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Meinung

von Irmeli Thienes

Akribisch zum Ausnahmezustand

Die Brettener haben sich das Peter-und-Paul-Fest verdient

Sie stecken in Rüstungen oder Gewändern, entzünden jetzt die Feuer und stoßen an. Verdient: Zu Peter-und-Paul machen die Brettener ihr Fest zu dem Fest. 

Blick von der Stiftskirche hinunter auf Bretten.
In den Altstadtgassen zwischen Pfeiferturm (hinten) und auch rund um den Turm der Stiftskirche feiern Brettenerinnen und Brettener mit Gästen von weit her noch bis Montag ihren Sieg über die Württemberger im Jahr 1504. Foto: Irmeli Thienes

Böllerschüsse, Gefidel und Brutzeln – so klingt das Peter-und-Paul-Fest, schon seit Tagen auf Instagram und nun auch analog in den Brettener Gassen. Schützen, Schäfer oder Bierbreuwer tummeln sich in ihren Lagern. Zygeiner liegen sich in den Armen, da die Bude nun steht. Es ist soweit.

Es ist wieder Ausnahmezustand. Das Herz hüpft, nachdem monatelang die Köpfe rauchten.

Wie viel Sorgfalt, Planung, Fleiß und Handarbeit drinstecken, weiß das Mittelalter-Volk, das nun wieder Bretten bevölkert. Sie recherchierten nach Originalrezepten, suchten nach Vorbildern für Gewänder, wie auch Simone Nochwer. Sie gewann beim ersten Repro-Wettbewerb den ersten Preis. Wie schön ist das denn! Die neue Gruppe der Lebküchner gewann den zweiten Preis für ihren Ofen.

Ehre, wem Ehre gebührt, auch den stillen Helfern

Sie reproduzierten Rüstungsteile, Hemden, Hosen oder Hauben für ein Ziel: Sie wollen das Mittelalter spüren, sie wollen es sehen, riechen und schmecken – möglichst nah an dem, wie es einst war. Sie wollen sich für vier Tage aus dem Heute katapultieren.

Und genau dafür trudeln auch die Gäste ein, die meisten gewandet. 2022 waren es rund 110.000. Alle wollen sich am Lagerfeuer in Duft und Erwartung des Gebratenen räkeln, wollen Kindern auf dem Holzkarussell zusehen und anstoßen auf sich, aufs Fest, aufs Geleistete.

Das Fest haben sich die Brettener jetzt verdient. Rund 90 Geehrte bei der Vereinigung Alt Brettheim (VAB) stellen klar: Wo so vielen die Ehre gebührt, da werkelten weit mehr im Hintergrund. Ihre Akribie, ihr Engagement macht das Peter-und-Paul-Fest weithin bekannt. Allen gebührt darum mal ein dicker Dank.

Doch neben denen im Sichtfeld sind die „stillen Partner“. Vertreter von Polizei, Ordnungsamt oder Feuerwehr und andere mehr schieben – wie das DRK – Bereitschaft, rund um die Uhr, viele ehrenamtlich. Das Brettener DRK ist je Festtag mit rund 30 Leuten im Einsatz. Weitere kommen aus Nachbarorten – damit alle sicher feiern. Sie stehen parat und mit ihnen ein Funk-Relais auf dem Kirchturm. Danke auch euch. Dieses Mal und für alle Male zuvor.

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