„War das ein Umzug oder eine Prozession?“ Pfarrer Alexander Hafner von der katholischen Stadtkirche St. Stephan hielt dies für eine gute Frage, die er nicht beantworten konnte. Am Samstagvormittag hat Hafner zusammen mit seinem evangelischen Amtsbruder Dirk Keller den bereits 13. ökumenischen Narrengottesdienst gefeiert.
Der Kirchenraum war total bunt sehr gut besetzt. Nahezu alle Karlsruher Karnevalsgesellschaften und Narrenzünfte waren vertreten. Diese Karnevalisten waren nach dem Gottesdienst über die Herren- und Kaiserstraße zum Marktplatz defiliert, um endgültig aus dem ehemaligen Weihnachtsbaum einen Narrenbaum zu machen.
Pfarrer Keller als Prediger passt Rio Reisers Lied an
Der Daxlander Narr Jürgen Stoll hat neben anderen die Närrische Europäische Gemeinschaft und den Bund Deutscher Karneval repräsentiert und in seiner Begrüßung zum Gottesdienst manche Parallele zum christlichen Glauben gezogen. Auch wenn er noch keine Gottesdarstellung mit Narrenkappe gefunden hat. Dass die Geistlichen des Narrengottesdienstes eine solche trügen, sei eine Erfindung des 21. Jahrhunderts.
Pfarrer Keller als Prediger passte Rio Reisers Lied vom König von Deutschland auf den König von Karlsruh’ an. Wenn er diese Krone hätte, wäre eine seiner ersten Aktionen, den Björn Höcke und die AfD ins Exotenhaus des Zoos zu verbannen. Den Bildungsnotstand würde er als König von Karlsruh’ bekämpfen. Nicht so recht verstehen will er die U-Strab-Kunst von Markus Lüpertz. Keller spekuliert, die Markuskirche heiße mittlerweile nach dem Künstler.
Und OB Frank Mentrup würde er als König von Karlsruh’ zum Badener des Jahres ausrufen. Keller sinnierte, das karnevalistische Helau könnte sich aus dem Halleluja entwickelt haben. Und so gab Karlsruhes Oberfastnachter Michel Maier auch zum Dank manches Helau aus.
Auch musikalisch ging es närrisch zu
Hafner und Keller waren sich bei der Vorbereitung des Gottesdienstes nicht so recht schlüssig, welche Lieder zu einem Narrengottesdienst passen könnten. Etwa das Nivea-Lied: „Warum sollt’ ich mich cremen/grämen?“ Oder das Lied nach der Predigt: „Wacht auf!“ Oder das „Jubilate deo!“ als Lied der Parfümerieindustrie.
Auch musikalisch ging es närrisch zu, dennoch aber feierlich. Die Grötziger Notenchaoten spielten zur Eröffnung. Den restlichen Gottesdienst begleiteten Humoristika-Präsident Markus Künstler am Keyboard und die Dodderdabber der KG Ost sehr gefühlvoll in der Leitung von Norbert Müller. Überraschend war der Auftritt der Krümel von der Mühlburger Carnevals-Gesellschaft, die Alarm im Hühnerstall ausriefen.
Nach der Prozession oder dem Umzug bewunderten mit dem Narren vom Narrenbrunnen (Bernd Lindorf von der KG Fidelio) und Caroline-Luise von Baden (Mia Eichsteller von der KaGe04 Durlach) den recycelten Weihnachtsbaum als Narrenbaum. Der sich ja in der Folge auch als Maibaum eignen würde. Michael Maier waren bei der Umrichtung des Baumes bereits nach dem Maibaum gefragt worden.