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Eher was für Neueinsteiger

Weingartener Winzer stehen Künstlicher Intelligenz skeptisch gegenüber

Reben schneiden nach Anleitung einer Künstlichen Intelligenz findet in der Winzergemeinde keinen Anklang. Der Knackpunkt ist der Zeitaufwand. 

Elina Holzmüller schneidet mit der Elektroschere pro Minute einen Rebstock.
Elina Holzmüller braucht beim Schneiden mit der Elektroschere eine Minute pro Rebstock. Foto: Marianne Lother

Frühjahrszeit ist Schnittzeit. Im Weinberg will jeder Rebstock einzeln geschnitten werden, damit er im beginnenden Fruchtjahr die gewünschte Anzahl von Trieben hervorbringt. Dabei ist auf den richtigen Schnitt genau zu achten. Könnte da nicht eine Künstliche Intelligenz (KI) helfen?

Das Ministerium für Weinbau hat an einem derartigen Projekt mitgearbeitet. Dabei scannt der Winzer jeden einzelnen Rebstock mit dem Smartphone ab, schickt das Video auf einen Server und erhält auf dem Display einen farbig gestalteten Vorschlag, wo der richtige Schnitt zu setzen sei. Nur: Der ganze Vorgang dauert drei Minuten pro Rebstock.

Elina Holzmüller und Lea Siegrist aus Weingarten sind zwei junge Frauen, die sozusagen mit dem Weinbau aufgewachsen sind. Ruckzuck geht ihnen die Arbeit von der Hand, der Schnitt eines Rebstocks erfordert bei ihnen nicht mehr als eine Minute. Beide sehen den Einsatz von KI eher skeptisch.

Der Mensch muss sich zu helfen wissen

Lea verweist für den Fall, dass tatsächlich eines Tages Roboter den kompletten Rebschnitt übernehmen sollen, auf fehlendes Hintergrundwissen: Spätestens dann, wenn die Technik versagt, muss der Mensch sich zu helfen wissen. Sie setzt auf Schulungen und Literatur.

Elina Holzmüller befürwortet zwar den Einsatz von Technik im Weinberg, der bei großen Mengen hilfreich sein kann. Sie denkt dabei an teilflächenspezifische Düngung, bei der mit einer Drohne nur so viel Dünger ausgebracht wird wie nötig. Den Ersatz von Wissen durch Technik sieht dagegen auch sie kritisch. Mit wenig Aufwand könne ein Seminar zum sanften Rebschnitt besucht werden, um sich die Methode mit etwas Übung selbst anzueignen.

Der Weingartener Winzer Bernd Lörz ist für Technik grundsätzlich aufgeschlossen, denn Arbeitskräfte sind selten und teuer. Aber sich vor dem Schnitt eine Anweisung per Foto zu holen, sei für einen erfahrenen Winzer sehr zeitintensiv und überflüssig. Schreite die Entwicklung allerdings so voran, dass ein Roboter 24 Stunden am Tag diese Arbeit selbstständig übernehmen würde, werde das für große Betriebe wirtschaftlich durchaus interessant.

Heiko Ziegler, ebenfalls Winzer in Weingarten, ist auch der Meinung: Künstliche Intelligenz für Neueinsteiger ja, aber für erfahrene Winzer nein. Höchstens bei Problemstöcken.

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