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Fördergelder

Aktionsgruppe Kraichgau bewirbt sich erneut um Aufnahme als Leader-Region

Knapp fünf Millionen Euro sind in den vergangenen acht Jahren an Fördermitteln der EU in den Kraichgau geflossen. Jetzt bewirbt sich die Lokale Aktionsgruppe erneut um eine Anerkennung als Leader-Region.

Dorothee Wagner und Sarina Pfründer
Entwicklungskonzept „Kompass für den Kraichgau“: Geschäftsführerin Dorothee Wagner (links) und Bürgermeisterin Sarina Pfründer erläutern das Konzept. Foto: Tom Rebel

Der „Kompass für den Kraichgau“ hat es in sich: Auf 95 Seiten präsentiert die regionale Leader Aktionsgruppe, zu der auch die Gemeinden Sulzfeld, Zaisenhausen, Kürnbach, Oberderdingen und Kraichtal gehören, ihr Entwicklungskonzept für 2023 bis 2027.

Eine Menge Arbeit steckt in diesem Papier, schließlich geht es um viel Geld für Projekte, die den ländlichen Raum Kraichgau attraktiver und lebenswerter machen sollen. Mittlerweile liegt das Konzept in Stuttgart vor. Dort soll im November die Entscheidung fallen, ob der Kraichgau erneut als Leader-Region ausgewählt wird.

Ausgemacht ist das nicht, denn es gibt deutlich mehr Bewerber, als am Ende zum Zuge kommen. Doch Sulzfelds Bürgermeisterin Sarina Pfründer (parteilos), die Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe (LAG), und ihre Mitstreiter hoffen sehr, dass es gelingt. Denn das Leader-Projekt ist für die Region bislang eine Erfolgsgeschichte.

Durch Leader-Fördermittel wurden zahlreiche Projekte in Kraichgau verwirklicht

Als der Verein im April 2015 gegründet wurde, konnte kaum einer mit dem Begriff etwas anfangen. Das hat sich in den vergangenen sieben Jahren grundlegend geändert. Mittlerweile gibt es eine stattliche Reihe von Projekten, die mit Leader-Fördermitteln Wirklichkeit wurden: die Oberderdinger Jugendwerkstatt beispielsweise oder die Adventure-Golf-Anlage in Kürnbach, der Benno-Bauer-Erlebnisradweg, der durch vier Kraichgau-Gemeinden führt, oder die Calisthenics-Außensportanlage in Sulzfeld.

In Meggesheim entstand eine Marktscheune, die einen Bundespreis bekam, daneben wurden 600 Kilometer Wanderwege von acht Kommunen mit Mitteln der EU neu beschildert.

61 Projekte wurden seit der Gründung mit knapp fünf Millionen Euro Fördermitteln bedacht und so ins Leben gerufen. Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg mit dem Ziel, den ländlichen Raum sozial, kulturell und wirtschaftlich zu stärken.

Besonders im Fokus sind dabei die ländlichen Regionen zwischen den Ballungszentren, die mit den strukturstarken Groß- und Mittelzentren in mancherlei Weise nicht mithalten können.

Das Besondere dabei ist, dass dieses Programm von Bürgern getragen wird.
Dorothee Wagner, Geschäftsführerin Verein Regionalentwicklung Kraichgau

22 Gemeinden von Meckesheim bis Oberderdingen und von Kraichtal bis Gemmingen haben sich deshalb 2015 zur Lokalen Aktionsgruppe Kraichgau zusammengeschlossen und verbinden so diese gewachsene Kulturregion, die sich politisch über vier Landkreise erstreckt.

„Das Besondere dabei ist, dass dieses Programm von Bürgern getragen wird“, erklärt Dorothee Wagner, die Geschäftsführerin des Vereins Regionalentwicklung Kraichgau, der die Leader-Arbeit trägt und koordiniert. Mitglieder des Vereins sind neben Privatpersonen und Vereinen auch Kommunen und Verbände.

Auswahlausschuss verteilt zwischen 5.000 und 600.000 Euro Fördermittel

Wichtigstes Gremium des Vereins ist der 31-köpfige Auswahlausschuss, in dem nach Möglichkeit immer ein Vertreter der Mitgliedskommunen sitzen soll. Er entscheidet, welches Projekt zum Zuge kommt.

Das Gremium hat die verantwortungsvolle Aufgabe, die begrenzten Fördermittel nach transparenten Kriterien fair zu verteilen. Gefördert werden Projekt mit Gesamtkosten von 5.000 bis 600.000 Euro je nach Kategorie mit Zuschüssen in Höhe von 40 oder 60 Prozent der Kosten.

Ganz am Anfang der Vereinsarbeit stand eine Grundsatzentscheidung: Will man einzelne Leuchtturmprojekte umsetzen oder eher eine Vielzahl von kleineren Vorhaben realisieren? „Wir haben uns für die Förderung vieler Projekte in möglichst allen Mitgliedsgemeinden entschieden“, erklärt Pfründer. Die Resonanz der Gemeinden bestätigt mittlerweile, dass diese Entscheidung die richtige war: Alle wollen weiterhin mit dabei sein und entrichten brav ihren Obolus.

Brettener Stadtteile und Dörfer Freudenstein, Stettfeld und Zeutern kommen neu hinzu

Ein Dutzend neue kleine Ortschaften kommt jetzt hinzu: Unter anderem die drei nördlichen Brettener Stadtteile Bauerbach, Büchig und Neibsheim sowie die Dörfer Freudenstein sowie Stettfeld und Zeutern. Dabei setzt das Konzept auch auf neue Schwerpunkte: Den sanften Tourismus im Einklang mit der Natur hat sich Leader schon von Anfang an auf die Fahne geschrieben. Künftig soll nun auch ein stärkeres Augenmerk auf Naturschutz und Klimaresilienz liegen.

Daneben will man das Leben in den Dörfern attraktiver machen, mit besonderem Fokus auf die junge Generation. Deren Abwanderung will man verhindern. Weitere Ziele sind Klimaneutralität und der Erhalt der Kulturlandschaft, soziale Teilhabe und Daseinsfürsorge gerade für die ältere Generation, aber auch eine Verbesserung der regionalen Wertschöpfung in Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus, neue Formen des Wohnens und der Zusammenarbeit sowie die Möglichkeit für alle Interessierte, sich selbst an den Projekten zu beteiligen.

Sechs Projekte liegen für den „Kompass für den Kraichgau“ bereits fertig geplant vor und könnten 2023 oder 2024 mit den entsprechenden Fördermitteln umgesetzt werden. Fehlt nur noch das grüne Licht aus Stuttgart.

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