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Windkraft bekommt Gegenwind

Ingenieur sieht Windkraft-Pläne der EnBW auf dem Weingartener Heuberg kritisch

Die geplanten Windräder auf dem Heuberg polarisieren schon seit Jahren in Weingarten und Walzbachtal: Ein Ingenieur aus der Schweiz sprach bei einem Vortrag über die geplanten Anlagen – und wie viele Windräder es für die Energiewende braucht.

Das Thema Windkraftanlagen wird in Muggensturm derzeit kontrovers diskutiert. Die Gemeinde lädt am 22. Mai zu einer Podiumsdiskussion ein.  Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Das Thema Windkraftanlagen wird Weingarten und Walzbachtal kontrovers diskutiert. Ein Ingenieur aus der Schweiz hielt nun einen Vortrag über das Thema. Foto: Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Bereits der Titel der Veranstaltung macht deutlich: Die Windkraft bekommt Gegenwind. „Energiekrise – die natürlichen Grenzen von Wind und Sonne“ ist der Vortrag nämlich überschrieben. Referent des Abends im Geggus-Sportpark in Weingarten ist Ueli Gubler. Eingeladen haben den Schweizer Ingenieur die Freien Wähler Weingarten.

„Es geht nicht um die Fledermäuse“, macht Gubler deutlich. Sein Ansatz vor rund 35 Zuhörern: Er will die technische Seite der Windkraft beleuchten. Und technisch gesehen hält er Windräder auf dem Heuberg nicht für sinnvoll.

Das Thema Windkraft wird in Weingarten und Walzbachtal seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Fünf Windräder mit einer Gesamthöhe von jeweils 247 Metern will die EnBW auf dem Heuberg zwischen Weingarten und Jöhlingen errichten. Gegner des Vorhabens befürchten unter anderem den Tod von Vögeln oder anderen Arten sowie Lärmbelästigung und Schattenwurf durch die Rotoren.

Wie viele Windräder braucht es für die Energiewende?

Deutschland und die Schweiz wollen aus den fossilen Brennstoffen und der Kernenergie aussteigen und zukünftig hauptsächlich auf Sonne und Wind setzen, sagt Gubler. „Aber niemand macht Angaben dazu, wie viele Windräder und Solaranlagen dazu nötig sind“, so der Referent.

Fossile Energieerzeugung ist ja auf Dauer keine Alternative.
Miriam Teige, Pressesprecherin EnBW

Warum das so ist? Entweder interessiere es niemanden – oder man wolle die Zahl niemandem zumuten, sagt der Ingenieur. Die EnBW rechnet nach eigenen Angaben damit, dass ein Windrad auf dem Heuberg rund 15.000 Megawattstunden im Jahr erzeugt. Bei fünf Anlagen wären das 75.000 Megawattstunden pro Jahr.

Gubler hingegen berechnet einen Wert von 9.600 Megawattstunden für die Jahresleistung eines Windrads. Ausschlaggebend für die Berechnungen ist die Windstärke. Gubler spricht von einer Windgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde in Weingarten, die EnBW in aktuellen Prognosen von 6,4 Metern pro Sekunde.

80 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland würden sich aktuell aus Kernenergie und Energie aus fossilen Brennstoffen speisen, so der Referent. Für die Energiewende brauche man daher rund 209.000 Windräder in Deutschland. Um Karlsruhe, eine Stadt mit 300.000 Einwohnern, zu versorgen, bräuchte man laut Gubler 790 Windräder. Aktuell gibt es in Deutschland rund 29.000 Windräder.

Energiespeicherung ist noch nicht optimal

Dazu komme die Energiespeicherung als „ungelöstes Problem“. Denn: „Ohne Speicherung funktioniert die Energiewende nicht.“ Sowohl Trockenbatterien (geringe Speicherfähigkeit bei großem Platzbedarf) als auch Pumpspeicherbecken (keine optimalen geografischen Voraussetzungen in Deutschland) sind laut Aussage des Ingenieurs ungeeignet.

Die EnBW sieht ebenfalls Handlungsbedarf bei der Speicherung, wie Pressesprecherin Miriam Teige auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. „Wir sind uns bewusst, dass sich Speichermöglichkeiten bei zunehmendem Ausbau stark weiterentwickeln müssen“, so Teige. Und das werde auch passieren. „Fossile Energieerzeugung ist ja auf Dauer keine Alternative.“

Schall ist ein „subjektives Thema“

Viele sehen auch den Schall der Windräder als gesundheitsgefährdend an. Der Infraschall, den Menschen nicht hören, könne unter anderem Schwindel oder Übelkeit hervorrufen.

Hier komme es auf die jeweilige Person an, ob er oder sie auf den Infraschall reagiert oder nicht, sagt Gubler. „Wir werden selbstverständlich die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte einhalten“, sagt Teige und fügt hinzu, dass Schallbelästigung ein „subjektives Thema“ sei.

Zuhörer diskutieren Unsicherheit bei Windenergie

Bereits jetzt kämen in manchen Wochen 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, führte ein Befürworter der Windkraft bei der sich anschließenden Diskussion ins Feld.

Das sei aber nur dann der Fall, wenn der Wind entsprechend stark wehe, sagt Gubler. Dazu komme, dass sich die Zahl nur auf die Stromerzeugung bezieht, nicht aber zum Beispiel auf Energie aus Diesel und Benzin.

Ein Zuhörer verweist auf die Unsicherheit bei Windenergie. Es gebe Überlegungen, dass Fabriken bei Stromknappheit aufgrund unzureichenden Winds in Zukunft ihre Produktion herunterfahren. Aber das seien „Pippi Langstrumpf“-Ideen: „Wie oft soll man herunterfahren und wer bezahlt die Arbeiter?“

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