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Nachhaltige Produktion

Bauer aus Bretten-Neibsheim produziert vom Tierfutter bis zur Wurst alles selbst

Die Familie Kohler hält eigene Schweine und Rinder, die Metzgermeister und Vater Alexander selbst schlachtet. Aus dem Fleisch entstehen in Bretten-Neibsheim viele verschiedene Produkte.

Becken für eigene Forellenzucht. Das Wasser für die Becken stammt aus der Quelle Eselsbrunnen.
Ein Becken für die eigene Forellenzucht: Das Wasser für die Anlage stammt aus der Quelle Eselsbrunnen. Foto: Alexander Kohler

Vom Tierfutter bis zur fertigen Wurst – nahezu alles wird auf dem Hof der Neibsheimer Familie Kohler noch selbst gemacht. Dabei ist Landwirt Alexander Kohler Fachmann für Herstellung, Produktion und Vertrieb in einer Person. Als Metzgermeister steht er Tag für Tag in der Wurstküche. Für die Schweine- und Rindermast zieht Kohler die Gummistiefel an und arbeitet im Stall.

„Auf unsere Produkte sind wir stolz. Unsere Kunden wissen bei uns ganz genau, woher ihr Fleisch kommt“, erzählt Kohler. 1991 entstand die Direktvermarktung S&T Kohler im ehemaligen Kuhstall des landwirtschaftlichen Betriebs in der Oberen Mühlstraße des Brettener Stadtteils.

Eine Wurstküche, ein kleines Kühlhaus und ein beschaulicher Laden wurden damals von Kohlers Eltern Siegbert und Trauterose eingerichtet. Mit gebrauchten Maschinen stellte die Familie erstmals Wurst in größeren Mengen her.

„In den Jahrzehnten davor hatten mein Vater und schon mein Großvater Hausschlachtungen durchgeführt. Damals hatte ja praktisch noch jeder Vieh daheim“, berichtet Alexander Kohler. Mit der Zeit und mit dem stetigen Rückgang der Hausschlachtungen, habe sein Vater dann den Entschluss gefasst, eine eigene Metzgerei zu gründen. Mit einer einfachen Schinkenwurst habe damals alles angefangen.

Mit einer einfachen Schinkenwurst fing in Neibsheim alles an

Zu Beginn sei es im Verkaufsraum noch sehr eng gewesen. „Die Theke hatte vielleicht eine Länge von eineinhalb Metern. Das war wirklich nicht groß. Für den Anfang war das aber gut genug“, erinnert sich Trauterose Kohler.

Pro Woche seien damals ein bis zwei Schweine und alle sechs bis acht Wochen ein Bulle geschlachtet worden. Durch den Einstieg und die Weiterbildung von Sohn Alexander zum Metzgermeister habe man sich im Jahr 2005 dazu entschlossen, erneut auszubauen.

Ende 2009 habe die Familie den Betrieb dann um einen eigenen, hochmodernen und computerunterstützten Maststall erweitert. „Mit diesem sind wir in der Lage, alle Tiere, die wir benötigen, selbst zu mästen“, sagt Alexander Kohler. Außerdem könne man nun auch Tiere an umliegende Betriebe liefern.

Für den eigenen Metzgereibetrieb lässt Kohler in der Woche sechs bis sieben Schweine und ein Rind schlachten. Diesen Arbeitsschritt übernimmt der Schlachthof in Gölshausen. „Die Transportwege sind dadurch trotzdem sehr kurz und das Endprodukt super frisch“, beteuert Kohler.

Auch das gesamte Futter für seine Rinder und einen Großteil des Futters für seine Schweine baut Alexander Kohler noch selbst an. Auf mehr als 160 Hektar Ackerflächen um Neibsheim, Gondelsheim und Büchig gedeihen zu verschiedenen Jahreszeiten Raps, Weich- und Hartweizen, Wintergerste, Futtererbsen, Soja und Mais. Durch die fünfgliedrige Fruchtfolge komme mehr Vielfalt in den Ackerbau, erklärt er. Auf gut 15 Hektar Grünland wird das Futter für die Rinder und umliegende Pferdehöfe produziert.

Eigene Streuobstwiesen in der Neibsheimer Umgebung liefern Früchte für die Brennerei

Zahlreiche, selbst bewirtschaftete Streuobstwiesen liefern zudem Obst für die hofeigene Brennerei. Um die Produktpalette in der Selbstvermarktung noch zu erweitern, hat der Betrieb außerdem mehrere eigene Becken, die mit Quellwasser gefüllt sind und in denen 2.000 Forellen aufgezogen werden.

Für die Kohlers ist die Arbeit auf dem Feld, im Stall, in der Metzgerei und im Laden mit großem zeitlichen Aufwand verbunden. „Mit zehn bis zwölf Stunden ist man da am Tag schonmal dabei“, sagt Alexander Kohler. Wenn Helfer ausfallen, müssen als Notnagel oftmals weitere Verwandte herhalten. Gerade für die Metzgerei sucht Kohler deswegen nach Personal.

Vor Weihnachten sei es ganz besonders stressig gewesen. „Letztlich mache ich das aber alles gern. Es muss ja weitergehen. Oder soll man das alles einfach enden lassen?“, fragt der Metzgermeister. Viele zufriedene Kunden bestärken die Kohlers in ihrer Sache. Wurstliebhaber kämen auch gern aus Bruchsal oder Karlsruhe für einen Wocheneinkauf nach Neibsheim, um die Produkte aus eigener Herstellung einzukaufen.

„Zwischen unserem Angebot und dem, was die Industrie so produziert, liegen Welten“, ist Trauterose Kohler überzeugt. Umso wichtiger sei es deswegen, dass man es Landwirten nicht noch schwerer mache, in dieser Form zu arbeiten.

„Aus Solidarität mit den Bauernprotesten lassen wir den Hofladen deswegen auch einen Tag zu. Die heimische Landwirtschaft muss unterstützt und nicht noch weiter belastet werden“, erklärt Sohn Alexander. Schon jetzt würden viele Betriebe unter dem Preiskampf in der Lebensmittelbranche leiden, zusätzliche Abgaben würden das nur noch schlimmer machen.

Zur Serie

Kühe, Schweine, Hühner oder Schafe: Viele landwirtschaftliche Betriebe spezialisieren sich. Mit Essensautomaten, Festen oder Milch zum Selberzapfen generieren sie zusätzliche Umsätze. In einer losen Folge stellen die Brettener Nachrichten die lokalen Erzeuger, ihre Geschichte und ihre Produkte vor.

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