Skip to main content

Frost kommt zur Unzeit

Verschiedene Obstbaumarten im Norden von Karlsruhe stecken die Frostnacht unterschiedlich gut weg

Vom T-Shirt-Wetter zum Wintereinbruch: Der April sorgt für Aprilwetter. Für die Obstbauern ist die Kälte kritisch. Die Blüten der Obstbäume sind in Gefahr.

Kirschblüten
Nach dem Frost: In der Nacht auf Montag hatte es bis zu minus sechs Grad. Besonders die Aprikosen litten darunter. Wie die Kirschen (hier im Bild) den Temperatursturz überstehen werden, lässt sich noch nicht sagen. Foto: Nico Fischer

Die Obstbauern hat die Rückkehr des Winters kalt erwischt. „Bei den Aprikosen gibt es beinahe einen Totalschaden, bei Zwetschgen und Kirschen besteht noch Hoffnung.“ Das ist die erste Einschätzung von Friedhelm Wenz. Er betreibt in Pfinztal-Söllingen den Obstbauhof Wenz.

Der Wintereinbruch kam am Wochenende. Besonders in der Nacht von Sonntag auf Montag gingen die Temperaturen in den Keller. „Wir hatten in dieser Nacht um die minus sechs Grad“, sagt Wenz.

Die Anbaufläche seines Betriebs umfasst etwa zwölf Hektar, auf der unter anderem Äpfel, Birnen oder Steinobst wie Kirschen oder Zwetschgen wachsen.

Wie groß der Schaden an den Zwetschgen und Kirschen ist, zeigt sich erst in den kommenden Tagen. Dann könne man abschätzen, wie sehr die Blüten vom Frost betroffen sind.

Weniger Sorgen macht sich Wenz um die Apfelblüten. Die seien zum Zeitpunkt des Frosts noch im Ballonstadium gewesen. Das heißt, die Blüten waren noch geschlossen und dadurch weniger kälteempfindlich.

Frostschutz mit Kerzen oder Beregnung

Im Kampf gegen den Frost gibt es verschiedene Techniken. Unter anderem versuchen die Obstbauern, mit Feuer die Blüten vor den Minusgraden zu schützen. Dabei kommen sogenannte Frostkerzen zum Einsatz, die auf den Plantagen angezündet werden.

Bei den Frostkerzen handelt es sich um Eimer mit Brennstoff, die unter die Bäume gestellt werden. In den vergangenen Jahren setzte Wenz auf seinen Plantagen bereits solche Kerzen ein.

Bei den Aprikose gibt es beinahe einen Totalschaden, bei Zwetschgen und Kirschen besteht Hoffnung.
Friedhelm Wenz, Obstbau Wenz

Allerdings könnten die Kerzen die Minusgrade, die in der Nacht auf Montag vorherrschten, nicht ausgleichen. „Sie bringen zwischen einem halben und maximal einem Grad zusätzlich.“

Das sei aber zu wenig, da eine Temperatur von maximal minus zwei Grad herrschen müsste. Eine Beregnung der Plantagen sei aufgrund der großen Wassermengen nicht möglich. Die Idee hinter der Beregnung: Das Wasser, das sich um die Blüten legt, gefriert und setzt bei diesem Prozess Wärme frei, die dann wiederum die Blüte schützt.

Eine entscheidende Rolle spielt der Klimawandel. „Durch die höheren Temperaturen halten die Bäume keine Winterruhe mehr“, erklärt der Experte. Das habe zur Folge, dass vor allem Pfirsiche und Aprikosen früher austreiben und blühen und so von Spätfrost stärker gefährdet sind.

Obst- und Gartenbauvereine ziehen Bilanz

„Am Wochenende ist noch nichts passiert“, sagt Dieter Rommel, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Jöhlingen. Er hat eine Streuobstwiese mit rund 40 Bäumen. Der Schneefall am Samstag sei nicht das Problem gewesen. „Schnee isoliert die Blüten ein bisschen“, sagt Rommel.

Problematisch war auch bei ihm die Nacht auf Montag. Der April sei immer ein heikler Monat, was das Thema Frostschäden betrifft, da bereits viele Blüten weit entwickelt sind.

Verheerender Kälteeinbruch 2017

Richtig kalt erwischt hat es die Obstbauern 2017, als es in den Nächten vom 19. bis 21. April Frost gab. Nach dem „Jahrhundertfrost“ wiesen laut Mitteilung des Landes Baden-Württemberg rund 7.000 Hektar der insgesamt 28.000 Hektar Weinbauflächen starke Schäden bis hin zu Totalschäden auf. Von den 11.000 Hektar Kernobst (Apfel, Birne) im Land galten 2.500 Hektar als sehr stark geschädigt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang