Die 50. Brettener Bütt steht vor der Tür – und der kurzfristig angekündigte Rücktritt von Oberbürgermeister Martin Wolff lässt die Narren rotieren. „Alles, was wir uns für die nächsten anderthalb Jahre aufgespart haben, müssten wir jetzt auf einmal raushauen“, sagt Vizepräsident Axel Zickwolf.
Die Reden werden freilich nicht inflationär umgeschrieben, sondern höchstens hier und da ergänzt.Bernd Neuschl
Sitzungspräsident
Einiges davon wird aber wohl in der Versenkung verschwinden. „Wir gucken, dass wir den OB nicht fünfmal bringen, sonst wird es langweilig“, sagt Zickwolf.
Brettener OB Wolff im Programm
Selbstredend jedoch schafft es der Rücktritt ins Programm. Allein schon deshalb, weil die Narren immer aktuell sind, wie Sitzungspräsident Bernd Neuschl versichert. „Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Reden werden jetzt freilich nicht inflationär umgeschrieben, sondern höchstens hier und da ergänzt.“
Neuschl selbst nimmt Wolffs vorzeitiges Amtsende in die Proklamation beim Narrenzug am kommenden Samstag mit auf. „Und als Musikkabarettist werde ich für die Bühne vielleicht noch ein lustiges Liedchen zu dem Thema dichten.“
Das war in meinen Augen keine brisante Nachricht.Bernd Neuschl
Sitzungspräsident
Grundsätzlich aber sagt er: „Das war in meinen Augen keine brisante Nachricht.“ Neuschl erinnert sich an ganz andere Ereignisse in der 50-jährigen Bütt-Geschichte. Ereignisse, die die komplette Veranstaltung infrage stellen.
Da ist zunächst der Tod des Bütt-Vaters Werner Sailer. Damals entscheiden sich die Narren, die Prunksitzung in Erinnerung an ihn trotzdem durchzuführen. Anders als bei Ausbruch des Golfkriegs und der Pandemie. „Die hatten dem Hundle natürlich einen Maulkorb verpasst“, sagt Neuschl.
Mehr als 100 Aktive sind rund um die Brettener Bütt im Einsatz
Ebenfalls ins Programm schaffen es die gegenwärtigen Demonstrationen gegen Hass und Hetze, kündigt Neuschl an. „Fasching hat mit Faschismus nichts am Hut. Das ist unsere Botschaft.“
Auch fernab der Programmgestaltung laufen die Vorbereitungen für die Bütt auf Hochtouren. Über 100 Musiker, Elferrat und sonstige Aktive sind laut Axel Zickwolf rund um die drei Prunksitzungen in Aktion.
Die Bütt ist ein Kind der Stadtkapelle Bretten, im Elferrat aber sitzen bis heute fast durchweg Mitglieder der Bürgerwehr. Der Grund: „Die Mitglieder der Stadtkapelle sind in der Küche und für die Musik im Einsatz“, sagt Zickwolf.
Das erledigen schwindelfreie Feuerwehrmänner und lebensmüde Musiker.Axel Zickwolf
Vizepräsident
Am Donnerstag vor der Bütt treffen sich 20 bis 25 Mitglieder der Stadtkapelle und schmücken die Bühne der Stadtparkhalle. Die gesamte Dekoration lagert im Feuerwehrhaus. Die Ehrenamtlichen bauen das Elferratspodest auf, bringen Vorhänge an und holen die Instrumente.
Freitags hängen sie dann Girlanden in der rund 20 Meter hohen Halle auf. „Das erledigen schwindelfreie Feuerwehrmänner und lebensmüde Musiker“, sagt Zickwolf. Später sind Proben angesagt, allerdings spielen die Akteure kein einziges Mal das komplette Programm gemeinsam durch.
Und so sehen auch die Aktiven das Gesamtkonzept erstmals auf der Bühne am Samstagabend. Knapp 400 Besucher sollten dann in der Halle sitzen und die Narren feiern mit dem Jubelruf „Bredde wau wau“.
Service
Der Narrenzug der Stadtkapelle ist am 27. Januar. Um 12.11 Uhr ist Abmarsch an der Fanfarenschänke in Richtung Marktplatz, auf dem es eine kleine Proklamation gibt. Am selben Tag beginnt zudem auf dem Marktplatz der Verkauf der Restkarten für die Brettener Bütt am 10. und 11. Februar.