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Probeausweis für einen Euro

Nutzer können wegen Corona Bücher der Karlsruher Stadtbibliothek online ausleihen

Wegen der Corona-Krise hat auch die Karlsruher Stadtbibliothek derzeit zu. Nun geht das Team neue Wege, um Kunden online Lesefutter anzubieten. Wer mag, kann per Telefon ein digitales Schnupperabo für einen Monat buchen.

Andrea Krieg
Andrea Krieg leitet die Karlsruher Stadtbibliothek Foto: jodo

Die wegen der Corona-Krise derzeit geschlossene Stadtbibliothek versorgt die Karlsruher weiter mit Lesefutter – nämlich online. Wer auf diesem Weg Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher lesen oder Filme über den Streaming-Dienst „filmfriend“ sehen möchte, braucht jedoch einen Benutzerausweis.

Weil derzeit niemand vorbeikommen und sich registrieren lassen kann, geht das Team von Bibliothekschefin Andrea Krieg nun neue Wege. „Unsere Mitarbeiter nehmen in der Zeit, in der wir geschlossen bleiben müssen, Anträge am Telefon entgegen und geben den Nutzern dann ihre Zugangsdaten“, erklärt Krieg.

Schnupperausweis für einen Euro bringt viele Neuanmeldungen

Erstmals gibt es dabei die Möglichkeit, für einen Euro einen einmonatigen digitalen Schnupperausweis zu buchen. Wer mag, kann über die Hotline auch den regulären Jahresausweis für 19 Euro bestellen. Bezahlt wird später, wenn die Krise vorbei ist.

Krieg beobachtet, dass viele jetzt die Möglichkeit nutzen und sich neu anmelden. „Wenn die Menschen daheim sind, haben sie eben auch Zeit zum Lesen und wollen sich informieren.“ Und für Schüler beispielsweise – die bis 18 Jahre umsonst die Bibliothek nutzen können – habe die Bibliothek einen großen Bestand an Lernmaterial.

Intern nutzt die Bibliothek die Zeit der erzwungenen Schließung, um veraltete Titel auszusortieren und neue zu kaufen. „Wir bestellen hier jetzt ausnahmslos beim lokalen Buchhandel“, erklärt Krieg. Eine halbe Millionen Euro beträgt ihr jährliches Budget.

Lizenzprobleme bei E-Books

Auch sonst unterstütze man viel die Anbieter vor Ort. Bisher wurden einige Werke jedoch auch über einen zentralen Bibliotheksdienst in Reutlingen bezogen. E-Books wiederum könne man nur über einen Bibliotheksanbieter beziehen.

„Die Verlage müssen Bibliotheken keine Lizenzen für E-Books geben. Der zentrale Anbieter klärt deshalb in jedem Fall für uns die Rechte“, erläutert Krieg. Sie wünscht sich, dass die Beschaffung von E-Books für Büchereien künftig leichter wird. Aktuell verfügt die Stadtbibliothek über 35.000 Online-Medien. „Wir stocken das auf und werden bald bei 40.000 liegen“, so Krieg.

Über die Bibliothek Zeitungen lesen

230.000 Online-Ausleihen verzeichnete sie 2019. Wer beispielsweise „Die Zeit“ lesen möchte, hat dafür drei Stunden Zeit. Fünf Lizenzen gibt es für das Wochenblatt aus Hamburg, also können maximal fünf Nutzer gleichzeitig schmökern.

Wer ein E-Book ausleiht, hat dafür drei, vier Wochen Zeit. Für Bestseller wie „Das Gewicht der Worte“ von Pascal Mercier sind mehrere Lizenzen vorhanden, um monatelange Wartezeiten auszuschließen. Eine großartige Ausstattung muss niemand dafür daheim haben, ein Tablet, Tolino oder klassischer PC reicht.

In den Tagen vor der Schließung war extrem viel los

Rund 1,7 Millionen Ausleihen gab es 2019 insgesamt – obwohl in dem Jahr die Bibliotheken in Grötzingen und Mühlburg zeitweise geschlossen waren. Von den 320.000 physisch vorhandenen Medien – also den klassischen Büchern, Hörbüchern und DVDs – sind der Bilanz zufolge aktuell rund 100.000 unterwegs.

„Gerade in den Tagen vor der Schließung war bei uns extrem viel los“, berichtet Krieg. Im Schnitt kommen am Tag 2.000 Besucher in die Einrichtungen. 30.000 Karlsruher oder Menschen aus dem Umland haben einen Nutzerausweis.

Alle Leihfristen bis Mitte April verlängert

In den Bibliotheken in Durlach und Mühlburg, in der Zentrale am Ständehaus und in der Amerikanischen Bibliothek können Medien auch weiter über Schalter oder Container ohne persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern zurückgegeben werden. Dabei muss aber keiner Zeitdruck empfinden. Alle Ausleihfristen sind bis 19. April verlängert.

„Wenn wir wieder öffnen dürfen, werden wir in jedem Fall auch eine Woche Puffer anbieten, damit nicht alle an einem Tag kommen“, sagt Krieg. Ihr Team umfasst 70 Mitarbeiter, die sich 50 Stellen teilen. „Einige haben jetzt Urlaub. Risikogruppen sind freigestellt. Die übrigen arbeiten – und nehmen eben beispielsweise am Telefon Bestellungen für das digitale Schnupperabo entgegen“, so Krieg.

Wer ein Schnupperabo oder einen regulären Ausweis telefonisch beantragen möchte oder Fragen zur Ausleihe hat, erreicht die Stadtbibliothek montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter (07 21) 1 33 42 49.

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