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Theatersommer erst 2021

Volksschauspiele Ötigheim verschieben Saison 2020 wegen Corona um ein Jahr

Es sollte eine festliche Jubiläumssaison werden. Nun wird es das wohl schwerste Jahr seit der Gründung der Ötigheimer Volksschauspiele: Die Saison 2020, die ein Wiedersehen mit Schillers Klassiker "Wilhelm Tell" bringen sollte, ist wegen der Auswirkungen des Coronavirus abgesagt worden.

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Bis zu 100.000 Zuschauer pro Saison verzeichnen die Volksschauspiele Ötigheim. Foto: Klenk

Es sollte eine festliche Jubiläumssaison werden. Auch der Kartenvorverkauf lief schon prächtig. Doch nun stehen die Ötigheimer Volksschauspiele vor einem sehr schweren Jahr: Der Theatersommer 2020, der ein Wiedersehen mit Schillers Klassiker "Wilhelm Tell" bringen sollte, ist wegen der Auswirkungen des Coronavirus verschoben worden. Mitgeteilt haben die Veranstalter die schwere Entscheidung bei einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern am Mittwochvormittag.

Der Theatersommer 2020 werde in vollem Umfang auf das Jahr 2021 verschoben, so die Volksschauspiele. Für alle geplanten Veranstaltungen 2020 bemühe man sich mit Hochdruck um jeweilige Ersatztermine im folgenden Jahr. Alle bereits erworbenen Eintrittskarten blieben somit für den Theatersommer 2021 gültig.

Schon 58.000 Karten verkauft

Bislang seien für die Saison schon rund 58.000 Karten verkauft bzw. reserviert worden, so die Veranstalter. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren insgesamt 64.500 Karten verkauft worden. Die Zeichen für eine erfolgreiche Saison 2020 standen also sehr gut.

Die Absage "tut uns ausgesprochen leid", teilt der Verein mit, "hängt doch das Herzblut der Mitwirkenden, der Mitglieder und auch der unterstützenden Vereine an unserem Theatersommer. Aber der Probenbetrieb darf bis auf weiteres nicht aufgenommen werden – und ohne Proben keine Aufführungen."

"Tell" etablierte die Massenszenen

Eigentlich sollten die diesjährige Saison auf der Freilichtbühne am 20. Juni 2020 beginnen. Zur Eröffnung war die Premiere der Neuinszenierung von "Wilhelm Tell" angesetzt. Eine ganz besondere Produktion: 110 Jahre zuvor war in Ötigheim erstmals der Tell gegeben worden. Und mit großen Massenszenen etablierte sich das Volkstheater in seiner bis heute bekannten und beliebten Form.

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Freiheitskämpfer muss Corona weichen: Der Schauspieler Stefan Roschy auf einem Probenfoto als Wilhelm Tell. Foto: Klenk

Ötigheim dürfte neben Oberammergau die einzige Freilichtbühne sein, die mit ganzen Hundertschaften an Statisten aufwarten kann. Gespielt wird vor einer riesigen Tribüne, die rund 4.000 überdachte Sitzplätze bietet - auch damit liegt Ötigheim bundesweit sehr weit vorne.

Auch Marshall & Alexander betroffen

Betroffen sind von der Absage auch die Produktion "Der Zauberer von Oz", das Festliche Konzert sowie die musikalischen Gastspiele im August. Dazu gehören auch die drei Konzerte, mit denen sich das Duo Marshall & Alexander eigentlich von seinem treuen Publikum verabschieden wollte.

Kein "Notprogramm" möglich

Man habe eine Zeitlang überlegt, ob man die musikalischen Gastspiele als "Notprogramm" noch anbieten könne, erklärte Maximilian Tüg, geschäftsführender Vorstand des Vereins, in der Telefon-Pressekonferenz. Es habe sich aber abgezeichnet, dass dies nicht praktikabel sei, auch zum Schutz der Zuschauer, die zum großen Teil der Risikogruppe zugehörten. "Das Virus an sich wird im Sommer nicht verschwunden sein", so Tüg. "So lange es keine pharmazeutische Lösung gibt, sind Veranstaltungen dieser Größe nicht sinnvoll."

"Tell" hat Volksschauspiele geprägt

Am stärksten trifft den Verein aber der Ausfall der Jubiläumsproduktion. 15 Vorstellungen von "Wilhelm Tell" waren vom 20. Juni bis zum 30. August geplant.  In sage und schreibe 21 Spielzeiten stand der Tell bisher auf dem Programm - sechs Mal allein in den acht Spielzeiten von 1910 bis 1921 (1915 bis 1917 wurde wegen des Krieges nicht gespielt).  Aus dieser Zeit rührt die enge Verbindung der Volksschauspiele mit diesem Klassiker: Die 174 Meter breite Naturbühne, eine der größten in Deutschlands, wird auch "Tellplatz" genannt.

In der diesjährigen Saison hätten 110 Jahre Tell in Ötigheim gefeiert werden sollen. Das muss nun nächstes Jahr nachgeholt werden. Als neuer Premierentermin ist der 19. Juni 2021 angekündigt. Überbrückt werde der Ausfall dank einer Bürgschaft, die der Ötigheimer Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sondersitzung im Eilverfahren eingeräumt habe. Das größere Darlehen helfe, das laufende Jahr zu überbrücken.

Bürgschaft vom Gemeinderat

Ohne dieses Darlehen, so die Mitteilung, wären die Volksschauspiele im Laufe des Jahres zahlungsunfähig, spätestens wenn für bisher gekaufte Eintrittskarten das Geld zurückverlangt werden würde. Die Volksschauspiele betonen ihre große Dankbarkeit gegenüber dem Gemeinderat für diese Bürgschaft.

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