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Viele Jahre im Radio zu hören

Friedrichstals Mundartautorin Else Gorenflo schreibt auch mit 90 Jahren

Die mehrfach ausgezeichnete Autorin hat sich mit akribischer Beobachtung und bisweilen gesellschaftskritischen Anmerkungen einen Namen gemacht.

Leidenschaftliche Schreiberin: Die Friedrichstaler Mundartautorin Else Gorenflo wird diesen Samstag 90 Jahre alt.
Leidenschaftliche Schreiberin: Die Friedrichstaler Mundartautorin Else Gorenflo wird an diesem Samstag 90 Jahre alt. Foto: Dietrich Hendel

„Ich hebb jo koans mee schreiwe wolle.“ Dann ist doch ein weiteres Buch entstanden. Das hat sie mehrfach gesagt: Else Gorenflo, nicht nur in ihrem Heimatdort Friedrichstal und in Stutensee bekannt, sondern im Landkreis und landesweit. Die mehrfach ausgezeichnete Mundartautorin hat sich mit der akribischen Beobachtung und Beschreibung von Land und Leuten, ihren bisweilen gesellschaftskritischen Anmerkungen in Lyrik und Prosa, einen Namen gemacht. An diesen Samstag wird sie 90 Jahre alt.

„Angefangen hat alles mit dem Band ‚Jahresringe‘“, berichtet die Autorin. „Wir haben 500 Stück gedruckt. Aber mein erstes Buch mit Gedichten und Prosatexten war schnell vergriffen.“ Immer an ihrer Seite war ihr Mann Berthold: „Mein Mann war mein Lektor, Korrektor, Verleger und bei allen Auftritten mein Begleiter“, sagt Else Gorenflo. „Wir haben uns toll ergänzt. Er war ein Glücksfall für mich.“ Dieses Jahr 70 Jahre Ehe zu feiern war ihnen nicht mehr vergönnt. Berthold Gorenflo ist im vergangenen Sommer im Alter von 95 Jahren verstorben.

Regelmäßige Auftritte auf SWR4

Auf Band eins folgte ein Dutzend weiterer Bücher. Darunter „Zugaben“, für das der Stutenseer Künstler Dietmar Israel das Titelblatt gestaltet hat. Im Jahr 2000 legten die Gorenflos einen Band zur Partnerschaft mit St. Riquier auf, die für beide hohe Bedeutung hatte. In französischer Sprache. Veröffentlichungen hatte sie zudem in diversen Mundartsammlungen von Rudolf Lehr und Bernd Jörg Diebner. Um keine Situation, Begegnung oder Beobachtung zu versäumen, hatte sie immer Notizblock und Stift dabei.

Ein neues Feld eröffnete ihr das Radioprogramm des SWR: „Eines Tages, es muss 1990/91 gewesen sein, bekam ich einen Anruf. Ich solle beim Rundfunk vorsprechen“, erinnert sie sich. Zusammen mit Thomas Heitlinger, ebenfalls Mundartautor in Stutensee, war sie dort. Mit ihm und anderen Vertretern ihrer Zunft, dabei auch der frühere BNN-Redakteur Thomas Liebscher, hatte Else Gorenflo immer wieder gemeinsame Auftritte. Der erste Beitrag im Radio schlug ein: „Von da an war ich regelmäßig in der Sendung von SWR4.“

Ans Klavier setze sie sich noch jeden Tag. Das Schreiben habe sie dafür entschädigt, dass sie nicht auf eine höhere Schule gehen konnte. Besondere Erinnerungen in ihrem Leben hat sie an ihre Konfirmation („ein herausragendes Ereignis, die Grundlage meines Glaubens“), den Hausbau, Familie und Kinder. Im Rückblick sagt sie, dass sie – trotz mancher Schicksalsschläge – dankbar auf ihr Leben zurückblicke. Ihr größter Wunsch sei, dass der „einmalige Familienzusammenhalt“ weiter besteht.

Wer denkt, dass Else Gorenflo sich mit 90 Jahren zurückzieht, der irrt: Zur 325-Jahr-Feier von Friedrichstal im kommenden Juli hat sie für die Festschrift den Prolog geschrieben. Auf der Rückseite des aktuellen Gemeindebriefs der evangelischen Kirchengemeinde Friedrichstal lobt sie den Wert alter Kirchenlieder.

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