Skip to main content

Naturfreunde im Einsatz an der B3

In einer Stunde wollen bei Weingarten über 100 Springfrösche über die Straße

Die Leiteinrichtungen entlang der B3 zwischen Weingarten und Grötzingen, die zu Tunneln für die Tiere führen, sind vielfach mit Müll verstopft.

Ein Springfrosch wird von dem undurchlässigen schwarzen Zaun aufgehalten
Ein Springfrosch wird von der gewölbten Abgrenzung abgehalten, auf die viel befahrene Bundesstraße zu kriechen. Foto: Marianne Lother

  Springfrosch, Wasserfrosch und Kreuzkröte gab es im Bruch früher in Massen, erinnert sich Richard Arheit. Aber im Lauf der vergangenen 50 Jahre sei ihre Population dramatisch zurückgegangen.

Der 60-jährige Weingartener weiß, wovon er spricht, denn er ist in der Stettiner Straße am damaligen südlichen Ortsrand aufgewachsen.

Das massenhafte Vorkommen von Amphibien aller Art bestätigt auch der Weingartener Ökologe Hans-Martin Flinspach. Ebenso aber auch einen Rückgang, der letztlich auf Bautätigkeit und klimabedingte zunehmende Trockenheit zurückzuführen sei.

Springfrösche und Erdkröten sind auf ihre Geburtsgewässer geprägt.
Richard Arheit
Amphibienretter aus Weingarten

Heute engagieren sich Flinspach und Arheit bei den Weingartener Amphibienschützern. Sie helfen, die Tiere auf ihrem Weg vom Bergwald zum Weingartener Moor über die stark befahrene Bundesstraße 3 zu bringen. „Springfrösche und Erdkröten sind auf ihre Geburtsgewässer geprägt“, erklärt Flinspach. Sie kehren jedes Jahr dorthin zurück, um dort zu laichen. Sobald das Wetter eine Temperatur von vier Grad erreiche und Regen einsetze, gehe die Wanderung los.

An diesem Januarabend ist es sechs Grad warm und es regnet heftig. „Ideales Froschwetter“, stellt Arheit fest und macht sich, ausgerüstet mit Stirnlampe und Eimer, auf den Weg. Das erste, was ihm auffällt, ist zahlreicher Müll entlang der Wegstrecke und vor allem im Parkplatzbereich.

Vor etlichen Jahren bereits wurden an dieser Strecke entlang der Bundesstraße zwischen Weingarten und Grötzingen Leiteinrichtungen gebaut, die die Tiere zu Tunneln führen. Zum Leidwesen der ehrenamtlichen Helfer sind diese Tunnel und Leiteinrichtungen jedoch vielfach mit Müll verstopft.

Kunststoffzäune halten die Tiere zurück

Außerhalb dieser Betonanlagen sind Kunststoffzäune gestellt, die kein Tier durchlassen. Dort müssen sie von Helfern eingesammelt werden.

Es dauert nicht lange, bis Arheit den ersten Springfrosch sichtet, der versucht, an der gewölbten Innenseite der Abgrenzung hochzuklettern. Er nimmt ihn vorsichtig auf und setzt ihn in den Eimer. „Die Wanderung setzt jedes Jahr früher ein“, stellt er fest. „Im vorigen Winter haben wir nicht erst im Januar, sondern bereits im Dezember die ersten Tiere gesammelt.“

Flinspach erinnert sich an ein Wetterextrem im Jahr 2002. Damals sei es lange kalt geblieben, bis erstmals im März die erforderliche Nachttemperatur von über vier Grad erreicht worden sei und die Wanderung explosionsartig eingesetzt habe. 4.150 Tiere hätten sie in dieser Nacht bis weit nach Mitternacht über die Straße getragen.

In den nächsten zwei Stunden wird Arheit über 100 Springfrösche und zwei Wasserfrösche auflesen. Seine Funde dokumentiert er in einer Liste über den aktuellen Bestand. Auch ein Feuersalamander begegnet ihm, worüber er sich besonders freut. „Feuersalamander sind sehr selten geworden“, sagt er.

Arheit gehört zu einer Gruppe von aktuell 16 Helfern. Silvia Kuhnmünch ist seit 2021 dabei, erstellt den Schichtplan der Helfer und organisiert kurzfristig Ersatz bei Ausfällen. Kuhnmünch stieß per Zufall dazu, fand Interesse an der Sache und blieb dabei. Das Gefühl, einer Gruppe anzugehören, in der alle am selben Strang ziehen und Sinnvolles tun, bereite ihr viel Freude, sagt sie.

Auch für größere Kinder sei das ein Erlebnis und die Strecke von rund drei Kilometern sei zu bewältigen. Ein dringendes Anliegen der Ehrenamtlichen ist allerdings, dass die vorbeifahrenden Autofahrer nicht nur ihren Müll bei sich behalten, sondern auch den Fuß vom Gas nehmen, wenn das Warnschild mit der Kröte am Straßenrand auftaucht.  

nach oben Zurück zum Seitenanfang