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Pfinztaler Hospizdienst klärt auf

Letzte-Hilfe-Kurs: Wie man Sterbende gut begleitet

Wie kann man das Leid eines sterbenden Menschen lindern? Ein Kurs des Hospizdienstes Pfinztal soll Angehörige auf die schwierige Situation vorbereiten.

Heidi Weller und Christine Fodi (v.l.) vom ökumenischen Hospizdienst Pfinztal erklären, was Sterbenden  guttut.
Heidi Weller und Christine Fodi (v.l.) vom ökumenischen Hospizdienst Pfinztal erklären, was Sterbenden guttut. Foto: Susanne Dürr

„Darf ich am Sterbebett meines schwerkranken Vaters weinen“? Die Begleitung eines geliebten Menschen in der letzten Lebensphase ist eine schwere Aufgabe, die die Betroffenen fordert. Praktische Hilfestellungen zur Linderung des Leids, Strategien des Umsorgens ebenso wie bürokratische Vorsorgeentscheidungen am Lebensende, das bot der Letzte Hilfe Kurs im Emil-Frommel-Haus.

Geleitet haben diesen die Koordinatorinnen des ökumenischen Hospizdiensts Pfinztal (ÖHD), Heidi Weller und Christine Fodi. Und obwohl das Thema mit vielen Ängsten besetzt ist, überwog bei den Teilnehmern die Hoffnung auf professionelle Hilfestellung am Ende des Lebenswegs.

„Vieles, was das Leiden des Sterbenden lindern kann, hat jeder Zuhause“, sagt Heidi Weller und verweist auf das bereit gelegte Sammelsurium auf dem Tisch. „Wofür könnten die bunten Brausetütchen stehen?“, will die Koordinatorin wissen. Sie erklärt: „Die Pflege der ausgetrockneten Schleimhäute kann die Lebensqualität Sterbender deutlich steigern.“

Mundschwämmchen erfrischen und beugen Entzündungen vor

Ob Eierlikör oder Himbeersaft, bei der Wahl der erfrischenden, kühlenden Geschmacksrichtungen, in die die sogenannten weichen Oral-Swaps getränkt werden, sollte man Vorlieben und Erinnerungen des Angehörigen berücksichtigen. Die kleinen Mundschwämmchen können auch helfen, Beläge, die zu schmerzhaften Rissen und Entzündungen in der Schleimhaut führen, vorzubeugen und den Speichelfluss anzuregen.

Man stirbt nicht deswegen, weil man aufhört zu essen und zu trinken, sondern man hört auf zu essen und zu trinken, weil man stirbt.
Christine Fodi, Hospizdienst-Mitarbeiterin

Dem Sterbenden wird heute nicht mehr zwanghaft Nahrung eingeflößt. „Man stirbt nicht deswegen, weil man aufhört zu essen und zu trinken, sondern man hört auf zu essen und zu trinken, weil man stirbt“, betont Christine Fodi. Den Bedürfnissen Sterbender gerecht zu werden, das heißt auch, dem Wunsch nach Schmerzfreiheit und nach genügend Ruhe nachzukommen.

Sinnliche Anregungen helfen

Neben der medikamentösen Linderung von Schmerzen können viele kleine Hilfsmittel das Wohlfühlen fördern. So sorgen kleine, schmucke Wärmekissen oder gerollte Tücher in der Kniebeuge für Polsterung und somit für Entlastung des druckempfindlichen Körpers. Auch helfen Aroma- und Duftöle oder Sprays in wohldosierter Form, klingende Bewegungsmelder in Form zwitschernder „Relax-Sound-Boxen“ oder Kerzen, sinnliche Eindrücke am Sterbebett aufleben zu lassen.

Selbstfürsorge ist bei der Sterbebegleitung wichtig

Dabei soll der Sterbebegleiter, der nicht weiß, „wie viel Strecke noch vor ihm liegt“, sein eigenes Wohl nicht aus den Augen verlieren, betont Heidi Weller unter dem Stichwort „Selbstfürsorge“.

Ambivalent hingegen sind die sozialen Bedürfnisse am Sterbebett: „Darf ich den nahen Tod ansprechen, weinen oder unbewältigte Lebensthemen aufarbeiten?“, lauten einige der dringlichen Teilnehmerfragen. „Der mutige und respektvolle Umgang verlangt das Zurückspiegeln der Gefühlswelt des Sterbenden“, sagt Christine Fodi. Das bedeute, „in emotionaler Einheit da zu sein“.

Ziel des Kurses ist es, das Wissen um Sterben und Tod unter die Bevölkerung bringen, erklärt Heidi Weller. Zweimal im Jahr wird „Letzte Hilfe“ in Pfinztal angeboten. Zudem begleitet der Hospizdienst die Hinterbliebenen mit von Trauercafés und Einzelgesprächen.

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