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Zu wenig Spenden

Ohne städtische Zuschüsse droht dem Karlsruher Ausleihladen das Aus

Im Karlsruher „leih.lokal“ können registrierte Nutzer kostenlos rund 600 Produkte ausleihen, etwa Bohrmaschinen, Schneeketten oder Christbaumständer. Allerdings hat der Laden ein Finanzierungsproblem – und hofft auf Zuschüsse der Stadt.

Auf eine Finanzspritze von der Stadt für den Leihladen hofft Cornelia Holsten, Vorsitzende der Bürgerstiftung und Initiatorin der Einrichtung in der Oststadt. An diesem Dienstag berät der Hauptausschuss – auch über einen Zuschuss für das Reperaturcafé. Foto: jodo
Auf eine Finanzspritze von der Stadt für den Leihladen hofft Cornelia Holsten, Vorsitzende der Bürgerstiftung und Initiatorin der Einrichtung in der Oststadt. An diesem Dienstag berät der Hauptausschuss – auch über einen Zuschuss für das Reperaturcafé. Foto: jodo Foto: jodo

Im Karlsruher „leih.lokal“ können registrierte Nutzer kostenlos rund 600 Produkte ausleihen, etwa Bohrmaschinen, Schneeketten oder Christbaumständer. Allerdings hat der Laden ein Finanzierungsproblem – und hofft auf Zuschüsse der Stadt.

Der Weihnachtsbaum wird in vielen Haushalten erst am heiligen Morgen aufgestellt und spätestens am Dreikönigstag wieder abgebaut. Anschließend wird der Christbaumständer für die restlichen 50 Wochen des Jahres im Keller verstaut. Wäre es da nicht praktisch, wenn man die Halterung für das weihnachtlich geschmückte Nadelgehölz einfach ausleihen und zwei Wochen später wieder zurückgeben kann? Das kann man, und zwar im Ausleihladen „leih.lokal“ in der Karlsruher Oststadt.

1000 Nutzer haben sich registriert

Drei Christbaumständer gehören im Ladengeschäft in der Gerwigstraße nämlich ebenso zum Sortiment wie zwei bunte Kinderrodel, eine Slackline, Schneeketten, ein Brotbackautomat und jede Menge Elektrowerkzeug.

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In der ehemaligen Wurstküche der Metzgerei Bässler in einem Hinterhof in der Oststadt befindet sich der Lagerraum des Leihladens. Foto: N/A

„Der absolute Renner sind aber Bohrmaschinen. Die kosten im Baumarkt nämlich relativ viel und werden im Haushalt dann doch recht selten gebraucht“, sagt Leihladen-Initiatorin Cornelia Holsten von der Bürgerstiftung Karlsruhe. Und auch sonst können sich Holsten und ihre Mitstreiter über mangelndes Interesse von den mittlerweile gut 1.000 registrierten Nutzern nicht beklagen.

Gibt die Stadt 10.000 Euro im Jahr?

Weil sämtliche 600 Artikel gebührenfrei ausgeliehen werden können, hat der Leihladen allerdings so gut wie keine Einnahmen und ist bereits ein Jahr nach der Eröffnung auf eine Finanzspritze angewiesen. Am Dienstagnachmittag berät der Hauptausschuss über einen städtischen Zuschuss von jährlich 10.000 Euro für das leih.lokal und das ebenfalls in der Oststadt beheimatete Reparaturcafè. Die Gemeinderatsfraktionen von SPD und Linken hatten das Thema durch entsprechende Anträge bereits im September auf den Verhandlungstisch gebracht und bei der Stadtverwaltung Gehör gefunden.

„Damit können wir unsere Fixkosten für Miete, Strom und Reinigungsdienst decken“, hofft Holsten auf ein positives Votum des Stadtparlaments. Ansonsten drohe dem Leihladen trotz des großen Engagements von mittlerweile 14 ehrenamtlichen Mitarbeitern das Aus.

Zu wenig Spenden

Für die finanzielle Schieflage gibt es nach Holstens Einschätzung gleich mehrere Gründe. Zum einen blieben die Spenden der regelmäßigen Leihladen-Nutzer mit durchschnittlich 200 Euro pro Monat sowie die Vermietung des Ladens bislang hinter den Erwartungen zurück. Zum anderen könne die Bürgerstiftung wegen der derzeitigen Niedrigzinsen kein Geld erwirtschaften. „Auf unserem Sparbuch bekommen wir gerade einmal 3,50 Euro pro Jahr gut geschrieben“, so Holsten. Und das Stiftungskapital von derzeit rund 65 000 Euro in Fonds anzulegen, komme schon wegen der rechtlichen Vorgaben für eine Stiftung nicht in Frage.

Keine Leihgebühren

Leihgebühren können laut Holsten wegen der hohen bürokratischen Hürden ebenfalls keine erhoben werden und würden die Gründungsidee zudem quasi ad absurdum führen. „Wir wollen auch weiterhin ein kostenfreies Angebot für den gesamten Stadtteil bereitstellen“, stellt Holsten klar. Außerdem sei das Ausleihen von wenig gebrauchten Alltagsgegenständen auch ein Beitrag zum Umweltschutz und zuletzt sei der Leihladen auch ein Treffpunkt für die Leute aus dem Stadtteil.

Etwa ein halbes dutzend Mal geht im Ausleihladen auch das Reparaturcafé über die Bühne. Dann reparieren ein Dutzend freiwillige Helfer kaputte Elektronikgeräte von jeweils rund 50 Besuchern. Die Unkosten für Ladenmiete und Getränke von insgesamt 80 Euro können laut Christian Benz vom Organisationsteam des Reparaturcafés bislang noch durch Spenden gedeckt werden. „Meistens bleiben sogar ein paar Euro übrig“, so Benz. Trotzdem würde auch das Reparaturcafé von einem städtischen Zuschuss für das leih.lokal profitieren, denn zu solch guten Konditionen könne in Karlsruhe kein Raum gemietet werden.

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