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Vor Peter-und-Paul-Fest

Gewandbörse für Mittelalter-Fans: Edle Roben und Federhüte wechseln in Bretten Besitzer

Zum 20. Mal fand am Samstag die Gewandbörse der Gruppe „Huldelsmann Gesind“ in Bretten statt. Das Interesse an mittelalterlichen Kleiderstücken war abermals groß.

Vor der Vogtey am Brettener Kirchplatz warteten viele Mittelalterfreunde geduldig auf den Einlass zur Schnäppchenjagd.
Vor der Vogtey am Brettener Kirchplatz warteten viele Mittelalterfreunde geduldig auf den Einlass zur Schnäppchenjagd. Foto: Florian Ertl

Bis zum Peter-und-Paul-Fest ist es nicht mehr lange hin. In etwa zwei Monaten verwandelt sich Bretten einmal mehr in das spätmittelalterliche Städtchen Alt-Brettheim des Jahres 1504.

Bereits jetzt steigt bei eingefleischten Mittleralter-Fans die Vorfreude. Das war am Samstag bei der Gewandbörse der Peter-und-Paul-Gruppe „Huldelsmann Gesind“ deutlich zu spüren.

Lange Schlange in Bretten: Kunden mussten Geduld mitbringen

Die 20. Ausgabe der mittelalterlichen Kleiderbörse fand abermals im Werner-Sailer-Saal der Vogtey am Brettener Kirchplatz statt. Bei der Vogtey herrschte schon vor der Eröffnung großer Andrang. Vom Gebäude der Vereinigung Alt-Brettheim (VAB) zog sich eine lange Warteschlange vorbei an der Stiftskirche und am Brettener Amtsgericht bis hin zur Lutherstraße. Schon in den vergangenen Jahren war das Interesse an dem Second-Hand-Markt riesig.

„In diesem Jahr hält sich die Schlange über den Vormittag nochmal deutlich länger.
Mara Pavin
Helferin vor Ort

„In diesem Jahr hält sich die Schlange über den Vormittag nochmal deutlich länger“, fand Mara Pavin. Die 23-Jährige ist seit frühester Kindheit mit dem Peter-und-Paul-Fest und dem „Huldelsmann Gesind“ aufgewachsen. Mit 15 Jahren half sie erstmals bei der Kleiderbörse mit.

„Es interessierten sich mit der Zeit immer mehr Leute dafür“, sagte Pavin, die den wartenden an einem kleinen Stand Kuchen und Getränke anbot. „Wir wollten den Wartenden die Zeit in der Schlange etwas versüßen“, erklärte Helferin Carolin Sauter-Meyerhoff. Deswegen habe die Gruppe den kleinen Verpflegungsstand in diesem Jahr nun erstmals umgesetzt.

Mehr als 800 Einzelstücke warteten in Bretten auf neue Besitzer

Doch trotz langer Wartezeit ließen sich viele Peter-und-Paul-Begeisterte das breite Angebot an Gewändern, Schuhen, Kopfbedeckungen, Fellen und Zubehör für jedes Alter und jeden Stand nicht entgehen. Aufgrund des hohen Andrangs ließen die ehrenamtlichen Helfer immer nur 30 Personen auf einmal in den Verkaufsraum in der Vogtey. So sollte einem zu engen Gedränge vorgebeugt werden.

Die Gewandauswahl im Werner-Sailer-Saal konnte sich auch in diesem Jahr sehen lassen: Mehr als 800 Einzelstücke wurden angeboten. Von einfachen Leinenhemden über Lederwaren bis hin zu prächtigen Gewändern der gehobenen Bürgerschaft erstreckte sich die mittelalterliche Kleiderauswahl.

„Wir zählen mittlerweile nicht mehr genau nach, wie viel Stücke abgegeben werden. Wir sind schon froh, dass wir alles fertig etikettiert bekommen“, berichtete Gruppenmitglied Kerstin Meier-Scheffert. Schon bei der ersten Gewandbörse war sie mit von der Partie.

Die Gewänder sind deutlich günstiger, als wenn man sich immer ein Neues anschafft.
Kerstin Meier-Scheffert
Ehrenamtliche

Die Organisation der Gewandbörse laufe seitdem immer gleich ab. An zwei Abenden vor dem großen Verkaufstag können Gewänder beim Verein abgegeben werden. „Wir beraten die Verkäufer dabei, was sie für ein Gewand verlangen können, und versehen die Stücke dann mit Preisschildern“, erklärte Meier-Scheffert. Insgesamt 15 Helfer würden dann den Verkaufssaal vorbereiten, die angebotenen Gewänder verteilen und verkaufsfertig präsentieren.

Was bei der Börse nicht verkauft werde, gehe wieder an den Besitzer zurück. Der Veranstalter behalte bei jedem verkauften Gewand eine kleine Verkaufsprovision ein. „Die Gewänder sind deutlich günstiger, als wenn man sich immer ein Neues anschafft“, so Ehrenamtlerin Meier-Scheffert.

Kunden entscheiden sich bewusst für Gewänder aus der Brettener Tauschbörse

Sie könne sich noch gut an die erste Ausgabe der Gewandbörse erinnern. Es habe alles damit angefangen, dass die Gruppe den Gewand-Fundus der Vereinigung Alt-Brettheim abverkauft habe. „Aus dem Fundus wurden Gewänder jahrelang verliehen. Irgendwann waren die Kleidungsstücke dann aber schon ziemlich alt und das Ganze wurde aufgelöst“, erzählte Kerstin Meier-Scheffert. In Folge sei die Erfolgsidee für die Tauschbörse entstanden.

Das Tauschen und Weitergeben ist das Schöne an den Gewändern.
Ralf Theurer
Kunde

„Wir finden dieses Angebot super und kommen alle paar Jahre her“, sagte Kunde Maxim Zischka, der mit seiner Frau auf Gewandsuche war. Mit einer neuen Hose und einem Gürtel verließ Zischka die Vogtey und war darüber sehr zufrieden. „Mit einem Gürtel für mich hat es leider nicht geklappt. Da war nichts Passendes dabei. Ich versuche mein Glück dann beim nächsten Mal“, meinte Sarah Zischka.

Über eine neue Leinenweste freute sich indes Peter-und-Paul-Fan Ralf Theurer. „Ich bin kein Ur-Brettener, aber das Fest ist für mich immer ein absolutes Highlight und ein großes Stück Heimat“, so Theurer. Praktisch sein ganzes Gewand bestehe mittlerweile aus Second-Hand-Teilen. „Das Tauschen und Weitergeben ist das Schöne an den Gewändern. Hinter jedem Teil steckt auch richtig viel Geschichte dahinter“, meinte der Brettener.

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