Skip to main content

Diskussion ums Böcklehaus

„Bretten retten“: Bürgerinitiative will historische Gebäude vor dem Abriss bewahren

Immer wieder werden Gebäude in der historischen Altstadt von Bretten abgerissen. Das will der Dürrenbüchiger Matthias Goll verhindern und gründete die Initiative „Bretten retten“. Im Fokus stehen nicht nur die einzelnen Häuser, sondern ein umfassendes Projekt.

Böckle
Stein des Anstoßes: Das Böcklehaus in Bretten soll abgerissen werden. Die Bürgerinitiative „Altstadtrettung Bretten“ wehrt sich. Foto: Tom Rebel

Der Kupferstich von 1645 irritiert. Er zeigt die Silhouette Brettens – und vier große, orangefarbene Bagger. Sie wollen mit ihren Schaufeln, so scheint es, „Brettheim“ dem Erdboden gleichmachen.

Die Bagger hat die Bürgerinitiative „Altstadtrettung Bretten“ in das historische Bild montiert. Unter dem Slogan „Bretten retten“ wollen die rund 20 Mitglieder der Initiative die historische Bausubstanz in der Brettener Innenstadt vor dem Abriss bewahren.

Der Stein des Anstoßes liegt laut Matthias Goll, Initiator der Bürgerinitiative, im Böcklehaus. Im Oktober 2020 entrümpelten Ehrenamtliche das 300 Jahre alte Gebäude an der Ecke Weißhoferstraße/Sporgasse, das seit 2010 im Besitz der Stadt ist. Sie wollten damit einen Zugang für das Landesdenkmalamt ermöglichen.

Zu diesem Zeitpunkt haben die Aktiven schon von „stadtverwaltungsnahen Personen“ mitbekommen, dass das Böcklehaus abgerissen werden soll. Gleichzeitig habe „der Aufklärungsteil in Richtung der Bevölkerung total gefehlt“, sagt Goll. Aspekte nach dem Warum, der Notwendigkeit oder Alternativen seien vonseiten der Stadt in Bezug auf das Böcklehaus, das kein Kulturdenkmal ist, nicht kommuniziert worden. „Obwohl sie viele Gelegenheiten dazu hatte“, sagt Goll. Im Oktober 2021 gründete sich die Altstadtrettung.

Wir wollen die Stadt nicht einfrieren.
Matthias Goll, Altstadtrettung Bretten

„Wir wollen die Stadt nicht einfrieren“, sagt Goll. Der Initiative ist aber wichtig: „Für jedes Gebäude, das schützenswert ist, soll es eine Bauaufnahme geben, auch wenn ein Abriss beschlossen ist.“

So sollen die betroffenen Gebäude vermessen und fotografiert und die Historie im Archiv recherchiert werden. „Von dieser Forderung wollen wir nicht abweichen“, sagt Goll. Bei diesen Arbeiten würde die Bürgerinitiative unterstützen und könnte sich vorstellen, Studierende des KIT einzubinden.

Bürgerinitiative möchte verbindliche Regeln bei Bauvorhaben

Grundsätzlich will die Initiative weg von einzelnen Objekten. „Man kann die Schlacht gewinnen, aber den Krieg verlieren“, sagt Goll. Ziel der Initiative ist daher, eine Erhaltungssatzung durch den Brettener Gemeinderat für den Bereich der Brettener Altstadt zu verabschieden.

Sie würde verbindliche Regeln bei Bauvorhaben vorschreiben und könnte bei jedem historischen Gebäude zur Anwendung kommen. Eine solche Satzung ist laut Goll nicht unüblich. Zum Beispiel gebe es eine solche bereits in Karlsruhe-Durlach.

Möchte man für einen Ausflug interessant sein oder weiter seine Altstadt austauschen und so verwässert?
Matthias Goll, Altstadtrettung Bretten

Der Umgang mit historischen Bauwerken habe Auswirkungen auf die touristische Attraktivität der Stadt. Hier sieht er Bretten in einem gewissen Mittelpunkt zweier sich kreuzenden Achsen. Eine der Achsen geht entlang der Städte Durlach, Bretten und Eppingen.

Die andere verläuft von Pforzheim nach Bretten und Bruchsal und damit durch zwei Städte, die im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurden. Die Frage sei nun, wo man als Brettener dazugehören will: „Möchte man für einen Ausflug interessant sein oder weiter seine Altstadt austauschen und so verwässern?“

Die Initiative, die vor allem Gebäude vor 1920 im Fokus hat, plant ein Bronzemodell der Stadt, das auf einem zentralen Platz aufgestellt werden soll. Das wäre nach Goll nicht nur für Touristen interessant. „Wenn man so ein Modell hätte, dann reißt man existierende Gebäude nicht so einfach weg, da man in Erklärungsnot kommt.“

Zukunft des Böcklehauses ist noch offen

Ob das Böcklehaus noch Teil des Modells sein wird, ist Stand heute ungewiss. „Die Kuh Böckle ist noch nicht vom Eis“, sagt Goll. Für diese Woche ist eine Begehung des Hauses mit Vertretern der Initiative und der Stadt geplant.

Sollte das Böcklehaus eine Zukunft haben, dann könnte es zum Museum umgewandelt werden. „Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten“, sagt Goll. Für ihn seien Wohnungen, Besprechungsräume für Vereine oder Hotellerie denkbar.

Bei der Frage, ob es reicht, alleine die historische Fassade des Böcklehauses zu erhalten, gebe es innerhalb der Initiative verschiedene Ansichten. Sollte es aus Gründen des Brandschutzes oder der Fluchtwege nicht anders möglich sein, dann wäre das für Goll die „ultima ratio“.

Ergibt sich im Dialog mit den Bürgern, dass sie einen Abriss und Neugestaltung der Fläche favorisieren, dann würde die Initiative das akzeptieren. „Dann würde ich aufhören zu kämpfen und die Waffen niederlegen“, sagt er. „Zumindest für das Böcklehaus.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang