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Preisflüge beginnen im Mai

Weingartener Brieftaubenverein versorgt rund 400 Tiere

Das Hobby wird dadurch belastet, dass rund 20 Prozent der Tauben irgendwann nicht mehr zurückkommen. Windräder, Stromleitungen und Raubvögel sind Gefahren. 

Hubert Bauer und Frieder Kammerer
Hubert Bauer (links) und Frieder Kammerer zeigen zwei ihrer Tauben. Foto: Lu Siegrist

Jeden Sonntag treffen sich die Mitglieder des Weingartener Brieftaubensportvereins in ihrem Vereinsheim und sprechen über die Auslese, die Verpaarung und die Versorgung der Tauben. Der ehemalige Vorsitzende Peter Stoll stellt den Brieftaubenverein mit einem Satz vor: „Unsere Tauben werden auf die Reise geschickt und jeder hofft, dass sie schnellstmöglich nach Hause kehren.“

„Die sogenannten Preisflüge finden zwischen Mai und September statt“, erklärt Bernhard Braun. Die Tauben werden mit einem Kabinenexpress, einem speziellen tiergerechten Transport, in Richtung Frankreich gefahren und dort ausgesetzt. Gemessen wird, wie viel Zeit sie brauchen, bis sie daheim bei ihrem jeweiligen Züchter angekommen sind.

„Die Tauben werden vorher mithilfe des Rings am Fuß registriert“, sagt Braun. „Man weiß also genau, dass die Taube zum Beispiel in Paris um 7 Uhr morgens ausgesetzt wurde. Sie fliegt dann nach Hause und die jeweilige Zeit wird gescannt.“

Die Tiere fliegen mit einer Geschwindigkeit zwischen 80 bis 100 Kilometern pro Stunde. Nachdem die Tauben angekommen sind, werden die Zeiten ausgewertet und auf eine Ankunftsliste gesetzt. Auf diese kommen die schnellsten 33 Prozent der Tauben. Bei den Wettbewerben geht es jedoch schon lange nicht mehr um das Geld. Zu D-Mark-Zeiten habe man noch Geld auf die Tauben setzen können, sagt Braun. „Das ist jedoch schon lange her.“

Die Brieftaubensportvereine sind auf verschiedene Gemeinden verteilt, im nördlichen Landkreis Karlsruhe zum Beispiel Weingarten, Untergrombach und Blankenloch. Diese Vereine sind zusammen in einer Reisevereinigung. „Das sind ungefähr zwölf Vereine. Zusammen schicken wir die Tauben dann los“, erklärt Bernhard Braun, der Vorstand der Reisevereinigung Karlsruhe und Umgebung. Insgesamt seien es rund 1.500 Tiere. Schließlich habe jedes Vereinsmitglied zwischen 30 und 70 Tauben. „Wir haben rund 400 Tauben im Verein in Weingarten und ungefähr sechs Taubenschläge“, sagt Peter Stoll.

Die Tauben werden zwischen Februar und März gepaart. Etwa eine Woche, nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie beringt. „Dieser Ring ist nicht nur für die Zeitmessung wichtig, sondern auch hilfreich, falls sich eine Taube mal in einem anderen Schlag verirrt“, sagt Braun. So kann der Vorstand des jeweiligen Vereins kontaktiert und die Taube zurückgebracht werden. Nach vier Wochen finden die ersten Flüge zur Übung auf die Hausdächer statt. Dort orientieren sich die Tauben und erkunden ihre Umgebung.

Das Hobby ist sehr zeitintensiv

„Nach zwei bis drei Monaten entfernt sich der Züchter mit den Jungtieren etwa fünf Kilometer weit und sie müssen erstmals nach Hause fliegen“, erklärt Stoll. Dies wird nun trainiert und die Entfernung immer wieder vergrößert. „Bald finden dann erste Trainingsflüge mit dem Kabinenexpress statt“, erklärt Braun. Die Tauben fliegen nun meist eine Strecke zwischen 40 und 120 Kilometern. Danach finden die Wettkämpfe – die Preisflüge –statt. Die Streckenlängen reichen von rund 180 bis 650 Kilometern.

„Unser Hobby ist sehr zeitintensiv. Wir sehen uns manchmal öfter als unsere eigene Familie“, sagt Vorsitzender Johannes Laturnus. Auch die Tiere wachsen den Züchtern ans Herz. „Wir kennen die Tauben natürlich persönlich“, sagt Braun. Man verbringe durch die Pflege und das Füttern sehr viel Zeit mit ihnen. Daher ist es besonders tragisch, dass rund 20 Prozent der Tauben irgendwann nicht mehr zurückkommen. Grund dafür seien oft Windräder und Stromleitungen. Doch auch Raubvögel seien eine große Gefahr. Oft würden die Tiere verletzt zurückkommen. „Ich habe schon zugeschaut, wie ein Wanderfalke kommt, in einen Schwarm fliegt und eine Taube mitnimmt“, erklärt Braun. Ein sehr trauriger Anblick für die Tierliebhaber.

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