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Wilder Markt

Warum kleine Mietwagen für Urlauber rar und teuer bleiben

Über 1.800 Euro Wochenmiete für einen Golf auf Mallorca – im Sommer 2022 war das keine Seltenheit. Nun entspannt sich der Mietwagenmarkt. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Wieder mehr Fahrzeuge am Urlaubsziel: Nachdem es in den vergangenen Jahren extreme Engpässe gab, gleichen sich Angebot und Nachfrage nach Mietwagen nun an. Das Preisniveau ist aber nach wie vor höher als vor Corona.
Wieder mehr Fahrzeuge am Urlaubsziel: Nachdem es in den vergangenen Jahren extreme Engpässe gab, gleichen sich Angebot und Nachfrage nach Mietwagen nun an. Das Preisniveau ist aber nach wie vor höher als vor Corona. Foto: imago/Geisser

Viele erlebnishungrige Reisende können sich freuen: Es werden in diesem Sommer wieder erheblich mehr Mietwagen verfügbar sein als im Vorjahr. „Gerade bei kleinen Autos bleibt es aber knapp“, teilt ein Sprecher des Münchner Mietwagenportals Sunny Cars mit. „Daher bleiben die Kosten für Kleinwagen hoch.“

Immerhin scheinen die wilden Zeiten auf dem Mietwagenmarkt vorbei. Corona hatte eine Kettenreaktion ausgelöst – mit Folgen, wie sie in jedem BWL-Standardwerk zum Thema Angebot und Nachfrage stehen. Zur Erinnerung: Zu Beginn der Pandemie wurde nicht gereist; die Mietwagen standen nur bei den Anbietern herum. Daher stornierten diese Neufahrzeug-Bestellungen.

Gerade bei kleinen Autos bleibt es knapp.
Pressesprecher von Sunny Cars

Als dann wieder gereist werden durfte, waren kaum noch Mietwagen verfügbar. Zum einen trauten Autokonzerne seinerzeit insolventen Anbietern wie Europcar und Hertz nicht. Zum anderen konnten sie wegen fehlender Bauteile wie Mikrochips und Kabelbäume weniger Fahrzeuge produzieren.

Fokus auf Oberklassefahrzeuge

Die Automobilhersteller konzentrierten sich auf renditestarke Oberklassefahrzeuge, die an Touri-Destinationen relativ wenig gefragt sind. Besonders Kleinwagen waren dort rar und somit teuer. Europäische Vermieter bekamen 2022 nur 600.000 Neufahrzeuge, etwa die Hälfte wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Und mit Rabatten waren die Hersteller wegen der hohen Nachfrage knauserig.

Vor Corona war das Geschäftsmodell einfach: Mietwagenkonzerne kauften viele Autos bei den Herstellern ein, bekamen dafür Nachlässe, oft zwischen 30 und 35 Prozent auf den Listenpreis. Der Mietwagenverleih selbst war quasi ein Nebengeschäft. Letztlich verdient wurde durch den Verkauf der Gebrauchtwagen.

Traumhafte Renditen bei weltgrößten Autovermietern

In den ersten beiden Sommerferien-Wochen 2022 zahlte man für einen Mietwagen (Golf-Klasse) auf Mallorca schon mal 1.825 Euro, auf Sardinien 2.150 Euro und in San Francisco 2.500 Euro. „In den USA übersteigen die Kosten für den Mietwagen teilweise den Flugpreis“, sagte seinerzeit Alexa Sinz, Pressesprecherin des ADAC Nordbaden in Karlsruhe.

Profitiert haben von der Preisexplosion offenbar auch die weltgrößten Autovermieter Enterprise, Avis Budget und Hertz. Laut „Wirtschaftswoche“ erzielten alle im vergangenen Jahr eine Rendite von mindestens 29 Prozent. Auch Deutschlands Marktführer Sixt habe Rekordzahlen versprochen.

In diesem Sommer entspannt sich grundsätzlich die Mietwagen-Situation. Der VW-Konzern sprach gegenüber der „Wirtschaftswoche“ von einer „verbesserten Lieferfähigkeit, was sich auch auf dem Vermietermarkt widerspiegeln wird“. Zum Konzern des weltweit zweitgrößten Autobauers VW gehört auch die Marke Seat, die in beliebten Urlaubsländern wie Spanien und Portugal eine große Rolle spielt.

Preisniveau noch immer höher als vor Corona

Im vergangenen Jahr bestellte Autos würden nun geliefert, teilt auch Sunny Cars mit. „Zudem behielten einige Flottenanbieter die Urlaubsautos aus dem Vorjahr.“ Das Preisniveau habe sich im Vorjahresvergleich etwas entspannt, liege aber höher als vor der Pandemie.

Recht zuversichtlich zeigt sich auch Tui Cars. „Unsere Partner arbeiten an der Planung, um ihre Flotten auf die Hochsaison auszurichten und Engpässe zu vermeiden“, so Vanessa Nöhr, Pressesprecherin von Tui Deutschland. Man stehe mit ihnen dazu in engem Kontakt.

Sunny Cars spricht für Januar, verglichen mit dem Vorjahr, von einem Buchungsplus von 77 Prozent – und rät daher, früh zu buchen. Wer es sich in Zeiten hoher Inflation leisten kann, den zieht es wieder verstärkt in die Ferne: Die USA legten um 73 Prozent zu, Kanada um 118 Prozent, Südafrika gar um 191 Prozent.

Je näher das Reisedatum rückt und je größer die Nachfrage, desto eher steigen die Preise.
Vanessa Nöhr, Pressesprecherin Tui Deutschland

Sowohl Sunny Cars als auch TUI raten, den Mietwagen so früh wie möglich zu buchen. „Je näher das Reisedatum rückt und je größer die Nachfrage, desto eher steigen die Preise“, heißt es bei Tui.

Die beliebtesten Mietwagenländer sind bei Sunny-Cars-Kunden Spanien – extrem gefragt seien Mallorca, Teneriffa und Malaga –, Portugal und Griechenland. Dann folgen schon Kanada und die USA. Bei Tui Cars führen ebenfalls Spanien, Portugal und Griechenland die Mietwagen-Hitliste an, gefolgt von USA und Kanada.

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