutschland lässt nach. Während manche Metzger in der Region die sinkende Nachfrage spüren, erleben andere einen positiven Trend.

Eine Fleischtheke in einer Metzgerei.
Die Kundenzahl der Metzgerei Kunzmann Pfinztal-Berghausen ist gleich geblieben. Doch die einzelnen Kunden kaufen weniger Fleisch- und Wurstwaren ein (Symbolbild). Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Der Fleischverzehr in Deutschland nimmt laut Ernährungsministerium weiter ab – ein Trend, der sich mancherorts auch in der Hardt bemerkbar macht. „Die Menschen reduzieren ihren Fleischkonsum“, sagt Ralf Kunzmann, Metzger in Pfinztal-Berghausen.

Die Kundenzahl sei zwar gleichgeblieben, doch die einzelnen Menschen würden weniger Fleisch- und Wurstwaren einkaufen. Statt 400 Gramm Lyoner kaufe ein Kunde nur noch 200 Gramm, statt zehn Rouladen nur noch sechs, so Kunzmann.

Außerdem würden die Menschen vermehrt auf billige Produkte wie Hackfleisch zurückgreifen. Weniger nachgefragt würden hingegen hochpreisige Produkte wie Rinderfilet. Die fehlenden Umsätze versucht Kunzmann durch seinen Partyservice oder Angebote wie Wurstplatten reinzuholen. Trotzdem hat er etwa fünf bis zehn Prozent weniger Umsatz. Für besorgniserregend hält der Metzger den Trend allerdings noch nicht.

Konkurrenz durch Metzgereien der Supermärkte

Düster sieht die Zukunft hingegen für Beate Wilhelm, Inhaberin der Metzgerei Kunzmann in Weingarten, aus. In Weingarten gibt es neben ihrer Metzgerei nur noch eine weitere. „Mit Sicherheit müssen wir irgendwann schließen“, sagt Wilhelm. „Es ist alles teurer geworden. Der Verbraucher kauft dadurch einfach weniger.“ Die Kunden würden fast 20 Prozent weniger Geld im Geschäft lassen als früher.

Eine Umkehrung dieses Trends sieht Wilhelm nicht. Als Grund nennt sie die Inflation und die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Der Verbraucher setze daher andere Prioritäten. Die Ernährung rücke in den Hintergrund. „Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll“, sagt Wilhelm. Sie führe nur ein kleines Unternehmen, habe aber Mitarbeiter und Fixkosten, die sie stemmen müsse. „Wenn keine Änderung kommt – und ich wüsste nicht wie –, dann wird es in drei oder vier Jahren keine Metzger mehr in Weingarten geben.“

Es sei ihr ein Rätsel, wie die Metzgereien in Supermärkten ihre Produkte um 30 bis 40 Prozent billiger anbieten können. „Die Metzgereien in Supermärkten haben mit Handwerkskunst und Qualität nichts mehr zu tun“, sagt sie. Koste ein Kilo Schweinenacken im Supermarkt um die acht Euro, müsse sie ein Kilo Schweinesteak für rund 17 Euro anbieten.

Einen Rückgang des Fleischverzehrs können dagegen Ralf Binninger, Metzger in Eggenstein, und die Metzgerei Maag in Liedolsheim nicht feststellen, trotz gestiegener Preise und des Bewusstseinswandels bei den Kunden. Bei der Metzgerei Maag sind etwa 95 Prozent Stammkunden. Bei den Wochenmärkten und im Laden selbst sei der Zulauf groß, sagt Silas Maag. „Die Leute ernähren sich bewusster.“ Die Kunden würden verstärkt auf Qualität achten und wollten genau wissen, woher ihr Fleisch kommt. Maag sieht eher einen positiven Trend.

Silas Maag und Sandro Maag (von links nach rechts) von der Metzgerei Maag haben im Laden und bei den Wochenmärkten nach wie vor einen großen Kundenandrang.
Silas (links) und Sandro Maag von der Metzgerei Maag in Liedolsheim haben im Laden und auf den Wochenmärkten nach wie vor einen großen Kundenandrang. Foto: Kristin Laske

Auch Binninger sagt: „Ich mache mir keine Sorgen.“ Er merkt lediglich, dass die Nachfrage nach Produkten nachgelassen hat, die vor allem bei älteren Kunden beliebt gewesen seien. Zum Beispiel Eisbein.

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