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Pro & Kontra

Opulente Hochzeitsfeiern: Ausdruck der Freude oder pure Verschwendung?

Ein Hochzeitsfest, das 10.000, 20.000 oder sogar bis zu 350.000 Euro kostet: Ausdruck der Freude oder pure Verschwendung? Die BNN-Redaktionsmitglieder Simon Haas und Julius Sandmann sind diesbezüglich nicht einer Meinung.

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Hochzeit Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa

Für viele Menschen ist es der schönste Tag ihres Lebens: der Tag der Hochzeit. Bräute und Bräutigame beginnen Monate im Voraus mit der Planung – von Kleid und Anzug über Gästeliste bis hin zu Location und Essen.

Eine zentrale Frage: Wie viel Geld sollen die Paare ausgeben? Sonja Schulz von Hochzeitsportal24.de erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Spanne zwischen 1.000 und 50.000 Euro liegt. Ein Großteil der Paare investiere zwischen 10.000 und 20.000 Euro.

Aber es geht auch größer. Nikola Stiefelhagen, Vorsitzende des Bunds deutscher Hochzeitsplaner, sagte der dpa: "Brautpaare, die mit uns ihre Hochzeit planen, investieren meist ab rund 25.000 Euro bis circa 350.000 Euro."

Ein Fest der Liebenden für 10.000, 20.000 oder sogar bis zu 350.000 Euro: Ausdruck der Freude oder pure Verschwendung? Die BNN-Redaktionsmitglieder Simon Haas und Julius Sandmann sind diesbezüglich nicht einer Meinung.

Pro (Julius Sandmann): "Ausgeben ist seliger denn Nehmen"

Der Tag der Hochzeit ist für Paare der Zieleinlauf nach einem monatelangen Marathon. Stunde über Stunde wurde geplant, kalkuliert, diskutiert – und gestritten. Selten im Leben werden Entscheidungen so oft überdacht, verworfen und wieder aufgegriffen wie vor der Hochzeit. Es ist alles äußerst präzise durchdacht – vor allem das Budget. Wenn sich ein Paar entschließt, 100 000 oder 200 000 Euro für eine Hochzeit auszugeben, hat es lange darüber nachgedacht.

Wenn es selbst dafür aufkommen kann: herzlichen Glückwunsch. Wenn sich das Paar Geld bei der Bank oder bei der Familie leihen muss – oder es von letzterer geschenkt bekommt –: eigene Verantwortung. Leute, die sich über opulente Heiraten aufregen, sind klassische Vertreter der Neidgesellschaft in Deutschland. Denn kein Hochzeitspaar ist jemand Anderem als sich selbst Rechenschaft dafür schuldig, wie groß es seinen Bund fürs Leben feiert.

Denn das Geld ist kein Selbstzweck: bei den einen Feiern werden besonders viele Leute eingeladen oder sie finden an einem besonders schönen Ort mit hervorragendem Essen statt. Andere Paare entschließen sich dazu, einen Stargast auftreten zu lassen oder ihren Gästen exquisite Geschenke zu machen.

Egal, welche teuren Geschütze Bräute und Bräutigame auffahren, das Ziel ist immer dasselbe: Sie wollen sich, ihren Familien und Freunden eine große Freude bereiten. Frei nach der Bibel halten sich die Paare an das Motto: „Ausgeben ist seliger denn Nehmen.“ Den Liebenden Protzsucht und Selbstdarstellungdrang zu unterstellen, verbietet sich an diesem besonderen Tag.

Kontra (Simon Haas): "Das Leben ist kein Disney-Film"

Was ist noch nerviger als Babys auf Facebook und Instagram? Ja, Hochzeiten auf Facebook und Instagram. Von beiden gibt es zu viele, aber letztlich sind die Babys ja dann doch ganz süß. Hochzeitsbilder hingegen sind es in der Regel nicht. Weil sie lügen. Und je größer der Aufwand, den Menschen am „schönsten Tag ihres Lebens“ betreiben, desto größer wird auch meist die Lüge.

Nicht falsch verstehen: Ich würde niemals so weit gehen und einem Brautpaar absprechen, dass es sich aufrichtig und ehrlich liebt. Doch manche Hochzeiten erzählen unfreiwillig eine andere Geschichte, besonders die unspontanen, teuren, minutiös geplanten. Diejenigen, die nur so pompös sind, damit das Brautpaar später die Social-Media-Kanäle fluten kann mit Fotos, die zu schön sind, um wahr zu sein. Offenbar gibt es eine Korrelation zwischen dem Bestreben, eine möglichst „perfekte“ Hochzeit zu feiern, und der Angst, dass die gemeinsame Liebe dann doch irgendwie nicht so ist wie im Märchen.

Dabei ist das doch gar nicht schlimm! Viel schlimmer ist es, anderen vorzugaukeln, dass das eigene Leben einem immerwährenden Disney-Film gleicht. Das Allerschlimmste aber ist – und da spreche ich aus Erfahrung –, dass man auf solchen Veranstaltungen die Gäste zu einem bloßen Werkzeug der eigenen, akribisch durchgeplanten Horrorhochzeit macht. Dass das Brautpaar dabei viel Geld für eine Feier verbrennt, die niemandem Spaß macht – geschenkt.

Ein Beispiel: Auf der schönsten Hochzeit, auf der ich je war, gab es weder einen Ex-DSDS-Star auf der Kirchenempore noch ein 5.000-Euro-Feuerwerk am Hotelpool. Stattdessen saßen die Gäste einfach alle zusammen und tranken. Gegen zwei Uhr morgens stand dann ein sehr alter Mann auf und sang mit Tränen in den Augen ein Lied aus seiner Jugend. Im Saal war es totenstill. Und die Smartphones blieben in der Hosentasche.

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