Ebenfalls sehr traurig darüber, dass die Schaukeln verschwunden sind, ist Manuela Liebrecht. Die Yoga-Lehrerin wohnt direkt um die Ecke und erfreute sich jeden Tag daran. Sie schwärmt von „der wunderschönen Einfachheit, wie sie über der Alb schweben – voller Leichtigkeit.“
Darauf zu schaukeln sei, wie einen Moment Pippi Langstrumpf zu sein. Es mache einfach Spaß. Deshalb habe sie es auch in ihre Yogastunde eingebaut, die sie bei einer Wiese an der Appenmühle hält. „Die Schaukeln taten der Stadt und den Bürgern, die sie entdeckt haben, wirklich gut“, erklärt die 49-Jährige. Ihr Schwager habe an der Location gerade ein Fotoshooting geplant und auch schon ein Model gebucht.
So sah die Brücke mit Schaukeln aus
Es ist nicht zulässig, an Bauwerke etwas anzubringen.Tobias Pfister, Mitarbeiter des Tiefbauamts
Nicht nur die beiden Karlsruherinnen, sondern viele weitere Spaziergänger fragen sich am Freitagnachmittag: Wo sind die Schaukeln hin, die zu einem beliebten Anziehungspunkt wurden?
Die Antwort: Das Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe hat die nicht offiziell zur Brücke gehörenden Schaukeln aus Sicherheitsgründen sowie wegen Hochwasser und einer möglichen Gefährdung abhängen lassen.
„Es ist nicht zulässig, an Bauwerke etwas anzubringen“, sagt Tobias Pfister, Leiter der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau und Gewässer im Tiefbauamt auf Nachfrage der Badischen Neuesten Nachrichten. Wann genau die Schaukeln angebracht wurden, konnte er nicht sagen. Abmontiert wurden sie in der vergangenen Woche.
Unter der Brücke könnten sich im Bereich des Wassers zudem Äste verhaken. Und bei Hochwasser komme dann laut Pfister auf natürliche Weise noch weiteres Material hinzu. Das könne einen Schaden am Geländer und am Bauwerk verursachen.
Die Brücke ohne Schaukeln
Der städtische Mitarbeiter spricht zudem die Haftungsfrage an. „Diese stellt sich immer, wenn etwas passiert“, sagt er. „Dann müssten Dritte in Verantwortung genommen werden.“ Sicher sei die Idee für Kinder und Jugendliche reizvoll, so Pfister.
Schaukeln fördern die Bewegung und steigern die Lebensqualität.Ralf Birkner, Leiter der Mobilen Spielaktion
Fragt man bei anderen Einrichtungen wie der Mobilen Spielaktion des Stadtjugendausschuss Karlsruhe nach, sieht die Sache etwas anders aus. Geht es nach deren Leiter Ralf Birkner, könnte es noch mehr oder gar nicht genug Schaukeln in Karlsruhe geben. Der Spielpädagoge- und therapeut stuft diese als pädagogisch wertvoll ein. „Schaukeln fördern die Bewegung und steigern die Lebensqualität“, sagt Birkner. „Sie sind leicht zugänglich und auch leicht zu pflegen.“
Die Menschen wüssten zudem, wie sie mit Schaukeln umzugehen hätten. Wenn das Team der Mobilen Spielaktion in der Nähe der Appenmühle ist, hängt es ebenfalls beaufsichtigt eigene Schaukeln an Brücken auf – aber dann auch wieder ab. Dauerhafte Schaukeln sollten laut dem Einrichtungsleiter sicher angebracht werden, gibt er zu Bedenken.
Doch dies solle kein unlösbares Problem sein. Der Wunsch nach etwas Abwechslung und Bewegung ist, gerade in Zeiten von Corona, stärker denn je. Und wie beliebt die Schaukeln sind, zeigen Gespräche über Erfahrungsberichte sowie Instagram-Beiträge.