
Gekürzte Stellen, Mitgliederschwund und Wahlen: Eine umfangreiche Tagesordnung stand auf dem Programm der siebten Sitzung der zweiten Bezirkssynode Karlsruhe-Land. Dazu begrüßte die Vorsitzende Nicole Barié am Samstag 67 stimmberechtigte Synodalen im evangelischen Gemeindehaus in Stutensee-Blankenloch.
Insbesondere über eine geplante „Innovationsstelle“ und über anstehenden Stellenabbau diskutierten die Anwesenden ausgiebig und teils recht emotional. Zunächst jedoch standen Wahlen für den Bezirkskirchenrat an.
Auf eigenen Wunsch schied Karl-Peter Niebel aus. Seine Stelle übernimmt jetzt Dieter Zeppenfeld, der zuvor stellvertretender Bezirkskirchenrat war. Zeppenfeld ist 67 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder und ist Physik-Professor im Ruhestand. Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung wählte ihn die Bezirkssynode.
Ich bitte Sie, gehen Sie doch mal in sich. Es sind vielleicht zwei Sitzungen im Jahr.Karl-Peter Niebel
Wahlvorstand
Während die Kirchenratsstelle schnell neu besetzt war, brauchte Wahlvorstand Karl-Peter Niebel für die Position des Stellvertreters einige Überredungskunst. Er berichtete über den seiner Erfahrung nach überschaubaren Aufwand. „Ich bitte Sie, gehen Sie doch mal in sich. Es sind vielleicht zwei Sitzungen im Jahr“, warb er um freiwillige Meldungen. Als das nicht half, schob er hinterher: „Es gibt auch was zu essen.“ Schließlich melde sich die Steuerfachfrau Heike Heuer. Das Gremium wählte sie einstimmig.
Auch bei den theologischen Mitgliedern besetzte die Bezirkssynode zwei Stellvertreterstellen neu. Pfarrer Pascal Würfel und Pfarrerin Andrea Schweizer sind jetzt im Bezirkskirchenrat. Ausgeschieden sind Pfarrerin Nicola Enke-Kupffer und Pfarrer Philip Kampe.
Dekan stellt in Stutensee den Abschlussbericht ekiba 2023 vor
Dekan Martin Reppenhagen stellte den Bezirkssynodalen den Abschlussbericht ekiba 2023 vor. Darin ging es unter anderem um Stellenbesetzungen in den Jahren 2032 und 36. In sämtlichen „Kooperationsräumen“ werden Pfarrstellen gekürzt. Die Kooperationsräume fassen jeweils mehrere Kirchengemeinden zusammen.
Was helfen uns Stellen, die wir nicht besetzen können?Martin Reppenhagen
Dekan
Als Grund für die Kürzungen gab Reppenhagen an, dass immer weniger Menschen bereit seien, Gemeindepfarrer zu werden. „Was helfen uns Stellen, die wir nicht besetzen können?“, fragte er. Bei den Diakonatsstellen sehe es jedoch deutlich besser aus. Dennoch sind auch dort für 2032 Kürzungen in der nördlichen Hardt und in der Bezirksjugend geplant. 2036 fallen zudem in Stutensee-Weingarten und in Ettlingen-Malsch-Rheinstetten 0,5 beziehungsweise eine Dekanatsstelle weg.
Die Innovationsstelle ärgert mich.Pascal Würfel
Bezirkskirchenrat
Zusätzliche Stellen sollen ab 2026 in der Öffentlichkeitsarbeit (0,3 Prozent) und im Bereich der Kinderbibelwochen (0,5 Prozent) entstehen. Ab 2032 sind zudem eine Stelle für Jugendarbeit in Kooperationsräumen und eine Innovationsstelle vorgesehen. Mehreren Synodalen missfiel dieser Begriff. „Die Innovationsstelle ärgert mich“, sagte der neu gewählte Bezirkskirchenrat Pascal Würfel. Er wünschte sich vielmehr, dass jede Gemeinde etwa durch eine 0,05 Prozent-Stelle entlastet würde.
Mehrere Synodalen teilten seine Ansicht. „Wenn wir Innovation wollen, muss es flächendeckend sein“, sagte ein Mitglied. Der Mann regte an, Freiräume vor Ort zu schaffen. Es gab aber auch gegenteilige Meinungen. Ein Mann gab zu bedenken, was denn noch übrigbliebe, wenn man eine Stelle durch alle Gemeinden teilte.
Niemand hängt am Begriff der Innovationsstelle.Martin Reppenhagen
Dekan
Dekan Reppenhagen beschwichtigte. „Niemand hängt am Begriff der Innovationsstelle“, sagte er. Ein Mitglied schlug alternativ die Bezeichnung „Pool zur Unterstützung innovativer Ideen“ vor.
Alles beim Alten bleibt im Bereich der Kirchenmusik, informierte Reppenhagen weiter. Die Stelle des Bezirkskantors bleibt also erhalten. Ebenso wie die Stelle des Popkantors, die sich der Kirchenbezirk Karlsruhe-Land mit Bretten-Bruchsal und anderen Gemeinden teilt.
Konzeptphase ist nun abgeschlossen
Ein Synodal fragte nach, wie die Kirche dem Mitgliederschwund in den Gemeinden entgegenwirke. Vor allem im Bereich der Jugendarbeit sei da viel möglich. Er schlug unter anderem vor, auf Geburtsstationen präsent zu sein. Außerdem regte er an, evangelische Eltern anzuschreiben, deren Kinder nicht getauft sind, und mit Religionslehrern zu kooperieren.
Nach Aussage von Dekan Reppenhagen ist die Konzeptphase abgeschlossen. Mit der Umsetzungsphase soll es nun weitergehen. Grußworte und ein Dank für den kritischen Austausch kamen von Oberbürgermeisterin Petra Becker (parteilos).