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Abschied in Bretten

Brettener Flüchtlingspfarrer Gunter Hauser geht in den Ruhestand

Wegbegleiter würdigen Bezirksjugendpfarrer Hauser in Bretten für seinen Einsatz für Geflüchtete und soziale Gerechtigkeit.

Viele Geflüchtete hat Gunter Hauser in den vergangenen Jahren begleitet.
Viele Geflüchtete hat Gunter Hauser in den vergangenen Jahren begleitet. Foto: Hansjörg Ebert

Große Wertschätzung, tiefer Respekt und herzlicher Dank: Die Vertreter des Kirchenbezirks Bretten-Bruchsal haben dem langjährigen Bezirksjugendpfarrer und Beauftragten für Flucht und Migration, Gunter Hauser, einen bewegenden Abschied bereitet.

Viele Wegbegleiter, Pfarrkolleginnen und -kollegen sowie Vertreter der Gemeinden, der Diakonie, der Ökumene und der Stadt, aber auch Ehrenamtliche und vormals Geflüchtete sind am Sonntagabend in die Brettener Stiftskirche gekommen, um einen Menschen zu würdigen, der wie kaum ein anderer die Menschen im Blick hatte, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Die Kulisse ist passend gestaltet. Am letzten Sonntag der Weihnachtszeit steht der Christbaum noch im Kirchenraum. Die Krippe ist allerdings abgebaut. Nur die lebensgroßen Holzschafe und der gute Hirte stehen noch unter dem Tannengrün – als schönes Bild für das, was der Seelsorger in den vergangenen Jahren für viele Menschen war.

Friedensbotschaft und gesellschaftliches Engagement

Immer die Menschen wohlwollend im Blick und immer bereit, für sie einzustehen in schwierigen und ungerechten Lebensumständen – so beschreibt Dekanin Ulrike Trautz den Pfarrer, der aus Unteröwisheim stammt und in Kraichtal lebt. Einer, der geholfen habe, dass sich das Licht von Weihnachten Bahn brechen konnte. Und einer, der sie selbst mit seiner unbefangenen und einfühlsamen Art, mit Menschen umzugehen, inspiriert habe.

Über die offene Jugendarbeit in Unteröwisheim kam Hauser zum Theologiestudium, absolvierte das Lehrvikariat, war aber nie Gemeindepfarrer. Vielmehr arbeitete er 27 Jahre als Seelsorger, pädagogischer Mitarbeiter und im Schuldienst im Brettener Hohberghaus, 20 Jahre war er überdies Bezirksjugendpfarrer.

Nach der sogenannten Flüchtlingskrise übernahm Hauser 2016 die Stelle als Beauftragter für Flucht und Migration. Verbunden mit dieser Aufgabe waren Themengottesdienste, die Betreuung von Ehrenamtlichen, Vorträge an Schulen und der Interreligiöse Dialog, dazu die Seelsorge und die Hilfe in vielen Einzelfällen. In Bretten war er beim Café International und beim Runden Tisch für Integration engagiert, Jahr für Jahr organisierte er das „Himmlische Fest“.

Eine wichtige Rolle in Hausers Leben spielt auch die Musik. Lange Jahre versah er den Orgeldienst in der Kirche und gestaltete mit seiner Band „tutto vanita“ Jugendgottesdienste, Landesjugendtreffen und kirchliche Großveranstaltungen. Unter anderem produzierte er das Lied „Lass Frieden werden“ in zehn Sprachen, das auch an seinem Verabschiedungsgottesdienst gesungen wurde.

Den hat er übrigens selbst vorbereitet und gestaltet. Mit dabei sind seine musikalischen Mitstreiter von „tutto vanita“. Mit dem Lied „Peacechild“ richtet die Formation den Blick auf das Friedenskind von Bethlehem, das in eine Welt von Mordwaffen, Hunger und Schmerz einen Traum trägt.

Brettener Pfarrer greift Fluchtgeschichte auf

In seiner Predigt greift Gunter Hauser die Fluchtgeschichte von Maria und Josef mit ihrem Baby auf. Mit einem kleinen Boot hätten sie wohl seinerzeit den Nil überquert. Die spätere Botschaft des Flüchtlingskinds: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Die meisten Menschen flöhen vor Gewalt, wenn man Waffen liefere, schaffe man Fluchtursachen.

„Für einen Panzer könnte man hundert Traktoren kaufen“, erklärt der Flüchtlingspfarrer. Und was man mit hundert Traktoren anfangen könne, sei ja gerade in vielen Städten deutlich geworden.

„Liebe ist immer stärker als Gewalt, sie ist das Mitgefühl, das die ganze Welt zusammenhält“, zitiert der Prediger Buddha. Und erinnert daran, dass Gott auch im Islam der Liebevolle ist. „Gottes Liebe ist so groß wie das Weltall und seine Wirkkraft so groß wie die kleinsten Teilchen“, schließt Hauser den weiten Boden, den er zu Beginn seiner Predigt mit Bildern des Weltraumteleskops James Webb aufgespannt hat.

Beim Stehempfang im runderneuerten Gemeindehaus würdigt Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) den scheidenden Pfarrer als einen Menschen, der sich für ein friedliches und respektvolles Miteinander verdient gemacht habe, und dies über Glaubensfragen und Ländergrenzen hinweg. Doch vor allem habe er den Schwachen eine Stimme gegeben und Menschen Perspektiven vermittelt.

Gerhard Junge-Lampart, Vorsitzender des Internationalen Freundeskreises (DAF), beschreibt Hauser als Seelsorger und Menschenfreund, als Zweifler und Suchenden, als Ideengeber und Kümmerer und als politischen Menschen mit Haltung: einfühlsam, verständnisvoll und zugewandt, aber auch kritisch, kompromisslos und sehr intolerant bei Ungerechtigkeiten und Behördenwillkür, aber immer auf der Suche nach Lösungen.

Besonders erfreut zeigte sich der DAF-Chef darüber, dass Hauser der Arbeit mit Geflüchteten auch im wohlverdienten Ruhestand noch erhalten bleibe: Mit einer 30-Prozent-Stelle führt er die Arbeit im Kirchenbezirk im Bereich Flucht und Migration noch zwei Jahre weiter.

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