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Sicherheitsfahrer mit an Bord

Probebetrieb für autonome Minibusse in Weiherfeld-Dammerstock startet

Selbstfahrende Minibusse bringen ältere Menschen vom ihrer Wohnung zur Straßenbahnhaltestelle. Das wird in Weiherfeld-Dammerstock noch in dieser Woche Realität. Ganz ohne Fahrer geht es aber noch nicht.

EVA-Shuttle
Die autonomen Minibusse des Projekts EVA-Shuttle fahren selbstständig durch Weiherfeld-Dammerstock. Foto: Stefan Jehle

Fast lautlos fängt der Shuttle-Bus Ella am nördlichen Ende der Neckarstraße an zu rollen. Das Geräusch der Reifen fällt bei etwas erhöhter Schrittgeschwindigkeit kaum ins Gewicht.

Im Innenraum erklären Mitarbeiter des Forschungszentrums Informatik (FZI) und des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) Joachim Hornuff, dem Vorsitzenden des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock und am Montag einer der ersten ausgewählten Fahrgäste der sogenannten EVA-Shuttles, die einzelnen Funktionen des autonomen Minibusses.

Das elektrisch betriebene Fahrzeug passt seine Geschwindigkeit automatisch dem Straßenquerschnitt an. Bei weniger als 40 Zentimetern Abstand zum linken und rechten Fahrbahnrand – oder zu den parkenden Autos – reduziert der Bus seine Geschwindigkeit auf rund fünf Stundenkilometer. Da bleibt dann auch genügend Zeit für einen Blick auf die Zierkirschen am Straßenrand.

Ab Mittwoch können sämtliche Bewohner des Stadtteils unter Einhaltung der Hygiene-Vorgaben mit den Bussen zur Straßenbahnhaltestelle Dammerstock pendeln und sich an den blühenden Bäumen erfreuen. Bis Ende April sind die Busse jeden Tag von 9 bis 16 Uhr unterwegs, ab Mai dann von 8 bis 17 Uhr. Eine Buchung ist dann über die App EVA-Shuttle möglich. Flugblätter mit sämtlichen Informationen zur Buchung und zu den möglichen Einstiegspunkten werden im gesamten Stadtteil verteilt.

Busse fahren nicht ohne Sicherheitsfahrer durch Weiherfeld-Dammerstock

Auf die ersten Reaktionen der Bürger gespannt ist Daniel Grimm. „Bisher waren die EVA-Shuttles ein reines Forschungsprojekt. Die Passagierfahrten sind nun der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zur Serienreife“, sagt der Projekteiter des FZI. Angst vor einem Unfall oder einem außer Kontrolle geratenen Fahrzeug muss dabei sicherlich niemand haben.

Noch immer ist bei jeder Fahrt ein Sicherheitsfahrer mit an Bord. Außerdem sind die Busse während des Passagierbetriebs mit maximal zwölf Stundenkilometern unterwegs. Eine Zulassung für eine Fahrt mit 20 Stundenkilometern liegt nur für Fahrten ohne Passagiere vor.

Überhaupt gleicht die Entwicklung der autonomen Busse eher einem Marathonlauf als einem Sprint. Bis die Minibusse einmal komplett fahrerlos durch einen Karlsruher Stadtteil pendeln, werden nach Grimms Einschätzung noch mindestens sieben Jahre ins Land ziehen.

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Die nächsten Schritte: Daten sammeln und Förderanträge stellen

„Wir wollen zunächst einmal weitere Daten sammeln“, sagt Grimm. Deshalb stehen bis Ende Juni zunächst die Optimierung des Buchungssystems sowie die Suche nach den besten Routen durch den Stadtteil auf dem Programm. Außerdem müssen Anträge zur Verlängerung des Forschungsprojekts gestellt werden.

EVA
Daniel Grimm ist beim Forschungszentrum Informatik Projektleiter für die EVA-Shuttles. Foto: Stefan Jehle

Bereits vor knapp zwei Jahren wurden drei Minibusse des Herstellers Easymile gekauft und mit einer speziellen Software ausgestattet. Seither ist die Sensortechnik auf den Strecken des Testfelds Autonomes Fahren in Weiherfeld-Dammerstock sowie am Campus-Ost des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) auf Herz und Nieren getestet und weiterentwickelt worden.

„Die Sensoren müssen parkende Autos am Straßenrand erkennen und den fließenden Verkehr im Blick haben“, nennt Grimm einige der Herausforderungen. Mittlerweile können sich die Minibusse recht reibungslos durch die Wohnviertel an der Alb manövrieren.

Sicherheitsfahrer müssen bei engen Straßen Weiherfeld eingreifen

Ganz ohne einen Menschen am Steuer kommen die Shuttles im Straßenverkehr allerdings noch nicht zurecht. Durchschnittlich einmal am Tag müssen die Sicherheitsfahrer eingreifen. „Bestimmte Verkehrssituationen, etwa wenn ein Autofahrer mit der Lichthupe anzeigt, dass das Gegenüber Vorfahrt hat, kann die Software noch nicht erkennen“, betont Grimm.

Außerdem sei die Software auf die Einhaltung eines Mindestabstands programmiert. „Wenn die engen Straßen in Weiherfeld dicht zugeparkt sind, reicht der Abstand an den Seiten nicht immer aus und die Busse bleiben stehen“, so Grimm. Auch in solchen Fällen müssten die Sicherheitsfahrer das Kommando übernehmen.

Mit Graupel- oder Schneeschauern kommen die sensorgesteuerten Kameras, die fortlaufend ihre Umgebung abtasten und mit den eingespeicherten Daten zum Straßenverlauf vergleichen, auch noch nicht zurecht. „Da wäre dann auf dem Bildschirm nur ein Schleier zu sehen“, sagt Grimm. „Und dann muss die Fahrt gestoppt werden.“

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