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40 Stunden Ausbildung

ChatGPT sagt nicht immer die Wahrheit: In Pfinztal werden Schüler zu Medienmentoren ausgebildet

Welche Gefahren gibt es im Internet, wie erstellt man ein Erklärvideo? 18 Schüler des Bildungszentrums in Pfinztal-Berghausen haben sich mit dem Thema beschäftigt – und wollen ihr Wissen jetzt weitergeben.

Smep in Berghausen
Smep-Trainer Heiko Wolf erklärt Jonas, Benedicta und Mara etwas am Laptop. 40 Stunden dauert das Ausbildungsprogramm. Foto: Nico Fischer

Jonas ist jetzt ein Smepper – genauso wie 17 weitere Schülerinnen und Schüler am Bildungszentrum in Pfinztal-Berghausen. Die Smepper, sieben Mädchen und elf Jungen, wissen, wie man einen Erklärfilm dreht, einen Podcast schneidet und einen Flyer gestaltet.

Aber nicht nur das wollen die Jugendlichen in Zukunft ihren Mitschülern vermitteln. Sie wollen sie auch über die Gefahren der sozialen Medien aufklären – und dass ChatGPT nicht immer die Wahrheit sagt.

Dafür hat die Gruppe seit Dezember vergangenen Jahres am Schüler-Medienmentoren-Programm (kurz Smep) des Landesmedienzentrums teilgenommen. Mit von Bildungsministerin Theresa Schopper (Grüne) persönlich unterzeichneten Zertifikaten wurden die Schüler jetzt in einer kleinen Feierstunde im Bildungszentrum ausgezeichnet.

Mehr Bewerbungen als Plätze

Für den Kurs in Berghausen gab es mehr Interessenten als Plätze, so dass die Schulen die Teilnehmer ausgewählt haben, erzählt Heiko Wolf.

Der freiberufliche Referent und Medienpädagoge hat die Gruppe, die sich aus Schülern der Schlossgartenschule, der Geschwister-Scholl-Realschule (GSR) und des Ludwig-Marum-Gymnasiums (LMG) zusammensetzt, angeleitet. 40 Stunden arbeitete er mit den Jugendlichen der Klassenstufen sieben bis neun zusammen.

„Unsere IT-Lehrerin hat uns von dem Programm erzählt“, sagt Vanessa, die die neunte Klasse an der GSR besucht und durch das Wahlfach Informatik schon erste Erfahrungen mitbringt.

Julian, der ebenfalls in der neunten Klasse der Realschule ist, interessierte sich für das Thema, wie er sagt. Barbara Fuchs, Rektorin der GSR, freut sich, dass das Programm vor Ort in Pfinztal stattfinden konnte.

Auch ChatGPT ist Thema

Das Programm vermittle zunächst eine Basisausbildung, erklärt Wolf. Hier erstellen die Schüler einen Flyer oder programmieren in Scratch. Daneben gibt es die Möglichkeit, Schwerpunkte zu setzten, da das Material für 40 Stunden zu umfangreich ist, erzählt Wolf. Hier habe er den Fokus unter anderem auf die Videoplattform Youtube sowie Cybermobbing gelegt.

Ziel des Kurses ist es auch, Themenbereiche miteinander zu vernetzen. „Die Schüler haben zum Beispiel in kleinen Gruppen mit der Spielsoftware Kahoot ein Quiz-Spiel zu Fake News entwickelt“, sagt Wolf.

Dass ChatGPT nicht immer die Wahrheit sagt, hat mich am meisten überrascht.
Vanessa, Schülerin

Neben falschen Nachrichten ging es auch um ChatGPT. Die künstliche Intelligenz ist aktuell auf dem Vormarsch, hat aber auch ihre Tücken. „Dass ChatGPT nicht immer die Wahrheit sagt, hat mich am meisten überrascht“, sagt Vanessa.

Zum Beispiel habe die KI behauptet, dass die Schauspielerin Sophia Thomalla eine interaktive Quizshow moderiert hätte. Diese sei komplett von einem Chatbot gesteuert worden – dabei hat Thomalla noch nie etwas mit KI gemacht, wie ihr Management sagte.

Für die Ausbildung müssen Klassenarbeiten vor- oder nachgeschrieben werden

Dass die Ausbildung an insgesamt acht Schultagen stattfand, verursacht manche Fragezeichen bei den Mitschülern: „Viele haben sich gewundert, weil sie mich in der Pause gesehen haben, aber nicht im Unterricht“, erzählt Mara, die die achte Klasse an der GSR besucht.

Dazu kommt: Klassenarbeiten mussten vor- oder nachgeschrieben werden. Das störte die Jugendlichen in der Gruppe aber nicht.

Schüler wollen ihr Wissen weitergeben

Ihr Wissen wollen die Schüler jetzt weitergeben, erzählt Ruth, die die neunte Klasse des LMG besucht. Um die Inhalte an die Gleichaltrigen zu vermitteln, lernten die Teilnehmer auch, wie sie Gruppen leiten und motivieren können.

Am Schulzentrum wollen die Smepper Mediensprechstunden anbieten, und zwar jeweils montags bis donnerstags in der Mittagspause. „Wir freuen uns darauf, unseren Mitschülern Dinge zu erklären“, sagt Vanessa.

Für Dozent Heiko Wolf gibt es auf jeden Fall nur Lob von den Schülern: Bei der Blitzbeurteilung während der Zertifikatsübergabe kennen die Daumen nur den Weg nach oben.

Ob sie ihr Wissen auch bei Lehrerfortbildungen vermitteln wollen, fragt Elke Engelmann, Schulleiterin des LMG, in die Runde. Viele der Jugendlichen johlen auf und lachen. Wenn sie die Schulstunden dafür nicht nachholen müssten, dann könnte man darüber nachdenken, merkt ein Schüler an.

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