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Digitalisierung der Feuerwehr

Neue Technologie bei der Feuerwehr in Linkenheim-Hochstetten: Als wäre man real vor Ort

Mit der „Firefighter Virtual Reality“ können Feuerwehrleute den Einsatz in gefährlicher Umgebung üben. In Linkenheim-Hochstetten wurde das System jetzt vorgestellt.

Mann mit VR-Brille
Die Digitalisierung soll die Feuerwehr revolutionieren. Foto: Kristin Laske

Silas Fuchs öffnet die Tür. Im dahinterliegenden Raum brennt es. Rauch steigt auf. Mit dem Strahlrohr in seiner Hand löscht er die Flammen. So sieht es zumindest in der virtuellen Realität aus. Es handelt sich dabei um nichts anderes als eine computergenerierte 3D-Umgebung.

In Wirklichkeit steht Fuchs in einem Raum der Feuerwehr in Linkenheim-Hochstetten. Kein Feuer, kein Rauch. In seinen Händen hält er jeweils einen Controller, den er entsprechend bewegt. Auf seinem Kopf trägt er eine sogenannte Virtual-Reality-Brille. Er zeigt, wie „VR Firefighter“ funktioniert.

Spezialisiertes Unternehmen tüftelt an der Trainingslösung

Fuchs demonstriert, welches Potenzial die Digitalisierung beim Training der Feuerwehr birgt. Dafür ist der Projektleiter der Firma Northdocks am Mittwoch zum Feuerwehrhaus gekommen.

Der Schwerpunkt des Unternehmens liege zwar auf dem medizinischen und industriellen Bereich, sagt Fuchs, „VR Firefighter“ sei jedoch ein Herzensprojekt.

Mobilfunkanbieter bringt eigenes Wissen ein

Das Event hat Tanja Marek von Vodafone organisiert. Vodafone kooperiert mit den Softwareentwicklern als Infrastrukturleister. Die Zusammenarbeit hat auch einen Grund: „Daten müssen in einen Kontext gebracht werden, der Relevanz beim Training, beim Einsatz hat“, sagt Fuchs. Doch die Simulation habe auch ihre Grenzen. So sei es nicht möglich, ein reales Feuer in allen seinen Eigenschaften nachzuahmen.

Technologie kann Vieles nicht ersetzen, aber unterstützen.
Tanja Marek
Vodafone

Wie Fuchs betont Markus Wagner, Feuerwehrkommandant von Linkenheim-Hochstetten: „Das Training mit virtueller Realität soll nicht das Training an realen Orten ersetzen, sondern als Ergänzung dazu gelten.“

Auch Tanja Marek sagt: „Technologie kann Vieles nicht ersetzen, aber unterstützen.“ Die Digitalisierung ermögliche es etwa, gefährliche Situationen zu üben, ohne sich ihnen real aussetzen zu müssen. Außerdem sei es möglich, Dinge zu tun, die in der realen Welt nicht möglich sind, sagt Marek. Neben dem Lerneffekt sei es ein weiterer Vorteil, dass keine Ressourcen wie Gas verbraucht werden würden, merkt Fuchs an.

Verschiedene Szenarien können eingespielt werden

Im Repertoire hat er verschiedene Trainings mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Es ist etwa möglich, das Löschen eines Vegetationsbrands zu üben. Dabei kann man zum Beispiel die gewünschte Windstärke und -richtung einstellen. Auch die Brandfläche ist beliebig variierbar.

„Wenn es einen Trainingsbedarf gibt, der nicht dabei ist, dann entwickeln wir das“, sagt Fuchs. Dabei sei auch die Expertise der Feuerwehrleute gefragt, um eine authentische Simulation herzustellen.

Wenn ich zwei Sekunden warten muss, bis sich das Bild mitdreht, wird mir schlecht.
Silas Fuchs
Feuerwehr Linkenheim-Hochstetten

Mit den Controllern kann man seine virtuellen Hände bewegen. Das hilft Fuchs beispielsweise dabei, ein Sprungkissen zu positionieren und aufzupumpen. Anschließend nutzt er in der virtuellen Umgebung einen Teleporter, um nach oben auf ein Gebäude zu gelangen. Die Wunschhöhe hat er sich zuvor ausgewählt. Dann springt er runter auf das Kissen.

Ein Mann mit VR-Brille.
Mit einer speziellen VR-Brille können die Feuerwehrleute in ein Szenario eintauchen, das der Computer erstellt. Foto: Kristin Laske

Beim Training ist es nicht nur möglich, die Sticks in den Händen zu halten, man kann sie auch an einem realen Strahlrohr befestigen. Das erlaubt es dem Nutzer, jenes real zu bedienen – während das Szenario nur im Computer existiert.

Wichtig sei die Echtzeit. Die virtuelle Realität müsse in Echtzeit auf die Aktionen des Benutzers reagieren. Denn Fuchs sagt in Bezug auf Kopfbewegungen oder Auf- und Abbewegungen: „Wenn ich zwei Sekunden warten muss, bis sich das Bild mitdreht, wird mir schlecht.“ Außerdem schränke eine zu große Nutzeranzahl die Netzwerkkapazität ein.

Das System soll schneller werden

Ziel sei es daher, die Latenz, also die Verzögerungszeit, zu verkürzen. Je geringer die Latenz, desto realer erscheine die virtuelle Umgebung.

Die Daten müssten möglichst schnell an einen Server in unmittelbarer Reichweite geschickt werden. Eine große Bandbreite und eine niedrige Latenz könne man über ein leistungsfähiges 5G-Netz in Verbindung mit Edge Computing erreichen.

Als Mindestausrüstung für die „VR Firefighter“ zählt Fuchs Controller, VR-Brille und einen Gaming-Laptop auf. Beim Strahlrohr könne die Feuerwehr ihr eigenes nehmen.

Training mit dem Computer könnte auch die Jugend begeistern

Für die VR-Brille inklusive Controller können Kosten in Höhe von circa 750 Euro anfallen. Für Werkfeuerwehren und Freiwillige Feuerwehren gibt es unterschiedliche Tarife, so Fuchs. Letztere zahlen für die Software circa 2.400 Euro. Bei der Werkfeuerwehr sind es etwa 2.000 Euro. In Bezug auf den Kauf der „VR Firefighter“ sei es aber auch möglich, dass mehrere Feuerwehren zusammenarbeiten.

Die Digitalisierung der Feuerwehr erachtet Hans-Peter Hoffmann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Graben-Neudorf, als wichtigen Schritt. Das Interesse von Jugendlichen sei zwar da, durch die Technisierung könne man ihnen jedoch ein attraktiveres Angebot machen. Zudem biete die VR viele Möglichkeiten.

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