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Neues aus dem Elternleben

Meister des perfekten Timings

Kinder haben die besondere Fähigkeit, immer genau dann etwas zu wollen, wenn es gerade unpassend ist. Wie es ist, in jedem Moment der Entspannung oder Konzentration gestört zu werden, erzählen wir in der neuesten Ausgabe unserer Kinderkram-Kolumne.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Ich habe im Internet einmal eine Comiczeichnung gefunden, auf der eine Frau auf der Toilette sitzend abgebildet war. Ihr Blick lag auf einer Wurstverpackung, die soeben durch den Spalt unter der Toilettentür hindurchgeschoben worden war. Eine Sprechblase, deren Ende von hinter der Tür kam, sagte: „Mama, kannst du bitte diese Salami für mich aufmachen?“ Treffender kann man das Muttersein kaum beschreiben. Denn wer Kinder hat, dessen Momente der Ruhe sind gezählt.

Dabei ist Ruhe nicht mit Alleinsein gleichzusetzen. Allein ist man tatsächlich ab und an – wenn die Kinder Bilderbücher ansehen oder mit ihren Freunden oder Geschwisterkindern spielen. Kehrt jedoch das Gefühl der Ruhe ein, springt ihr untrügliches Gespür an, sich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt zu Wort zu melden.

Der Zweijährige schafft es seit unserer Heimkehr von der Geburtsstation zielsicher, in wirklich jedem Moment, in dem ich mich mit einem frisch gebrühten Kaffee auf die Couch verziehe, einen Grund zum Brüllen zu finden. Die Vierjährige dagegen hat sich auf wichtige Telefonate spezialisiert. „Mama! Komm! Schnell!“, schreit sie dann beispielsweise dramatisch – um mir schließlich eine Fliege an ihrer Wand zu zeigen oder sich zu beschweren, dass die Sonne ihr beim Malen ins Gesicht scheint.

Zuweilen agieren die beiden auch als Team. Als ich kürzlich unter der Dusche stand, ertönte aus zwei Richtungen in der Wohnung zeitgleich ein infernalisches Gebrüll. Wenige Sekunden später erreichten zwei aufgelöste Kinder das Badezimmer. Das eine hatte sich an einem zerbrochenen Blumentopf den Fuß aufgeschnitten und zog nun eine Blutspur vom Wohnzimmerteppich bis auf den Badvorleger. Das andere hatte sich in den drei Minuten, in denen ich im Bad war, regelwidrig selbst eine Milch eingeschenkt und diese in sein Zimmer getragen, wo es empört feststellte, dass der Großteil auf dem Weg verschütt gegangen war. Gerne würde ich noch erzählen, wie die Geschichte ausgeht, doch leider steht die Vierjährige neben mir und möchte etwas erzählen. Es ist wohl sehr wichtig.

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