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Digitale Werkstatt

Brettener Kinder nehmen virtuell Organe in die Hand  

Die digitale Werkstatt tecspaze in Bretten zeigt Besuchern am Tag der offenen Tür, wie mit Programmierlust Filme, Musik oder Miniatur-Fabriken entstehen.

Ein Mädchen greift in der virtuellen Realität nach etwas, das es hinter der VR-Brille lebensecht vor Augen hat. Das ermöglicht tecspaze, eine neue digitale Werkstatt für Kinder und Jugendliche in Bretten kostenlos.
Was sie wohl sieht? Ein Mädchen greift in der virtuellen Realität nach etwas, das es hinter der VR-Brille lebensecht vor Augen hat. Das ermöglicht tecspaze, die neue digitale Werkstatt für Kinder und Jugendliche in Bretten kostenlos. Hier ist Forschen, Tüfteln und Experimentieren angesagt, aber nur für Kinder und Jugendliche von zehn bis 19 Jahren. Foto: Tom Rebel

In ein Skelett einzutauchen und sich zwischen Organen umzusehen, hört sich – zugegeben - geschmacklos an. Doch im tecspaze Bretten verläuft das gänzlich unblutig, dank VR-Brille. Solche Virtual Reality-Brillen versetzen den Nutzer in virtuelle Welten. Die Digitalwerkstatt tecspaze ist neu in Bretten. Kinder und Jugendliche können hier tüfteln mit dem Greenscreen, Trickfilme erstellen an hochwertigen Tablets oder Robotern Aufträge geben. Die Digitalwerkstatt präsentiert am Sonntag, 23. Juli, ihr reiches Angebot bei einem Tag der offenen Tür im Gebäude der Firma Seeburger an der Edisonstraße.

Im tecspaze können Kinder einen Darth-Vader-Helm aus dem 3-D-Drucker zaubern, das heißt, wenn sie dessen Gestalt zuvor per grafischer Programmierung oder als Code in den PC eingegeben haben. Dann gibt der die Daten dem Drucker weiter. Die Jugend kann im tecspaze auch eigene Musik am DJ-Table oder in der Sound-Box produzieren.

Wenn die Holzfigur an der Bildschirmwand des tecspaze in Bretten mittanzt

Hier sollen die Kinder am Bildschirm digital kreativ werden, nicht nur konsumieren. Und sie müssen nicht immer nur sitzen. Sie können beispielsweise im Motion-Capture-Anzug herumturnen. Der digital „verdrahtete“ Anzug überträgt dann ihre Bewegungen auf eine Figur am Bildschirm.

Ziel der tecspaze-Macher ist es, mit all der hochwertigen Ausstattung die Kompetenzen der Jugend spielerisch zu fördern. Es geht um fächerübergreifendes Lernen in den Bereichen MINT, Künstliche Intelligenz oder digitale und soziale Medien, auch und vor allem von Mädchen. „Wir wollen Potenziale für die gesellschaftliche Zukunft heben, wenn auch nur im Raum Bretten“, sagt tecspaze-Geschäftsführer Jan Trense-Otto.

Schulklassen aus dem Raum Bretten haben schon Kontakt aufgenommen

In der Erprobungsphase seit April waren Schulklassen mit Lehrerinnen schon vor Ort, Gruppen in reiner Mädchen-Besetzung haben bereits hier getüftelt. Laut Trense-Otto gelang es, viel Leidenschaft bei den zehn- bis 19-Jährigen zu entfachen, Freude am Selbermachen, am Experimentieren und Probieren.

Begeistert führen Jan Trense-Otto (links) und Jürgen Scheible ein in die „Traumwelt für Kinder“. Die neue digitale Werkstatt für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren öffnet am Sonntag, 23. Juli 2023, fürs Publikum ihre Türen.
Begeistert führen Jan Trense-Otto (links) und Jürgen Scheible ein in die „Traumwelt für Kinder“. Die neue digitale Werkstatt für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren öffnet am Sonntag, 23. Juli 2023, fürs Publikum ihre Türen. Foto: Tom Rebel

Beispielsweise wurden einige Hürden genommen, bis Drohnen korrekt programmiert waren, sodass sie in Formation flogen. Laut Trense-Otto „ist im tecspaze eine Kultur des Scheitern-Dürfens ausdrücklich erwünscht“. Trense-Otto ist Geschäftsführer der Trägergesellschaft von tecspaze, der „gemeinnützigen TB Technologieförderung Bretten gGmbH“.

Unsere Vision ist es, junge Menschen zu inspirieren, ihren Erfindergeist zu wecken.
Professor Jürgen Scheible
Creative Director bei tecspaze Bretten

„Unsere Vision ist es, junge Menschen zu inspirieren, ihren Erfindergeist zu wecken, damit sie sich entschlossen einen eigenen Platz in der digitalen Zukunft schaffen“, sagt der Creative Director des tecspaze. Jürgen Scheible ist Professor an der Hochschule der Medien aus Stuttgart. Er verantwortet die Didaktik, hat also das Digitalwerkstatt-Konzept entwickelt, das hinter Tecspaze steht und die Zusammensetzung der hightech-Ausstattung erarbeitet. Scheible lebt in Oberderdingen.

„In der Zukunft brauchen junge Menschen immer mehr hybride Skillsets“, so Scheible. Gemeint sind neben naturwissenschaftlichen Fachkenntnissen wie dem Programmieren auch Kommunikations-Kompetenzen für Teamarbeit und Medienkompetenzen.

Verantwortung gehört zum Lerninhalt im tecspaze Bretten

Darum wird im tecspaze laut Scheible mit dem digitalen Knowhow auch etwa vermittelt, wie Deep Fakes erkennbar sind, also täuschend echt wirkende digitale Fälschungen, und wie mit ihnen umzugehen ist. Die Verantwortung für die Neuerungen im digitalen Leben gehören zwingend zu den Lerninhalten, so Scheible.

Die TB gGmbH stellt mit der Digitalwerkstatt der nachwachsenden Generation im tecspaze nicht nur futuristische Räume, sondern eine hightech-Ausstattung zur Verfügung in einem siebenstelligen Wert, so Trense-Otto. „Die Finanzierung ist derzeit bis 2026 gesichert“, sagt Geschäftsführer Trense-Otto.

In den ehemaligen Vorstandsräumen der Firma Seeburger wäre noch Raum für Erweiterung, sagen Scheible und Trense-Otto, sollte das Angebot auf sehr viel Zuspruch stoßen.

Familiensonntage oder Events ergänzen das Programm in Bretten

Bis dahin können hier Musikfans ihren eigenen Soundtrack zu einem Trickfilm erstellen oder sich mit VR-Brille auch in ein Cockpit-Inneres versetzen oder – ganz nach Vorliebe – auch in einem Atelier dreidimensionale Kunstwerke in den Raum stellen.

Es werde Ferienangebote geben, sagt Scheible. Es sollen Experten aus aller Welt gewonnen werden für Vorträge und Workshops. Familiensonntage sind regelmäßiger Bestandteil des Programms wie auch Szenetreffs – von der Party bis zum Open-Air-Erlebnis beispielsweise beim Lichtskulpturen-Pfad.

Schließlich sollen die jungen Digital-Kreativen ihre Werke auch präsentieren können. „Und eine Deadline bei der Produktion vor Augen zu haben, ist ja förderlich“, sagt Trense-Otto. Er ist selbst IT-Unternehmer, Elternbeirat am Edith-Stein-Gymnasium und Vater.

Seine Kinder, sagt er, seien begeisterte Besucher des „Openspaze“, sagt er. Das sind wöchentlich stattfindende Zeit-Slots zum freien Ausprobieren dessen, wonach der Sinn gerade steht.

Im Greenscreen-Studio sind Aufnahmen in virtuellen Unterwasserwelten oder ein Bild von sich selbst im Nachrichten-Studio möglich. Mit VR-Brille kann man aus einem Skelett das Zwerchfell oder das Hirn entnehmen, und die Organe vor dem virtuellen Auge nach allen Seiten drehen, um so mehr Details darüber zu erfahren. Das Erlebnis nennt sich Mixed-Reality, weil der Nutzer nicht nur die virtuelle Realität betritt, sondern in dieser auch agieren kann.

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