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Wildschwein, Fuchs und Co

Wie Wildtiere mit der Hitze umgehen – und was wir von ihnen lernen können

Wildschweine lieben das erfrischende Bad im feuchten Schlamm, auch Rehe baden gerne im Waser, Füchse und Dachse verdösen die Hitze in ihrem kühlen Bau: Die meisten Wildtiere kommen mit den hohen Temperaturen gut klar. Viele Vogelarten haben allerdings Probleme.

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Familienbad: Wildschweine lieben die Erfrischung im feuchten Schlamm. Auch Rehe und Vögel kühlen sich gerne im Wasser ab. Foto: Franz Lechner

Wildtiere wissen – im Gegensatz zu manchen Menschen –, was an heißen Sommertagen gut für sie ist und was nicht. Deshalb legt sich auch kein Vierbeiner freiwillig an solchen Tagen in die pralle Sonne. Im Gegenteil. Siesta halten nicht nur die Südeuropäer an heißen Tagen, auch Tiere ziehen sich in der größten Mittagshitze in den Schatten zurück und warten dort entspannt, bis die erste kühle Abendbrise das Leben wieder angenehmer macht.

Eines ist sowohl für Vögel als auch für Säugetiere und den Menschen an heißen Tagen wichtig: trinken, trinken, trinken. „Viele Jäger legen deshalb ganz gezielt Wasserstellen im Wald an“, berichtet der Friedrichstaler Revierpächter Thomas Hornung, und ergänzt: „Natürlich sollte man auch seine Hunde und andere Haustiere an solchen Tagen gut mit Wasser versorgen.“ Meist wird die Hitze ohnehin nur für Tiere, die auf die Fürsorge des Menschen angewiesen sind, zu einem Problem.

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Selbst der wasserscheue Fuchs sucht bei hohen Temperaturen die Abkühlung am See. Meist verdöst er die heiße Zeit jedoch in seinem kühlen Bau. Foto: Franz Lechner

Füchse und Dachse dösen im Bau

Wildtiere dagegen wissen sich meist zu helfen. Wildschweine beispielsweise lieben das erfrischende Bad im feuchten Schlamm, Rehe und auch Vögel baden gerne im Wasser, Füchse und Dachse verdösen die Hitze in ihrem kühlen Bau und ansonsten gilt in der Welt der Wildtiere: Wer an einem heißen Sommertag freiwillig in die Sonne geht, ist selber schuld. Und dennoch geht das sehr heiße Sommerwetter nicht an allen Wildtieren spurlos vorüber. Für die vielen Vogelarten, die jetzt noch Nachwuchs in ihren Nestern haben, ist die Hitze schon ein großes Problem.

Jungvögel verlassen zu früh das Nest

„Wir haben derzeit ungewöhnlich viele – nämlich 36 – junge Turmfalken in unserer Station, das ist eindeutig eine Folge des heißen Wetters“, erzählt der Leiter der Greifvogelpflegestation in Karlsdorf-Neuthard, Jürgen Görze. Bei Temperaturen von 35 Grad und mehr wird es den Jungvögeln in ihren Nestern nämlich schnell so warm, dass sie zu früh ihre Nester verlassen oder beim Streit mit den Geschwistern versehentlich herausfallen.

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Die kleinste Pfütze kann von einer Amsel als Swimmingpool genutzt werden. Foto: Franz Lechner

Schattenlage für Nistkästen

Ganz besonders schlimm sind die Temperaturen aber für Höhlenbrüter und auch für Schwalben und Mauersegler. „In normalen Nestern spenden viele Alttiere ihrem Nachwuchs während der größten Hitze mit ausgebreiteten Flügeln Schatten“, sagt Görze. In Nisthöhlen, Nistkästen oder auch in den Dachspalten, in denen Mauersegler manchmal brüten, funktioniert das natürlich nicht. „Gerade in Nistkästen kann es jetzt extrem heiß werden“, sagt Hornung und rät Gartenbesitzern, die Bruthilfen immer im Schatten aufzuhängen.

„Sogar die wärmeliebenden Reptilien sind bei Temperaturen von 35 Grad und mehr keine Sonnenanbeter mehr“, weiß der Pfinztaler Landschaftsökologe, Peter Zimmermann.

Schweißdrüsen fehlen

Was ihnen fehlt, sind die mehr als drei Millionen Schweißdrüsen, mit denen der Mensch Wasser abgeben und dadurch seinen Körper kühlen kann. „Generell haben alle Tiere mit Fell, Federkleid oder Schuppenpanzer, also alle Reptilien, Vögel und auch die meisten Säugetiere, keine oder nur sehr wenige Schweißdrüsen“, weiß der Biologe Ulrich Mahler aus Altlussheim. Hunde beispielsweise haben nur wenige Schweißdrüsen im Bereich der Pfoten. Viel zu wenige, um wirksam zu schwitzen. „Hunde und Katzen hecheln stattdessen, um sich Erleichterung zu schaffen“, erklärt Tierärztin Ruth Kothe aus Stutensee.

300 Atemzüge pro Minute

Bis zu 300 Mal in der Minute atmet ein Hund, wenn ihm heiß ist. Dabei verdunstet er Feuchtigkeit über die Zunge, sorgt zusätzlich für eine Art innere Ventilation und verschafft sich auf diese Weise ein wenig Abkühlung. „Aber nicht genug, um in einem in der prallen Sonne stehenden Auto überleben zu können“, sagt die in Ubstadt-Weiher wohnende Tierärztin Bettina Volpe Freiwald, und weist darauf hin, dass Hunde immer wieder an einem durch menschliches Fehlverhalten verursachten Hitzschlag, sterben.

Vögel plustern sich auf

Gefiederte Zweibeiner verschaffen sich ebenfalls durch eine besondere Methode Kühlung. „Vögel haben in ihrem Körperinneren so genannte Luftsäcke. Aus denen transportieren sie feuchte Luft nach außen, und durch deren Verdunstung erzeugen sie Kühlung“, erklärt Ruth Kothe, warum man an heißen Sommertagen häufig Krähen, Reiher oder auch kleine Singvögel wie Sperlinge oder Finken mit weit geöffnetem Schnabel auf Bäumen sitzen sieht. Dabei sehen die Vögel zwar aus als würden sie wie Säugetiere hecheln, tatsächlich unterscheidet sich ihr Kühlsystem aber grundsätzlich von dem eines Säugetiers, betont die Tierärztin aus Stutensee. Zusätzlich plustern Vögel an heißen Tagen ihr Gefieder auf, sodass sie jeden noch so kleinen Windstoß kühlend auf der Haut spüren.

Von Franz Lechner
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