Mitten in die närrische Hoch-Zeit platzt am Montagfrüh die Nachricht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi: „Warnstreik!“, steht auf der Ankündigung. Verdi ruft für Dienstag und Mittwoch die Tarifbeschäftigte des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) und der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) zum Warnstreik auf.
Gestreikt werden soll am Dienstag und Mittwoch jeweils von Dienstbeginn bis Dienstende. Verdi ruft zum Streik auf, da es bei der zweiten Verhandlungsrunde mit dem Kommunalen Arbeitergeberverband (KAV) keine Annäherung der Tarifparteien gab. Unter anderem fordert Verdi die Zahlung einer Nahverkehrszulage, Anhebung des tariflichen Urlaubsgeldes sowie diverse Zulagen.
Streik zum Karlsruher Fastnachtsumzug
Bei den VBK ist man über den Streik bereits informiert, wie Pressesprecher Michael Krauth auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte. Aktuell bereite man eine Mitteilung mit Auswirkungen des Streiks vor.
Dass der Streik mit dem Fastnachtsumzug in Karlsruhe zusammenfällt, wird vermutlich für massive Einschränkungen für Besucherinnen und Besucher des Umzugs führen.
Der Warnstreik hat massive Auswirkungen auf den ÖPNV im Karlsruher Stadtgebiet.KVV
in einer Pressemitteilung
Konkret, so teilen es KVV und VBK gegen Mittag mit, betrifft der Streik sämtliche Bus- und Tramlinien der VBK. „Der Warnstreik hat massive Auswirkungen auf den ÖPNV im Karlsruher Stadtgebiet“, heißt es dazu in der Pressemitteilung.
Um auf den Streik zu reagieren, haben die VBK ihr Betriebskonzept für Dienstag und Mittwoch angepasst. So kann beispielsweise der Ersatzverkehr, der aktuell bei der S2 auf dem Abschnitt zwischen Entenfang und Rheinstetten eingerichtet ist, bis auf wenige Ausnahmen fortgesetzt werden.
Einige Bus- und Bahnlinien fahren
Auch die Buslinien, die von Subunternehmen durch Karlsruhe und die Region fahren, werden mit einem eingeschränkten Angebot weiter fahren. Konkret betrifft dies die Linien 30, 31, 44, 47, 62 und 73. Auch der Shuttle-Verkehr am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verkehrt regulär.
Nicht vom Streik betroffen sind die Stadtbahnen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft. Die Linien S1, S11, S12, S31, S32, S4, S5, S51, S52, S6, S7, S71, S8 und S81 fahren regulär.
Die Verkehrsbetriebe raten Fahrgästen, insbesondere mit Blick auf den Karlsruher Fastnachtsumzug, „gegebenenfalls alternative Verkehrsmittel zu nutzen“.
Bereits Anfang des Monats gab es einen Streik im Karlsruher ÖPNV.
Kritik vom Arbeitgeberverband
Der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) kritisiert den erneuten Streik. „Das ist alles andere als der versprochene verantwortungsvolle Umgang mit dem Streikrecht“, wird KAV-Hauptgeschäftsführerin Sylvana Donath in einer Pressemitteilung zitiert.
Die von Verdi gestellten Forderungen, insbesondere nach weiteren Zuschlägen, seinen „historisch“ und „maßlos“.
Weitere Verhandlungen im März
Gleichzeitig verweist der KAV darauf, bei den Tarifverhandlungen „konkrete Verbesserungen und Entlastungen in Aussicht gestellt“ zu haben. „Wir setzen uns mit voller Kraft für die Verkehrswende und ein attraktives Angebot ein. Wir müssen aber auch wirtschaftlich haushalten und können jeden Euro nur ein Mal ausgeben“, so KAV-Verhandlungsführerin Stephanie Schulze.
Die nächste Verhandlungsrunde soll Anfang März in Stuttgart stattfinden.
Streik hängt Stadtteile und Fastnachtsfreunde vorübergehend ab
Dass der Streik ausgerechnet am Fastnachtsdienstag viele Bahnen und Busse lahmlegt, trifft unter anderem einen Teil derjenigen, die den Karlsruher Fastnachtsumzug sehen wollen. Bei günstigem Wetter erwarten die Organisatoren bis zu 60.000 Zuschauer.
Viele Fastnachtsfreunde setzen am Umzugstag bewusst auf Bus und Bahn und lassen das Auto stehen, um unbeschwert feiern zu können. Doch die Anreise aus den Stadtteilen, die sonst durch die Straßenbahnbahnlinien mit der Innenstadt verbunden sind, kann am Fastnachtsdienstag schwierig sein.
Streiktage treffen zwei der sieben Tage, in denen die Narrenkarte gültig ist
Weitgehend vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt, weil die Straßenbahnen nicht fahren, sind durch den Streik unter anderem Teile Knielingens, die Nordstadt, Oberreut, Alt-Rintheim, Durlach-Aue und Wolfartsweier. Der Bahnhof Durlach bleibt der einzige Anknüpfungspunkt für den großen Stadtteil.
Wer auf die Narrenkarte des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) gesetzt hat, schaut in die Röhre. Die Narrenkarte gilt seit Donnerstag, 8. Februar, und bis einschließlich Aschermittwoch, 14. Februar. Bis zu fünf Personen können mit der Fahrkarte, die 25 Euro kostet, beliebig oft im ganzen KVV-Netz täglich ab 9 Uhr bis 6 Uhr am Folgetag unterwegs sein.
Fastnachter reagieren uneinheitlich
Der Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF) nimmt die Nachricht am Montag sportlich. „Wer zum Umzug will“, sagt der FKF-Präsident Michael Maier unserer Redaktion auf Anfrage, „der findet auch einen Weg.“ Die Umzugsorganisatoren seien von der Streikankündigung überrascht worden.
Dass der Streik den Umzugstag trifft, ist halt schon eine Nummer.Michael Maier
FKF-Präsident
Was die aktiven Umzugsteilnehmer angehe, so der FKF-Präsident, sei die Herausforderung lösbar. „Die Aktiven werden sich Ersatzlösungen ausdenken“, sagt Maier. „Das bekommen die organisiert.“
Die Trupps der auswärtigen Gäste hätten ohnehin ihre eigenen Fahrmöglichkeiten. Dennoch kommentiert der FKF-Präsident die Entscheidung der Gewerkschaft distanziert: „Dass der Streik den Umzugstag trifft, ist halt schon eine Nummer.“ Da sehe man den jeweiligen Stellenwert.
Dass der Streik am Umzugstag stattfindet, ist eine absolute Frechheit.Peet Günsche
Vorstand der Stra-Ba-Ka
Weitaus kritischer äußert sich die traditionsreiche Karnevalsgesellschaft der Straßenbahner, die Stra-Ba-Ka. „Dass der Streik am Umzugstag stattfindet“, sagt Peet Günsche vom Vorstand der Stra-Ba-Ka, „ist eine absolute Frechheit. Die Gäste kommen doch alle mit der Bahn, viele wollen vielleicht auch was trinken – und wir Aktiven fahren ja auch mit der Bahn.“
Ihren großen Umzugswagen hat die Stra-Ba-Ka schon vor Jahren abgeschafft, jetzt kommen die Aktiven mit dem Schlachtruf „Allez hopp“ als Fußgruppe mit Bollerwagen, denen sie Süßes für die Kinder am Umzugsrand entnehmen. Günsche kann sich am Montag noch gar nicht ausmalen, wie die Zugteilnehmer zur Aufstellung in die Ettlinger Straße kommen sollen: „Das wird ein Fiasko.“