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Verhandlungen um Vertrag

Karlsruher Schlosslicht­spiele bald ohne Kurator Peter Weibel?

Die Karlsruher Schlosslichtspiele müssen künftig möglicherweise ohne Kurator Peter Weibel auskommen. Sein Vertrag als ZKM-Chef wurde zuletzt nur bis Ende 2020 verlängert. Bleibe es dabei, habe er noch so viel abzuarbeiten, dass keine Zeit bleibe, sich um die künstlerische Begleitung der Projektionen zu kümmern, so Weibel.

ZKM-Chef Peter Weibel ist seit Anfang an Kurator der Schlosslichtspiele.
ZKM-Chef Peter Weibel ist seit Anfang an Kurator der Schlosslichtspiele. Foto: Sandbiller

ZKM-Chef Peter Weibel hat Ideen. Die Band Kraftwerk, die bereits im ZKM auftrat und zu der er Kontakte hat, möchte er beispielsweise gerne auf den Schlossbalkon stellen. Die Musik würde dann Bilder auf der Fassade erzeugen. Beim Livekonzert aufgenommen, entstünde so ein neuer Beitrag für die Schlosslichtspiele – an denen der heute 75-Jährige aber künftig womöglich gar nicht mehr mitwirkt.

Viele Ideen – aber womöglich keine Zeit mehr

Hintergrund sind die Verhandlungen um seinen Vertrag. Der wurde von Land und Stadt zuletzt nur um ein Jahr bis Ende 2020 verlängert. Bleibe es dabei, müsse er noch vieles abarbeiten, erläutert Weibel. Zeit für die Begleitung der Schlosslichtspiele bliebe dann ebenso wenig wie für die City of Media Arts.

„Ich stehe in diesem Fall nicht mehr als Kurator zur Verfügung.“ Allerdings wäre Weibel umgekehrt bereit, weitere fünf Jahre – also bis zu seinem 80. Geburtstag – an der Spitze des ZKM zu stehen. „So könnte man jemanden aufbauen“, sagt Weibel. „Mit 80 wäre in jedem Fall Schluss.“

Wäre, hätte, würde: Aktuell ist erst mal offen, wer 2020 die künstlerische Leitung der Schlosslichtspiele hat. Deren Finanzierung steht, allein die Stadt gibt 400.000 Euro des Gesamtbudgets von einer Million. „Grundsätzlich haben wir eine Verabredung, dass die kuratorische Kompetenz der Schlosslichtspiele beim ZKM liegt“, sagt Martin Wacker. Er ist Chef der städtischen Marketing und Event (KME) GmbH, die für das Organisatorische zuständig ist. Weibel sei ein hervorragender Kurator. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Peter Weibel als Kurator an Bord zu behalten“, sagt der KME-Chef.

Wacker und Weibel seit 2015 die Köpfe der Schlosslichtspiele

Wacker und Weibel sind seit 2015 die Köpfe der Schlosslichtspiele. Weibel erinnert sich noch gut an die Anfänge zum Auftakt des 300. Stadtgeburtstags. Nach einer aufwendigen Eröffnungsshow starteten an diesem Abend erstmals die Projektionen auf die Fassade des Barockshows – und die Zuschauer waren begeistert.

„Ich ging auf die Bühne, wie ein Fußballer, der gewonnen hat“, sagt der ZKM-Chef. Damals dachte er nicht, dass es im Folgejahr zu einer Wiederholung kommen wird. Doch die Schlosslichtspiele gingen weiter. Mit großem Erfolg. Jahr für Jahr. Oberbürgermeister Frank Mentrup – der aktuell im Urlaub weilt – bezeichnet sie als ein Markenzeichen der Stadt.

Weibel war von Anfang an sicher: „Wir brauchen Niveau, bei den Shows wie bei der Technik. Eine zweite Chance hätte uns das Publikum nicht gegeben“, ist er sicher. Rückblickend sagt er: „2015 waren die Zuschauer berauscht. Inzwischen haben sie sich an die Sensationen gewöhnt.“ Weibel meint: „Man muss die Schlosslichtspiele immer neu erfinden.“

Man muss die Schlosslichtspiele immer neu erfinden.
ZKM-Chef Peter Weibel

Die Werke der Künstler sind Auftragsarbeiten. Weibel gibt ihnen Themen vor, oft ein Script. Er steuert Bilder bei, sein Wissen, seine Erfahrung. Den gesamten Entstehungsprozess über ist er an Bord, lässt immer wieder nacharbeiten. Der Israeli Eyal Gever musste einst noch mal an seinen Wasserfall dran, der die Schlossfassade flutet.

Ein herber Schlag für die Schlosslichtspiele könnte ein Rückzug des Kurators Peter Weibel sein. Der ZKM-Chef muss Stand jetzt Ende 2020 in Ruhestand gehen. Für die Projektionen bleibe ihm in den kommenden Monaten dann keine Zeit mehr.
Ein herber Schlag für die Schlosslichtspiele könnte ein Rückzug des Kurators Peter Weibel sein. Der ZKM-Chef muss Stand jetzt Ende 2020 in Ruhestand gehen. Für die Projektionen bleibe ihm in den kommenden Monaten dann keine Zeit mehr. Foto: Sandbiller

In diesem Jahr ließ Weibel die Musik von „Evolution of Life“ tauschen: Global Illumination hatte auf Techno gesetzt, was nach Überzeugung des ZKM-Chefs nicht passt zu Biodiversität und Artenvielfalt, um die es im Beitrag geht. Am Ende wurde ein Kompromiss geschlossen: Die ersten Wochen lief die Show nach Weibels Wünschen, jetzt in der zweiten Hälfte nach der Idee der ungarischen Künstler.

Auch Maxin10sity – seit 2015 dabei – überzeugte in diesem Jahr den Kurator nicht gleich. Weltraumkriege im Stile Hollywoods gefielen ihm nicht. Geblieben sind einige Munitionsreste, die aufmerksame Beobachter in „Our only blue One“ entdecken. Weibel sagt: „Dieser Kurator-Job ist viel Arbeit. Die Shows fallen nicht vom Himmel.“

Schlosslichtspiele haben als Format eine Zukunft

Unmittelbar nach Ende der Schlosslichtspiele starte quasi die Planung für das Folgejahr. Extra Geld bekommt Weibel nicht, er hat diese Funktion als ZKM-Chef inne. Jemand anderen als Kurator für die Schlosslichtspiele zu verpflichten, sei möglich. „Ganz einfach zu finden wird so jemand aber nicht sein. Und das würde bestimmt 100.000 Euro kosten“, so Weibel. In Bad Rothenfelde verantwortete er einst die Projektionsbiennale, Projektionen auf eine über 100 Meter lange Mauer. 2015 war dort Schluss, als Weibel aufhörte.

Der ZKM-Chef ist sicher, dass die Schlosslichtspiele als Format eine Zukunft haben. „Die Besucherzahlen kann man nicht groß steigern. Der Platz vor dem Schloss ist endlich“, erklärt er. Aber als Standortfaktor sei die Sache interessant, man könne internationaler werden in der Wahrnehmung. „Ich hätte Ideen, wie wir unseren Standort im Zentrum Europas noch besser in den Fokus rücken könnten.“

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