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Lidl-Gründer fällt zurück

Forbes-Liste: Baden-Württemberg hat bei den reichsten Deutschen nicht mehr die Nase vorn

Lidl-Gründer Dieter Schwarz hat den ersten Rang eingebüßt. Sein Vermögen ist entgegen dem weltweiten Trend geschrumpft. Der Grund dafür liegt unweit von Karlsruhe.

Der Hamburger Klaus-Michael Kühne steht im Hauptsitz der Kühne und Nagel AG vor einer Weltkarte.
Der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne ist laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes jetzt der reichste Deutsche. Er löst damit den Heilbronner Dieter Schwarz ab. Foto: Axel Heimken/dpa

Die Forbes-Liste der reichsten Deutschen wird nicht mehr von einem Baden-Württemberger angeführt. Lidl-Gründer Dieter Schwarz aus Heilbronn (84) hat Rang eins an den Unternehmer Klaus-Michael Kühne (86) abgetreten. Nach den Analysen des englischsprachigen Wirtschaftsmagazins Forbes kommt der gebürtige Hamburger mit Wohnsitz in der Schweiz auf ein Nettovermögen von 39,2 Milliarden US-Dollar (rund 36,17 Milliarden Euro).

Das Vermögen von Schwarz liegt laut Forbes bei 38 Milliarden US-Dollar (35 Milliarden Euro). Der Südwesten ist aber auch auf Rang drei vertreten: Mit dem Künzelsauer Reinhold Würth (88) und seiner Familie, die Forbes aktuell bei 33,6 Milliarden US-Dollar (rund 31 Milliarden Euro) sieht.

Weltweit gibt es immer mehr Milliardäre

Weltweit finden sich die drei reichsten Deutschen aber nur auf den Plätzen 32, 37 und 45 wieder. Angeführt wird die Forbes-Weltrangliste von dem Franzosen Bernard Arnault mit einem Vermögen von 233 Milliarden US-Dollar. Sein LVMH-Imperium umfasst Mode- und Kosmetikmarken wie Louis Vuitton und Sephora. Ihm folgen die US-Gründer Elon Musk und Jeff Bezos (195 und 194 Milliarden US-Dollar).

Zwei Drittel der Milliardäre der Welt sind laut Forbes reicher als vor einem Jahr. „Die Vermögen schwellen weiter an, während die globalen Aktienmärkte Krieg, politische Unruhen und anhaltende Inflation ignorieren“, resümieren die Redakteure. Mittlerweile gibt es demnach 2.781 Milliardäre, das sind mehr als je zuvor: ein Zuwachs von 141 gegenüber dem vergangenen Jahr – und 26 mehr als im Rekordjahr 2021. „Sie sind reicher als je zuvor, mit einem Gesamtwert von 14,2 Billionen US-Dollar, ein Plus von zwei Billionen US-Dollar gegenüber 2023“, so Forbes.

Warum der Heilbronner Dieter Schwarz eine Ausnahme ist

Dieter Schwarz bildet hier eine der Ausnahmen. Sein Vermögen schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig investiert die Dieter Schwarz-Stiftung hohe Summen in Bildung und Forschung; in Heilbronn wächst dank seines Engagements ein Bildungscampus heran. Offizielle Investitionssummen gibt die Stiftung nicht preis. Doch ihre Wirkung ist immens.

Die Stadt hinter den Kraichgau-Hügeln kann sich durch die Investitionen der Stiftung jetzt offiziell als Universitätsstadt bezeichnen. Ob das den Rückgang des Vermögens von Dieter Schwarz um 1,2 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr erklärt, wollte eine Sprecherin der Stiftung aber nicht bestätigen.

Die Forbes-Liste beruht auf Recherchen und Datenanalysen. Neben dem Aktienwert nimmt Forbes Unternehmensbeteiligungen und andere Vermögenswerte wie Immobilien und Grundstücke in den Blick. Bei nicht börsennotierten Unternehmen werden die Kurse vergleichbarer Unternehmen herangezogen.

Kritik an der Berechnungsgrundlage

Vor allem der Wert der Aktien schwankt oft massiv. So hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg 116,2 Milliarden US-Dollar in einem einzigen Jahr hinzugewonnen: Die Meta-Aktie habe sich „inmitten kostensenkender Entlassungen und großer Wetten auf KI und Co. fast verdreifacht“. Zuckerberg ist damit Nummer vier in der Rangliste und hat ein geschätztes Vermögen von 177 Milliarden US-Dollar – das höchste, das er damit je hatte.

Frei von Kritik ist die Berechnung freilich nicht – vor allem auch von den Genannten selbst. „Die Vermögen, die dort genannt werden, basieren auf den Unternehmenswerten. Und gleichzeitig entsteht der Eindruck, wir würden im Keller Dukaten sammeln“, sagte etwa Michael Otto, ehemaliger Chef des gleichnamigen Versandhandelskonzerns, einst in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.

Es werde nicht beachtet, „dass dieser Reichtum in Unternehmen drinsteckt, die eine volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung haben“. Sein Versuch, sich aus dieser Liste streichen zu lassen, war aber nicht von Erfolg gekrönt: Auch 2024 ist Otto dort auf Rang 317 vertreten.

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