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Tradition und Freundschaft

Fanfarenzug Bretten sorgt in Rottenburg für Stimmung

Der Fanfaren- und Trommlerzug Bretten nimmt seit Jahren am „Ommzug“ in Rottenburg teil. Zwischen den beiden Fanfarenzügen sind echte Freundschaften entstanden.

Blau-Weiß in Rottenburg: Der Fanfarenzug unter Leitung von Stabführer Lukas Schwarz marschiert beim „Ommzug“ mit.
Blau-Weiß in Rottenburg: Der Fanfarenzug unter Leitung von Stabführer Lukas Schwarz marschiert beim „Ommzug“ mit. Foto: Michael Fritz

„Narri, narro“, schallt es wohlwollend und vielstimmig dem Fanfaren- und Trommlerzug Bretten entgegen. Eine Ausfahrt mit mehrfachen Auftritten beim befreundeten Fanfarenzug Rottenburg stand am vergangenen Sonntag auf dem Programm. Höhepunkt des Tages war die Teilnahme am traditionellen Fastnachtsumzug, hier „Ommzug“ genannt.

Inmitten von 65 Zugnummern machte der Fanfarenzug in den blau-weißen Farben Brettens mit seinen großen Schwungfahnen, der historischen Frauengruppe, Standartenträger, Trommlern und Fanfarenspielern eine gute Figur als Botschafter der Melanchthonstadt. „Wir sind heute mit 56 Aktiven angereist, eine wahrlich stattliche Mannschaft“, freute sich Gerhard Schwarz, Vorsitzender der Blau-Weißen. Am Vormittag nahm eine Abordnung unter Leitung des Stabführers Lukas Schwarz am Zunftmeisterempfang im Rathaus teil. Dort empfing der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Andreas Lindenberger, den diesjährigen Fastnachtsorden aus den Händen von Gräfin Mechthild.

Brettener Fanfarenzug ehrt historische Tradition

Rottenburg dürfte wohl die einzige Narrenstadt sein, die während ihrer tollen Tage von einer Frau regiert wird. Gräfin Mechthild, die einstige Regentin Österreichs im Rottenburger Land, die in ihrer Regentschaft (1445-1482) „große Höf und köstliche Vasnachten“ abhielt. Und ebendiese Mechthild ist auch der Grund, warum der Brettener Fanfarenzug überhaupt in Rottenburg auftritt.

Um die Jahrtausendwende sollte der historischen Gruppe der Rottenburger Narrenzunft ein Fanfarenzug zur Seite gestellt werden. Es gab dort aber noch keinen. „Aber es gab alte Kontakte aus der Zeit, als der Fanfarenzug noch bei der Bürgergarde in Rottenburg gespielt hatte“, erinnert sich Josef Klostermann. Er war damals Vorsitzender des Fanfarenzuges und fädelte gemeinsam mit Uli Stehle von der Rottenburger Narrenzunft den Auftritt im Schwäbischen ein.

Doch zunächst gab es erst noch einige Hürden zu Hause zu überwinden. „Wir sind ein historischer Verein und spielen nicht an Fastnacht“, gab es Protest in den eigenen Reihen. „Erst mit Verweis auf die lange Tradition der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, die ebenso wie unser Peter-und-Paul-Fest im Mittelalter verwurzelt ist, konnte ich überzeugen und den Einsatz zusagen“, erzählt Klostermann.

Dass sowohl das Peter-und-Paul-Fest als auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht 2014 zeitgleich in das bundesweite Verzeichnis immaterieller Kulturerbe aufgenommen wurden, beweist diese historische Verbundenheit zusätzlich. 2002 war es dann so weit: Der Fanfarenzug aus Bretten marschierte vor der historischen Gruppe um Gräfin Mechthild und führte damit den Rottenburger „Ommzug“ an.

Parallel gründeten die Rottenburger einen eigenen Fanfarenzug. „Wir übernahmen in den Anfangsjahren quasi die Patenschaft, unterstützten mit Kontakten und bei der Ausbildung“, sagt Klostermann. Ebenso wie der Fanfarenzug, der seither regelmäßig beim „Ommzug“ mitläuft – wenn auch nicht mehr an der Spitze, denn diese Aufgabe übernehmen nun die Rot-Weißen Rottenburger selbst.

Freundschaft zwischen Bretten und Rottenburg ist gewachsen

Aber die Freundschaft der beiden Vereine ist geblieben und weiter gewachsen. Gegenbesuche der Rottenburger in Bretten folgten und es entstanden auch persönliche Freundschaften. Michael und Sabine Martin aus Rottenburg gefällt es in Bretten so gut, dass sie und die beiden Töchter zusätzlich noch aktive Mitglieder im Fanfarenzug Bretten wurden. „Die Gemeinschaft in Bretten ist so toll, dass wir den Weg zu Proben und Auftritten gerne auf uns nehmen“, erzählt Michael Martin. „Es hat damit begonnen, dass wir den Fanfarenzug bei Peter-und-Paul als Helfer unterstützt haben, um die Aktiven bei den Auftritten zu entlasten. Daraus ist dann der Wunsch erwachsen, auch selbst aktiv in Bretten zu spielen.“

Seither ist der Fanfarenzug Bretten um vier Spieler aus dem Schwäbischen reicher. So hatte Sabine Martin am Sonntag nun den Luxus, entscheiden zu können, ob sie in Blau-Weiß oder Rot-Weiß beim „Ommzug“ mitlaufen möchte. Obwohl sie ein Heimspiel hatte, entschied sie sich für Blau-Weiß. Beim Abschlusskonzert in der Festhalle war das dann aber wieder egal, denn da standen die Brettener und Rottenburger bunt gemischt auf der Bühne und musizierten gemeinsam. Eine Verbundenheit, die sowohl optisch als auch musikalisch hervorragend funktioniert.

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