Dort prallten die Meinungen aufeinander. Die Bürgerinitiative, die sich im Frühjahr 2018 in Jöhlingen formiert hatte, schoss eine Breitseite nach der anderen ab gegen die vom RP favorisierte Trasse. Sie stand dazu im schroffen Gegensatz zu Jürgen Skarke.
Notwendigkeit steht außer Frage
Unter großem Beifall versicherte der Präsident der Abteilung Straßenwesen in seinem Resümee, „dass die Notwendigkeit der Umgehung nicht mehr in Frage steht.“ Seine Fachleute hätten das untermauert. „Walzbachtal braucht die Ortsumgehung Jöhlingen“, betonte Bürgermeister Karl-Heinz Burgey. „Wenn der Verkehr in der wirtschaftlich starken Region nicht zu vermeiden ist, dann muss er aus dem Dorf raus.“
Burchard Stocks vom Büro für Umweltsicherung erklärte, bei den drei in die nähere Untersuchung genommenen Umgehungs-Varianten sei schon die Summe der Erdbewegungen ein Killerkriterium für die am weitesten vom Dorf weg gelegenen Variante. Doch auch bei der gegenwärtig rund 230 Meter vom Ort entfernten Trasse „wäre es illusorisch zu sagen, dass wir es nicht mit Verschlechterungen für das Attental zu tun hätten“. Gerade die von der Bürgerinitiative kritisierte etwa 220 Meter lange Brücke ermögliche nicht nur den Luftaustausch, sondern auch den Durchflug der dortigen Fledermauspopulation.
Drei Kilometer Strecke
Die neue B293-Umgehung werde drei Kilometer, der davon abzweigende L559-Ast 780 Meter lang sein, präzisierte Henning Walbersdorf. Nach der Schilderung des Status quo kam er zur Schlussfolgerung, „dass die Verkehrsbelastung in der Durchfahrt zwingend zu reduzieren ist“. Am Jöhlinger Buckel werde es einen zwölf Meter tiefen Einschnitt geben. Er ermögliche eine 50 Meter breite Grünbrücke beim Lehrwald. Der sich anschließende Damm werde auf die Brücke über das Attental führen. Die Bahntrasse werde unterkreuzt. Die neue Landesstraße werde über die neue B293 führen, sodass man ohne Kreuzungsverkehr von Wössingen nach Jöhlingen komme. Mit dem Rückbau der alten B293 werde ein Ausgleich entstehen.
Dies jedoch könne nicht die Neuversiegelung von 5,1 Hektar guter, landwirtschaftlicher Fläche wett machen oder die Zerstörung von 1,1 Hektar Wald, auf die Landschaftsplaner Wolfgang Schettler hinwies. Die Auswirkungen der Straße auf Natur und Landschaft seien beträchtlich. Umso mehr mühe man sich um Ausgleich für Vogelarten, Fledermäuse und Zauneidechsen. Es dürfe keine Verschlechterung des Erhaltungszustands streng geschützter Arten geben.
Zur Trassengestaltung veröffentlicht das Regierungspräsidium folgendes Video:
Grenzwerte werden eingehalten
Selbst bei den der geplanten Umgehung am nächsten liegenden Häusern im Attental würden die Grenzwerte eindeutig eingehalten, betonte Rebecca Blum bei der Vorstellung der schalltechnischen Untersuchung. Im Gegensatz dazu würden im gegenwärtigen Zustand „für die Leute in der Ortsdurchfahrt gesundheitsgefährdende Werte erreicht“. Für sie werde die Situation durch eine Umgehung „immens besser“.
Baubeginn im Jahr 2022?
Mitglieder der Bürgerinitiative bezweifelten in der Fragerunde die Angaben zur Lärmimmission. Es sei „blauäugig“ anzunehmen, dass diese Werte eingehalten werden. Mehr Straßen würden mehr Verkehr anziehen. Bürgermeister Karl-Heinz Burgey versicherte, er werde sich für aktiven Lärmschutz einsetzen. Mit dem Bau der Trasse könne nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens im Jahr 2022 begonnen werden. Die Bauzeit der B293-Umgehung betrage drei Jahre. Die Kosten wurden mit 32 Millionen Euro beziffert. Parallel zur Jöhlinger Umgehung arbeite das RP auch an der für den Pfinztaler Ortsteil Berghausen, betonte Axel Speer und kündigte eine öffentliche Informationsveranstaltung für den 18. März in Pfinztal an.
Minister Hermann kommt
Einen Diskussionsabend mit Verkehrsminister Winfried Hermann hat Bündnis 90/Die Grünen für Mittwoch, 27. Februar, um 18.30 Uhr im Wössinger Hof in Wössingen angesetzt.
Informationen zur Planung auf der Seite des Regierungspräsidiums unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt4/Ref44/Seiten/B293_Ortsumgehung_Joehlingen.aspx