
Am Ende wird es doch etwas stressig. Gerade hat Thomas Schillinger an der Startlinie den Radsportlerinnen des Teams Baden Forchheim noch die langärmligen Trikots abgenommen, damit es den Fahrerinnen während dem Rennen nicht zu warm wird.
Dann eilt der Sportliche Leiter schnellen Schrittes zum rund 150 Meter entfernten Mannschaftsauto auf dem Parkplatz. In der Zwischenzeit ist der Startschuss zu hören. Am Parkplatz angekommen, hat sich der zweite Sportliche Leiter, Jonas Burkart, mit dem Teamfahrzeug in die Karawane eingereiht.
Zwischen ihm und Schillinger liegt in der Mittelkonsole des Autos ein Funkgerät. „Sobald die Fahrerinnen an der Straße den Parkplatz passiert haben, können sich die Fahrzeuge hinter dem Feld anschließen“, ist aus dem Funkgerät zu hören. Schillinger erklärt, dass es üblich ist, dass bei Radrennen der Bundesliga der Funk über die Geschehnisse auf der Strecke aufklärt.

Nach wenigen Kilometern ertönt erneut das Funkgerät und meldet, dass die Nummer 47 einen technischen Defekt hat. Einige Augenblicke später ist sie an der linken Straßenseite zu sehen und wartet auf ihren Teamwagen. Die Reihenfolge, wie sich die Fahrzeuge hinter dem Auto des Rennkommissars aufreihen müssen, ist nicht zufällig.
Entscheidend sind die vorherigen Ergebnisse. In Bad Dürrheim ist das Team an der dritten Position. Bei einer Rundfahrt in Polen hatte das Team Wagennummer 26. „Da muss die Fahrerin dann schon einige Zeit warten, wenn es Probleme gibt“, sagt Schillinger. Abermals ertönt der Funk und meldet einen Sturz von zwei Fahrerinnen im Feld. Es scheint glimpflich ausgegangen zu sein. Beide sind wieder auf den Beinen.
Forchheimer Team ist drei Tage vor Ort in Bad Dürrheim
Insgesamt drei Tage waren die Forchheimerinnen am vergangenen Wochenende rund um Bad Dürrheim unterwegs. Nach einem Einzelzeitfahren folgten am Wochenende zwei Etappen durch den Schwarzwald. Seit Jahren werden dort Bundesligarennen im Rahmen der Jedermann-Veranstaltung Riderman ausgetragen.

Deshalb hat sich das Team in der Nähe eine Unterkunft gesucht. Rennbesprechungen, gemeinsames Essen, aber auch das Schrauben an den Fahrrädern stehen an.

Neben den Sportlichen Leitern sind auch Betreuer der Fahrerinnen dabei. Diese sind in der Küche damit beschäftigt, die Wasserflaschen zu füllen. Rund 30 Flaschen werden gefüllt. Neben der Verpflegung aus dem Teamwagen gibt es an der Strecke mehrere offizielle Verpflegungsstationen.
Dort stehen die Betreuer des Teams und reichen die Flaschen. Da der Start der Etappen erst in den späten Morgenstunden war, gibt es im Team wenig Stress. „Wenn wir morgens um acht Uhr starten, dann ist es mit dem Frühstück deutlich schwieriger“, sagt Annika Schelb. Normalerweise dauere es zwei, drei Stunden, bis die Nahrung verdaut sei.
Forchheimer Fahrerin vermutet Defekt
Zurück zum Rennen. Der Sturz hat dafür gesorgt, dass sich das rund 80-köpfige Feld auseinanderzieht. Erneut meldet sich der Funk. Die Fahrerin mit der Nummer 59 meldet einen Defekt. Die Teamchefs werden nervös.

Denn hinter der Nummer steckt in Isabella Hornig ihre Fahrerin. Während Burkart hält, rennt Schillinger mit Werkzeug aus dem Fahrzeug. Doch sie scheint sich getäuscht zu haben, denn sie verliert keine Luft.
Sie setzt sich wieder auf ihr Rad und nutzt kurz den Windschatten des Autos. Lange ist dies nicht erlaubt. Ansonsten drohen Strafen. „Vor allem bei Rennen in Deutschland wird da sehr genau hingeschaut“, sagt Schillinger.
Burkart tritt danach auf das Gaspedal und reiht sich wieder an der dritten Position der Kolonne ein. Mittlerweile prasseln einige Tropfen Regen auf die Fensterscheibe. Zwar sind die Wolken kurzzeitig dunkel und verheißen schlimmeres, doch bis zum Ende des Rennens bleibt es bei wenigen Tropfen.
Rasante Fahrt durch enge Schwarzwaldstraßen
Nach rund 26 Kilometern folgt eine längere Abfahrt. Durch die engen Schwarzwaldstraßen wird die Fahrt rasant. Burkart muss immer wieder in den Rückspiegel schauen und Fahrerinnen vorbeilassen, die sich versuchen, in das Hauptfeld zurückzukämpfen. In den Kurven sind die Fahrerinnen schneller als die Fahrzeuge.
Auch auf Begleitmotorräder muss er achten. Zwar sollten diese, wie auch überholende Fahrzeuge hupen, doch das wird nicht immer gemacht. Erstmals ist er auf dem breiten Sachsenring den Teamwagen gefahren. „Ich bin froh, dass es dort und nicht auf so engen Straßen war“, sagt Burkart.

An der Strecke stehen Zuschauer und machen mit Kuhglocken Lärm. Idyllisch zieht sich eine Straße nach oben. Sie ist so eng, dass die abgehängten Fahrerinnen nur mit Mühe überholt werden können.
Dem Rennfunk ist nun zu vernehmen, dass sich in Merle Brunée (Wheel Divas) eine Fahrerin abgesetzt hat. Dahinter befindet sich eine siebenköpfige Verfolgergruppe. Da die besten Forchheimerinnen im Hauptfeld sind, darf der Teamwagen nicht zur Spitze des Feldes vorfahren.
Bahnschranke stoppt Forchheimer Fahrerinnen
Über Funk wird von einer steilen Abfahrt und später von Engstellen in Donaueschingen gewarnt. Kurz vor Donaueschingen steht das Hauptfeld still, da die Bahnschranke geschlossen ist. Schillinger eilt nach vorne und reicht Flaschen. Solche Missgeschicke sind selbst bei der Tour de France schon passiert.

Da der Rückstand aber ohnehin groß ist, bleibt die Aufregung aus. Der Rennfunk meldet, dass Brunée eingeholt wurde und Lydia Ventker (Maxx Solar-Rose) die Führung übernommen hat. Am Ende gewinnt sie auch das Rennen. Kurz vor dem Ziel wird das Teamfahrzeug wieder auf den Parkplatz abgeleitet. Dort erfahren die Teamchefs, dass Sandra Geyer mit Rang 13 beste Forchheimerin wurde.
Nach und nach kommen die anderen Fahrerinnen aus Forchheim nach 98,5 Kilometern und 1.430 Höhenmeter ins Ziel und zurück an den Parkplatz. Es werden die Eindrücke vom Rennen geteilt und ein Süßgetränk zu sich genommen. Danach geht es zurück in die Unterkunft und zur Vorbereitung für das nächste Rennen.