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Trend zum späteren Trockenwerden

Auch in Blankenloch kommen Kinder mit der Windel in die Kita

Früher durften nur windelfreie Kinder im Kindergarten aufgenommen werden. Das hat sich inzwischen geändert, auch durch den Rechtsanspruch auf einen Platz.

Im Vergleich zu früher tragen die Kinder heut im Schnitt etwa ein Jahr länger Windeln – hier ein Symbolbild.
Im Vergleich zu früher tragen die Kinder heut im Schnitt etwa ein Jahr länger Windeln – hier ein Symbolbild. Foto: Christin Klose picture alliance/dpa/dpa-tmn

Immer mehr Kinder werden später trocken. Solche Meldungen sind in jüngster Zeit besonders aus der Schweiz zu hören. Da die Einschulung dort bereits mit vier Jahren erfolgt, machen dort Schlagzeilen von windeltragenden Schulkindern die Runde. Schweizer Pädagogen führen diese Entwicklung mitunter auch auf die Bequemlichkeit der Eltern zurück. Windeln werden technisch immer ausgereifter und lassen sich wie Unterhosen tragen, was viele Eltern als Geschenk annehmen.

Windel war früher ein Ausschlusskriterium

Auch hierzulande wird ein Trend zum längeren Windeltragen festgestellt. Früher war das ein Ausschlusskriterium: Nur windelfreie Kinder wurden in den Kindergarten aufgenommen. Inzwischen hat sich das durch den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz geändert. Bei einer Umfrage im Murgtal vor wenigen Wochen bestätigten alle Träger von Kindertagesstätten den Trend zum späteren Trockenwerden. Im nördlichen Landkreis Karlsruhe sehen das Verantwortliche etwas differenzierter.

„Das konkrete Alter, um windelfrei zu werden, gibt es nicht“, sagt Selina Goldbaum, Leiterin der katholischen Kita St. Josef in Stutensee-Blankenloch. Sie sieht in den vergangenen Jahren eine Veränderung von der Sauberkeitserziehung zur Sauberkeitsentwicklung. Experten der frühkindlichen Entwicklung hätten das bewusst so unterschieden, da das Windelfreiwerden nicht anerzogen werden kann.

Es gibt demnach keinen Zeitpunkt, an dem die Sauberkeitsentwicklung beginnt, da die Kontrolle über Blase und Stuhlgang bei jedem Kind individuell ist. Durchschnittlich ist ein Kind etwa zwei bis drei Jahre alt, wenn es imstande ist, tagsüber sauber zu werden. Für die Blasenkontrolle bei Nacht brauchen die meisten Kinder noch etwas länger. Diese Entwicklung kann nicht erzwungen, sondern nur unterstützt werden. Lebensumstände oder Veränderungen können sich verzögernd auswirken.

Die Kindergartenleiterin schätzt, dass 80 Prozent der Dreijährigen mit Windel in die Kita kommen. Generell habe sich die Entwicklung im Vergleich zu früheren Jahren um etwa ein Jahr verschoben. In Einzelfällen könne es auch über das fünfte Lebensjahr hinaus dauern, bis ein Kind windelfrei ist.

Die Sauberkeitsentwicklung ist Aufgabe der Kita geworden.
Selina Goldbaum
Kindergartenleiterin

„Die Sauberkeitsentwicklung ist Teil und Aufgabe der Kita geworden, das heißt, die pädagogischen Fachkräfte unterstützen das Kind in seiner Sauberkeitsentwicklung“, so Goldbaum weiter. Nach ihrer Erfahrung ist dies überwiegend nur im Zusammenklang mit dem Elternhaus erfolgreich.

Jungen brauchen länger als Mädchen

Im katholischen Kindergarten St. Franziskus in Weingarten bemerkt man hingegen keinen Trend zum längeren Windeltragen. „Wir haben kaum Kinder, die gewickelt werden müssen“, teilt Leiter Kevin Liebl mit. Einen Unterschied hat er dabei jedoch beobachtet: „In der Regel benötigen Jungs längere Zeit als Mädchen, um die Windel loszulassen.“ Privat kann er berichten, dass seine Tochter mit zwei Jahren über den Tag ohne Windel auskommt. Sie habe relativ schnell das Interesse an der Toilette gefunden, was durch die Eltern gebührend „gefeiert“ und positiv bestärkt wurde.

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