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Gefahr durch späte Nachtfröste

In den Weingartener Weinbergen hat die Arbeit längst begonnen

Elina Holzmüller und Lea Siegrist stehen am Beginn ihres Berufslebens als Vollerwerbswinzerinnen und berichten über ihre Erfahrungen.

Elina Holzmüller weiß genau, wo der Schnitt zu setzen ist.
Die verbliebene Rute steckt sie in einen Drahtrahmen. Mit der elektrischen Schere geht die Arbeit flott voran.
Elina Holzmüller weiß genau, wo der Schnitt zu setzen ist. Die verbliebene Rute steckt sie in einen Drahtrahmen. Mit der elektrischen Schere geht die Arbeit flott voran. Foto: Marianne Lother

Der Rebschnitt ist der entscheidende Faktor für den späteren Ertrag eines Weinstocks und die Qualität der Trauben. Denn je weniger Triebe Trauben tragen, desto geschmackreicher und gehaltvoller ist am Ende die Ernte. Die Weingartener Winzerinnen Elina Holzmüller und Lea Siegrist sind mit dieser Arbeit bereits fertig.

„Die beste Zeit ist, wenn die Blätter unten und die Reben in der Winterruhe sind“, erklärt Holzmüller. Das könne schon im November sein. „Idealerweise wird die erste Frostperiode abgewartet“, ergänzt Siegrist.

Schneiden sei die zeitintensivste Arbeit, da sie nicht komplett durch Maschinen ersetzt werden könne, sagt sie. Wohl erleichtert die elektrische Schere die Ausführung, aber welche Rute letztlich angeschnitten wird, müssen die jungen Winzerinnen jedes Mal neu entscheiden, auch wenn alle Reben im Prinzip den gleichen Bauplan haben.

Pheromonfallen gegen den Traubenwickler

Zuerst wird das vorjährige Holz entfernt, eine Fruchtrute für das aktuelle Jahr angeschnitten und in einen Drahtrahmen gesteckt. Reihe für Reihe arbeitet sich Elina Holzmüller durch ihren Weinberg am Weingartener Katzenberg, rund eine Minute braucht sie für jeden Stock. Die abgeschnittenen Ruten bleiben liegen und werden später mit dem Gras gemulcht.

Spätestens wenn die Knospen schwellen, sollte der Schnitt abgeschlossen sein, sagt Lea Siegrist. Dann sei auch der beste Zeitpunkt, dem Boden Stickstoff und Magnesium zuzuführen, das Gras zwischen den Reihen und unter den Stöcken zu mulchen und für das Aufhängen von Pheromonfallen.

Diese unscheinbaren, nur wenige Zentimeter großen Behälter werden zwischen die Rebstöcke gehängt und geben einen Duft ab, der den Traubenwickler, einen gefürchteten Fressschädling, an der Eiablage hindern soll. Die Methode habe sich in Weingarten seit Jahren bewährt, seit ihr Vater Gerd Siegrist sie seinerzeit vorgestellt habe. Dadurch sei die Gabe von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert worden.

Eine Gefahr von ganz anderer Seite droht den jungen Trieben von späten Nachtfrösten. Dagegen kennt Elina Holzmüller zwar ein einfaches Mittel, nämlich spezielle Frostschutzkerzen. Aber das sei in ihrem Betrieb noch nie ein Thema gewesen. Aktuell ist sie dabei, ihren Betrieb für den neuen Jahrgang aufzustellen. Das heißt, Pflanzenschutz zu planen, Maschinen auf die Arbeit vorzubereiten, Rebanlagen zu reparieren.

Sie legt dieses Frühjahr ein kleines Stück neu an, erstmals mit einer Piwi-Sorte (pilzwiderstandsfähige Rebsorte), wo vorher Spätburgunder gestanden hat. Das sehe sie als Investition in die Zukunft an. Aktuell hat sie viel Auxerrois im Anbau, der gut nachgefragt sei.

Was erwarten die Winzer vom Jahrgang 2024? „Alles ist möglich“, sagt Lea Siegrist. Die vergangenen Jahre hätten verlässliche Prognosen erschwert. Der Winter war zu warm, die Entwicklung zu früh. Von Dürre bis zu viel Niederschlag oder sogar Hagel sei alles drin. 

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