
Tanz, Klamauk und Hofgesang: Nach zwei Jahren Zwangspause lassen es die Sänger, Tänzer und Büttenredner bei der Brettener Bütt ordentlich krachen. Verteilt auf drei Veranstaltungen erleben mehr als 1.000 Besucher am Wochenende einen Gute-Laune-Mix mit Ausflügen in die große und kleine Politik.
Putin und Gendersternchen sind ebenso Thema wie die anstehende Bürgermeisterwahl in Bretten. Und die frisch sanierte und anschließend verwaiste Bushaltestelle in Diedelsheim schafft es gleich mehrfach ins Programm.
An den Tischen sitzen die Jecken verkleidet als Mönche, Hummeln, Eisverkäufer, Erdbeeren oder Ananas. Doch schon beim Einmarsch in die Stadtparkhalle hält die Besucher nichts mehr auf den Stühlen. Klatschend und jubelnd begleiten sie die Aktiven auf dem Weg zur Bühne.
Narrenrakete müssen die Besucher erst noch üben
Die traditionelle „Narrenrakete“ mit Stampfen, Klatschen, Oh-Rufen und einigem mehr dagegen haben die Besucher nach der langen Pause offenbar verlernt. Nach dem ersten Start schlägt sich Präsident Bernd Neuschl entsetzt die Hände vors Gesicht. Kurzerhand legt er eine Übungsrunde ein. Danach aber sitzt die Rakete. Noch etliche Male „fliegt“ sie an diesem Abend durch die Halle.
Seine eigene Rakete verdient sich Neuschl redlich in der Rolle des „Herbfried Nudelhuber“ in Karo-Hemd und Lederhose. Als bayrisches Urgestein streift er etliche lokale Themen wie die Sporgasse, das Brettener Hundle und die Frage der Befangenheit von Stadtrat Jörg Biermann.
Präsident lästert über die Bushaltestelle in Diedelsheim
Lautstarken Jubel kassiert Neuschl, als er über die „stinkende“ Firma Deuerer herzieht. Kaum zu halten sind die Besucher auch, als er wissen will, warum die Stadt „eine Bushaltestelle baut, die kein Mensch braucht“. Entsprechend begeistert reagieren die Gäste auf seinen Vorschlag: Neuschl regt an, dass die Stadt mit dem ganzen Schotter, den sie anschließend auf den Acker schüttete, besser das Diedelsheimer Hallenbad erhalten hätte.

Passend dazu besingen die Breddema Hofsänger eine Kluft zwischen den Ortsteilen und der Kernstadt. Sie erinnern an das Ärztehaus und an die Gartenschau. Beide selbstredend in der Kernstadt. Währenddessen sei das Diedelsheimer Hallenbad ein „Totalausfall“ und die Büchiger Grundschule geschlossen. Insgesamt sehen die Hofsänger in den Stadtteilen die Favelas von morgen voraus.
Denn auch Kondome aus dem Wurstautomaten schmecken nicht.Günther Wolff, Ortsbüttel
Gleichwohl scheint in den Ortsteilen allerhand passiert zu sein. In seinen „Bekanntmachungen“ berichtet Ortsbüttel Günther Wolf jedenfalls von einem schwarz lackierten Blitzer in Dürrenbüchig. Und von Kondomen im Wurstautomat ausgerechnet „im erzkatholischen Bauerbach“. Diese seien jedoch – wohin auch immer – schnell wieder verschwunden. „Denn auch Kondome aus dem Wurstautomaten schmecken nicht“, verkündet er.
Mit der Ampel-Koalition rechnet unterdessen das Duo Valle und Wolle (Valentin Braun und Wolfgang Wagner) ab. Und auch sie besingen das „Sporgassen-Loch“ und das „städtische Malheur“ rund um die Bushaltestelle in Diedelsheim.
Bei „Dummschwätzer“ Hansi Klees bekommt schließlich die „Letzte Generation“ ihr Fett weg. „Wer sich irgendwo hinbäppt, kann nichts bewegen“, ruft er in den Saal. Und während sich die Besucher vor Lachen biegen, verzieht Klees selbst keine Miene.
Gardeballett, Funkenmariechen und Männerballett zeigen Bein
Zwischen all der Politik unterhält die „Heiße Minna“ (Anette Giesche) in knappen Shorts und mit reichlich Oberweite als von den Wechseljahren geplagte Schönheit das Volk. Sie überlegt, bei dieser Gelegenheit direkt den Mann zu wechseln. Einfach, „weil es dem Mann jetzt an dem Zeug mangelt, das sie so wuschelig macht“. Und während sie munter weiter auf die Männerwelt einhackt, haben vor allem die weiblichen Besucher reichlich Spaß.
Auch akrobatisch hat die Brettener Bütt einiges zu bieten. So fegt das Gardeballett gekonnt über die Bühne und die Funkenmariechen Elisa Schnorr und Angelina Cosi Montes fliegen regelrecht durch die Luft. Und dass auch die Kerle tanzen können, beweist das Männerballett aus den Reihen der Elferräte mit einem Schuhplattler zu „We will rock you“.