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Fachkräfte gesucht

Wachsende Spiele-Branche: Gameforge geht mit Sorglos-Paket auf Mitarbeitersuche

Die Computerspiel-Branche in Deutschland ist kräftig auf Wachstumskurs. Trotzdem kämpfen viele Unternehmen in der Szene mit Problemen. Ein Blick hinter die Kulissen des Karlsruher Spiele-Entwicklers und -Vertriebs Gameforge zeigt, wo der Schuh am stärksten drückt: es fehlt an Fachkräften und Finanzspritzen.

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Game Foto: Screenshot aus dem Spiel „OGame“ von Gameforge

Die Computerspiel-Branche in Deutschland ist kräftig auf Wachstumskurs. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz hierzulande um neun Prozent auf 4,4 Milliarden Euro geklettert, wie der Branchenverband game mitteilte. Sport1 bietet seit einigen Monaten sogar einen eigenen Fernsehkanal, auf dem es nur um Computerspiele geht. YouTubern, die sich dem Segment verschrieben haben, folgen Millionen Abonnenten im Internet. Und doch kämpfen viele Unternehmen in der Szene mit Problemen. Ein Blick hinter die Kulissen des Karlsruher Spiele-Entwicklers und -Vertriebs Gameforge zeigt, wo der Schuh am stärksten drückt: es fehlt an Fachkräften und Finanzspritzen.

„Wenn man sich die Branchenzahlen etwas näher ansieht, sieht man, dass der Umsatzanteil mit in Deutschland entwickelten Spielen eher gering ist“, sagt Tomas Burck, der bei Gameforge unter anderem für das Personalwesen und die Kundenbetreuung zuständig ist. Für Deutsche Firmen sei es sehr schwierig, echte Spiele-Spezialisten zu gewinnen. Die Ausbildung stecke in dieser Hinsicht in der Bundesrepublik noch in den Kinderschuhen. Erfahrene Entwickler kämen deshalb vor allem aus den USA. Ihnen den Sprung über den Großen Teich schmackhaft zu machen, sei alles andere als einfach.

Auf der Suche nach Fachkräften

Gameforge hat deswegen sogar einen externen Dienstleister beauftragt, der sich um die Integration von Mitarbeitern aus dem Ausland kümmert. Das Team bei den Karlsruhern ist – wie in der Branche üblich – überaus international (siehe Gameforge-Zahlen). Bei Behördengängen, der Wohnungssuche oder auch dem Knüpfen sozialer Kontakte werden die Neulinge bei Gameforge kräftig unterstützt. „Das ist natürlich sehr aufwendig. Aber wir müssen das anbieten, wenn wir die richtigen Fachkräfte finden wollen“, macht Gameforge-Personalchefin Anett Graf deutlich.

Es geht um mehr als Geld

Denn Geld allein sei längst nicht mehr das entscheidende Argument, wenn es um die Mitarbeitergewinnung geht. „Es werden andere Dinge erwartet. Work-Life-Balance, oder auch kostenloses Frühstück und Mittagessen“, ergänzt Burck. All das biete Gameforge an – auch, um Standortnachteile auszugleichen. „Berlin kennt auch im Ausland jeder, bei Karlsruhe ist das allerdings nicht ganz so“, sagt Burck.

Umzug ist keine Option

Obwohl es Gameforge nun schon seit mehr als 15 Jahren in der Fächerstadt gibt, „sind wir hier noch nicht so bekannt, wie wir uns das wünschen“, so Burck. Standort-Marketing, etwa als Sponsor der Schlosslichtspiele, habe enorm an Bedeutung gewonnen. Ein Umzug sei keine Option. Zumal für Gameforge das Abenteuer Berlin vor einigen Jahren nicht wie gewünscht endete. Die dortige Niederlassung erwies sich als unwirtschaftlich und musste geschlossen werden. Das hat kurzfristig auch zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten geführt. „Wir haben zu viele Investitionen in falsche Bereiche getätigt“, fasst Burck rückblickend zusammen.

Seit vier Jahren wieder in ruhigem Fahrwasser

Gameforge verabschiedete sich aus dem Markt für Mobile-Games und konzentriert sich inzwischen wieder voll auf PC-Spiele. Mitarbeiter mussten im Zuge dieser Neuausrichtung gehen. Seit etwa zwei Jahren befindet sich die Nummer vier in der Deutschen Spielebranche (siehe Hintergrund) wieder in absolut ruhigem Fahrwasser.

Aus der Schmuddelecke gerückt

Zu weiterem Wachstum könnten künftig auch die steigenden Fördergelder für die Branche sorgen. Aus Berlin fließt immer mehr Geld in den stark an Bedeutung gewinnenden Wirtschaftszweig. „Spätestens mit dem Besuch von Angela Merkel auf der Messe Gamescom ist die Branche aus der Schmuddelecke gerückt“, stellt Burck fest. Allerdings seien die Summen, die als Hilfen an die Spieleentwickler fließen, im internationalen Vergleich immer noch sehr klein. „Aktuell gibt es etwa 200 000 Euro pro Projekt. Für ein größeres Spiel fallen in der Entwicklung aber gerne mal zehn Millionen Euro an“, erklärt der Gameforge-Manager.
Wünschenswert sei „eine Gleichstellung mit der Filmindustrie“, sagt Anett Graf. Allerdings müsse sich in Deutschland die gesamte Mentalität gegenüber der Spielebranche ändern. Die sei beispielsweise in Asien ganz anders. Dort komme dem Thema schon jetzt eine viel größere Bedeutung zu.

Infobox: Hintergrund: Aufstrebende Branche...

Infobox: Die Großen der deutschen Spiele-Branche haben sich in dieser Woche bei der Games Week in Berlin versammelt. Bei der Veranstaltung, die Sonntag endet, tummeln sich auch zig Politiker, was den wachsenden Stellenwert des Wirtschaftszweigs herausstreicht. Hamburg, München und vor allem Berlin wollen jeweils ihren Status als Entwickler-Hochburg herausstreichen. Doch auch der Südwesten mischt kräftig mit. Fünf Unternehmen aus Baden-Württemberg räumten bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises ab. In der Kategorie Beste Innovation siegte die Karlsruher Firma CapLab mit einer neuartigen Steuerung für Computerspiele. 590 000 Euro wurden im Zuge des Computerspielpreises an Prämien vergeben. Er gilt deshalb als wichtigstes Förderinstrument der Branche. Die wird auch hierzulande immer noch von Unternehmen aus dem Ausland dominiert. Mit knapp 900 Mitarbeitern ist der Europa-Ableger des japanischen Unternehmens Nintendo der größte Hersteller in Deutschland. Zu den größten rein deutschen Firmen zählt die Karlsruher Gameforge mit etwa 300 Beschäftigten. Bundesweit ist das Unternehmen damit in den Top-Fünf. Weltweit spielen die hiesigen Entwickler aber eine untergeordnete. Zum Vergleich: Weltmarkt-Führer Tencent Games (China) kommt auf einen Umsatz von mehr als 18 Milliarden Dollar. Gameforge landet bei rund 72 Millionen Euro....

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