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Entspannte Atmosphäre

Shopping-Samstag in Karlsruhe (fast) wie zu Vor-Corona-Zeiten

Selten so entspannt geshoppt: Samstage sind in der Karlsruher Innenstadt normalerweise mit ziemlich viel Gedränge verbunden. Diesmal bleibt zumindest am Vormittag bei zarten 20 Grad Celsius noch genügend Platz, um den Sicherheitsabstand von anderthalb Metern einzuhalten.

Voll, aber nicht zu voll ist die Karlsruher Innenstadt am Samstag, 13. Juni. Trotz der Corona-Beschränkungen sind viele Menschen in Kauflaune.
Voll, aber nicht zu voll ist die Karlsruher Innenstadt am Samstag, 13. Juni. Trotz der Corona-Beschränkungen sind viele Menschen in Kauflaune. Foto: Karin Stenftenagel

Die Corona-Krise hat viel verändert, auch beim Einkaufsbummel müssen die inzwischen zur Routine gewordenen Sicherheitsregeln eingehalten werden. „Mensch, ich hab’ meine Maske im Auto vergessen! Was mach’ ich denn jetzt?“ ruft eine junge Frau aus.

Nach kurzer Beratung mit der Freundin beschließt sie, eben nochmal zum Auto zurückzugehen. Die Freundin sieht sich in der Zwischenzeit schon mal nach dem ersten Sommerschnäppchen um.

Karlsruher Geschäfte locken mit Rabatten

Stefanie sucht noch ein Bolerojäckchen, am besten aus Spitze, denn sie wird im September heiraten. Klar, dass sie mit Freundin Angelika zuallererst ins Modehaus Schöpf am Marktplatz geht.

Die Stoffmasken haben die beiden schon aufgesetzt. „Es gibt Schlimmeres“, sagt Stefanie. „Man ist zwar froh, wenn das alles bald wieder aufhört, aber es hat ja auch seinen Grund.“ Deshalb wird die Immobilienmaklerin ihre Hochzeit im September auch mit maximal 20 Gästen feiern, obwohl mehr erlaubt wären.

Die Cafés rund um den Marktplatz sind schon in der frühen Mittagszeit gut besucht, und auch das Shopping-Geschehen nimmt so langsam Fahrt auf.

Die Händler werben mit Rabatten um die wieder gefundene Kundschaft, 30, 50, sogar 70 Prozent. Bei Unikat in der Kaiserstraße gibt’s an diesem Tag außerdem ein Gläschen Secco. Die Modeboutique Avantgarde in der Amalienstraße gibt die gerade beschlossene Mehrwertsteuersenkung von drei Prozent direkt an die Kundschaft weiter: „Ab heute an der Kasse“, ist auf dem Schild im Schaufenster zu lesen.

Desinfektionsmittel und Dystopien

Desinfektionsmittel (kostenlos) und Dystopien („Die Tribute von Panem X“ für 26 Euro auf dem Büchertisch) werden den Kunden bei Thalia direkt am Eingang angeboten. Im Musikhaus Schlaile kann man ganz in Ruhe und ziemlich alleine shoppen. „Im Sommer ist es immer etwas weniger“, sagt Verkäuferin Katharina Weimer.

Kurz nach der Wiederöffnung der Geschäfte sei der Andrang aber sehr groß gewesen. „Da waren die Leute froh, wieder einkaufen zu können.“

Die Kaiserstraße in Karlsruhe ist an diesem Shopping-Samstag voller Menschen.
Die Kaiserstraße in Karlsruhe ist an diesem Shopping-Samstag voller Menschen. Foto: Karin Stenftenagel

Frohe Gesichter sind auch in der Postgalerie zu sehen. Die Desinfektionsstation in der Eingangshalle wird von ein paar Kindern spielerisch-routiniert genutzt. Die Kunden des Textil-Discounters Primark werden schon vor dem Betreten des Gebäudes in die Corona-Warteschneise geleitet. Ein stetiger Strom von Einkäufern fließt am einen Ende hinein und am anderen, vollbepackt mit großen Papiertüten, wieder hinaus.

Ganz wie an „normalen“ Samstagen wird in der Karlsruher Innenstadt gekauft, was die Geschäfte hergeben. Kleidung, Schuhe, Sommer-Utensilien wie Sonnenschirm oder Badeliege, das ein oder andere Skateboard, und: Sneaker.

Viele wollen nichts kaufen, das in China produziert wurde

Vera Klimke, Verkäuferin in einer Modeboutiqe in der Südlichen Waldstraße

Besonders vor den Fachgeschäften für sportliche Fußbekleidung bilden sich auch an diesem Samstag Warteschlangen. Im Einkaufscenter Ettlinger Tor (ECE) ist am Nachmittag schon recht viel los, doch von Gedränge kann man eigentlich nicht sprechen. „Bitte verhalten Sie sich besonnen“, schallt eine Durchsage durch die Hallen. Eine Power-Shopperin kann das offenbar nicht so gut. „Oh mein Gott!“ ruft sie entnervt aus und überholt die Frau vor ihr, die eher gemütlich unterwegs ist.

Maximal zwei Kunden im Geschäft

Weniger Trubel herrscht in der Südlichen Waldstraße, wo die Leute entspannt im Stövchen und vor der Saftbar sitzen. Die Modeboutique Maribelle darf aufgrund der Abstandsregeln nur maximal zwei Kunden in den Laden lassen. „Das ist manchmal etwas schwierig, zum Beispiel wenn drei Freundinnen vorbeikommen“, sagt Verkäuferin Vera Klinke.

Insgesamt sei der Publikumsverkehr wieder ähnlich wie vor Corona. „Es wird jetzt aber öfter hinterfragt, woher die Ware kommt. Viele wollen nichts kaufen, das in China produziert wurde.“

Wir kaufen bewusst etwas mehr ein, um die Händler zu unterstützen.
Karsten Dierenbach, Unternehmer

Vor allem regionale Einzelhändler will Karsten Dierenbach unterstützen. Er wartet mit dem kleinen Sohn im Kinderwagen, vier normalgroßen und einer riesigen Einkaufstüte vor Hallhuber auf seine Frau. „Gott sei Dank“, sagt er. Wie meinen? „Wir kaufen heute bewusst etwas mehr ein, um die Händler zu unterstützen. Ich freue mich auch über jeden Stau, denn das bedeutet, dass das Leben wieder in Schwung kommt“, so der  Unternehmer aus Landau.

Das wünschen sich auch die Einzelhändler. „Kundenfrequenz und Umsatz sind derzeit noch zwei unterschiedliche Paar Schuhe“, fasst CIK-Citymanager Frank Theurer zusammen. In Sachen Umsatz hinke der Einzelhandel teilweise bis zu 40 Prozent noch dem aus dem gleichen Zeitraum des Vorjahres hinterher.

Während die Sprecherin des ECE von gleichmäßigen Frequenzen am Freitag und Samstag und einer milden Verbesserung durch den Wegfall der Flächenbegrenzungen spricht, sieht es bei manch kleinerem Anbieter etwas anders aus. Auf BNN-Anfrage gibt die City-Initiative Karlsruhe (CIK) ein gemischtes Bild vom Wochenende wieder.

Man wird noch enger zusammenrücken und neuen Geschäftsideen entwickeln müssen.
Frank Theurer, City-Manager

Bei Tommy Hilfiger konnten die Umsätze das Vorjahr leicht übertreffen, auch bei Hut Nagel freute man sich über zwei „hochfrequente, erfolgreiche Tage“. Bei Hergard Kindermoden zeigt man sich vorsichtig optimistisch: Das Brückenwochenende sei wichtig und hilfreich gewesen. Bei Papier Fischer ist man in den Filialen außerhalb Karlsruhes erfolgreicher als in der City. „Die Frequenzen bessern sich zunehmend“, teilt Breuninger mit. Dennoch sei die Einkaufsatmosphäre durch die Maskenpflicht „noch immer schwierig“. Das bremse die Kauflust der Kunden sehr stark, sagt auch Unikat-Geschäftsführer Andreas Preißler. Es zeichne sich eine starke Tendenz zu Onlineshopping und dem Einkauf via Kurierdiensten ab.

„Auch wenn sich vieles wieder kontinuierlich normalisieren wird, so wird nach der Corona-Pandemie eine neue Zeitrechnung beginnen“, sagt City-Manager Theurer. „Das heißt, man wird noch enger zusammenrücken und neue Geschäftsideen entwickeln müssen.“

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