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Umweltfreunde im Suchmodus

Bei der Putzaktion in Rheinstetten findet ein Taucher im Epplesee eine Urne

Großer und kleiner Unrat findet sich bei Müllsammelaktionen wie in Rheinstetten. Hier holte aber ein suchender Schnorchler gar eine Urne aus dem Epplesee.

Braucht kein Mensch: Auch die von den Tauchsportlern inspizierten Hinterlassenschaften in der Natur führten zu Kopfschütteln.
Umweltfrevel macht nachdenklich: Auch die von den Tauchsportlern inspizierten Hinterlassenschaften in der Natur führten zu Kopfschütteln. Foto: Rüdiger Homberg

„Iss Deine Wurst, die hast Du Dir verdient“, forderte Jakobs Mutter ihren Sohn auf, kraftvoll zuzubeißen. Denn er hatte sich am Samstagvormittag an der Aktion „Let’s putz“ der Stadt Rheinstetten beteiligt. Mit mehr als 160 weiteren Aktiven, wie Organisatorin Judith Seiler stolz verkündete.

Zum Treffpunkt an der Keltenhalle waren um 9 Uhr 156 Leute angemeldet, „aber es sind jetzt schon einige hinzu gekommen, die sich nicht gemeldet hatten“, berichtete sie.

„Dreckspatzen“ sorgen immer wieder für Arbeit

„Diese Teilnahme“, bilanzierte Oberbürgermeister Sebastian Schrempp (CDU) am Ende des Vormittags, „war einigermaßen normal“. Wobei er schon am Morgen eingeworfen hatte, dass es tragisch sei, wenn immer wieder solche Putzaktionen gestartet werden müssen. Menschen, die ihren Abfall nur irgendwo in die Landschaft werfen, sind für ihn „Dreckspatzen“. Und Judith Seiler ergänzte: „Es ist traurig und schade, wenn soviel Müll in der Landschaft liegt. Das macht unsere Natur kaputt.“

Immerhin gut viel Lkw-Ladungen blauer Säcke musste der Rheinstettener Stadtbetrieb am Samstag zum Recyclinghof der Großen Kreisstadt fahren. Säcke voller Zigarettenkippen, Glasscherben, Flaschen und anderem kleinem Unrat. Aber auch Großes und Kurioses haben die Privatleute sowie Müllsammler von fünf Vereinen, drei Schulen und Kindergärten und einigen Unternehmen aus Rheinstetten gefunden.

Bei Jakob etwa waren es Teile eines Fahrgestells, von dem er glaubt, dass es zu einem Fahrrad gehört, dazu etwas Kühlschrankartiges und Discountertüten voller Hausmüll. Die großen Sachen konnte er selbstverständlich nicht an die Straße transportieren. Aber als er die Funde dem Stadtoberhaupt gemeldet hatte, hat Schrempp versprochen, jemanden zu schicken. Er selber war mit Tochter Alma unterwegs. Die sich am Schluss, wie die anderen Sammlerinnen und Sammler, an der Bushalle des Forchheimer Elferrats-Clubs stärken durfte. Mit einer wohlschmeckenden Brezel.

Taucher vom Club „Muräne“ im Einsatz

Den wohl seltsamsten, aber auf jeden Fall makabersten Fund, machte Simon Looser vom Tauchsportclub Muräne. Die Taucher von der Muräne und von der Uni-Tauchgruppe reinigen bei der Aktion stets den Epple- wie auch den Fermasee. Diese beiden Baggerseen betreuen sie in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein am Naturkundemuseum Karlsruhe.

Der Müll macht unsere Natur kaputt.
Judith Seiler, Organisatorin

Simon Looser ist seit einem halben Jahr Tauchsportler und war nicht mit Trockenanzug und Atemgerät im Epplesee. Sondern hat schnorchelnd den Uferbereich abgesucht. „Weil das Wasser trüb war, ist mir nicht gleich aufgefallen, was ich da in meinen Händen habe.“ Aber als er aus dem Wasser war und die Taucherbrille abgenommen hatte, wurde er seines Fundes gewahr: eine Urne, auf der sogar auch ein Name und ein Kreuz eingraviert waren.

Judith Seiler sagte zu diesem makaberen Fund: „Die Urne wird unserem Ordnungsamt übergaben.“ Vor Ort ging man erst mal von einer Menschenurne und nicht vielleicht von einer Tierurne aus. Da aber nur ein recht üblicher, heute weniger gebräuchlicher deutscher Frauen-Vorname eingraviert ist, könnte es schwierig werden herauszufinden, wer da ein illegale „Seebestattung“ veranlasst hatte.

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