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4.500 Familien betroffen

Gemeinderat ebnet den Weg für eine Kinderarztpraxis in Bretten

Der Gemeinderat Bretten will das Aus der kinderärztlichen Versorgung verhindern. In seiner Sitzung am Dienstag ebnete er den Weg hin zu einem Medizinischen Versorgungszentrum.

Vorsorgeuntersuchungen wie auf diesem Symbolbild sind fester Bestandteil der Arbeit von Kinderärzten. Besonders Babys und Kleinkinder checken die Mediziner regelmäßig durch, um Krankheiten oder eine verzögerte Entwicklung frühzeitig zu entdecken.
Vorsorgeuntersuchungen wie auf diesem Symbolbild sind fester Bestandteil der Arbeit von Kinderärzten. Besonders Babys und Kleinkinder checken die Mediziner regelmäßig durch, um Krankheiten oder eine verzögerte Entwicklung frühzeitig zu entdecken. Foto: Bernd Wüstneck/picture alliance/dpa

Der Brettener Gemeinderat will dafür sorgen, dass es weiterhin Kinderärzte in der Stadt gibt. Ein kinderärztliches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) soll die Versorgung langfristig sichern. Der Weg hin zu einem MVZ soll über eine Genossenschaft gehen. Deren primäre Aufgabe soll sein, das Medizinische Versorgungszentrum zu installieren.

Einstimmig entschied der Gemeinderat, eine entsprechende Genossenschaft zu gründen. Die Kosten dafür in Höhe von rund 30.000 Euro übernimmt die Stadt. Zugleich beauftragte der Gemeinderat die Firma Diomedes mit Beratungsleistungen.

Außerdem berechtigte der Gemeinderat den Oberbürgermeister, die Stadt Bretten in der Generalversammlung der Genossenschaft zu vertreten.

Brettener Kinderärzte suchen seit fünf Jahren einen Nachfolger

Das Thema stand auf der Tagesordnung, weil die beiden letzten Kinderärzte, Matthias Gelb und Roland Knecht, ihren Ruhestand beziehungsweise Rückzug für Dezember 2024 angekündigt haben. Seit fünf Jahren sind sie nach eigenen Angaben auf der Suche nach einem Nachfolger.

Bislang finde sich jedoch niemand, der die Praxis übernehmen oder dort einsteigen will. Um die Versorgung in Bretten zu sichern, kamen die Ärzte mit der Idee für das MVZ auf die Stadt zu.

Wenn die jetzige Praxis schließen sollte, wird es relativ dramatisch.
Martin Felger
Geschäftsführer Firma Diomedes

In der Sitzung am Dienstagabend informierte Martin Felger von der Firma Diomedes den Gemeinderat über das Wesen eines MVZ und über Genossenschaften. Zudem sprach er über die Versorgungslage mit Kinderärzten in Bretten. „Wenn die jetzige Praxis schließen sollte, wird es relativ dramatisch.“

Um junge Ärzte nach Bretten zu locken, müssten die Voraussetzungen stimmen, sagte Felger. Nach seinen Worten bevorzugen sie eher eine Anstellung und wollen zudem häufig in Teilzeit arbeiten. Zudem wollten sie wirtschaftliche Risiken meiden und wünschten weniger Bürokratie. All das ermögliche ein MVZ. Als weiteren Vorteil nannte er, dass andere Fachrichtungen, etwa Hausärzte, mit in das Medizinische Versorgungszentrum einsteigen können.

Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) warb um Zustimmung für den Beschlussantrag. „Der Druck ist einfach da, die Kassenärztliche Vereinigung kann das nicht regeln.“ Viel werben musste er allerdings nicht. Alle Fraktionen stimmten zu, mehrere dankten zugleich den Kinderärzten Gelb und Knecht für ihre Kooperation.

Der Wegfall der kinderärztlichen Praxis wäre für die Bevölkerung ein besonders harter Schlag und durch nichts zu ersetzen.
Joachim Leitz
CDU-Stadtrat

CDU-Gemeinderat Joachim Leitz, selbst Hausarzt in Bretten, sprach davon, dass die medizinische Versorgung zunehmend aus den Fugen gerate. „Der Wegfall der kinderärztlichen Praxis wäre für die Bevölkerung ein besonders harter Schlag und durch nichts zu ersetzen“, sagte er. Die aktuelle Lage erfordere ein schnelles Handeln.

Für die Aktiven äußerte sich deren Vorsitzender Jörg Biermann. „Es wäre unverantwortlich, wenn die Praxis schließen würde.“ Er schlug vor, zugleich das Problem des Hausarztmangels anzugehen und alle Hausärzte anzuschreiben. Wolff sagte dazu, es sei bereits geplant, die Hausärzte in naher Zukunft einzuladen.

Zugleich gab er bekannt, dass 90 Prozent der Fläche im Gesundheitszentrum auf der Sporgasse bereits belegt seien. Unter anderem auch mit neuen Hausärzten.

Die Gründung eines MVZ ist der einzige und richtige Schritt, um die kinderärztliche Versorgung zu sichern.
Bernd Diernberger
Stadtrat der Freien Wählervereinigung

Otto Mansdörfer (Grüne) sprach die Vorteile einer Genossenschaft an, bei der es um das Gemeinwohl geht. „Wir stimmen zu. Nicht als Notlösung, sondern aus der Überzeugung heraus“, sagte er. Kurz und bündig sprach Bernd Diernberger für die Freie Wählervereinigung: „Die Gründung eines MVZ ist der einzige und richtige Schritt, um die kinderärztliche Versorgung zu sichern.“

Auch Edgar Schlotterbeck von der SPD sagte, die Stadt gehe den richtigen Weg. Sibille Elskamp (fraktionslos) sah es genauso. Sie sagte, Gelb habe sie schon früh auf die Notlage angesprochen. Relativ schnell sei klar gewesen, dass ein MVZ die richtige Lösung sei. „Deshalb bin ich sehr froh, dass es jetzt in die Wege geleitet wird.“

Starttermin ist voraussichtlich der 1. April 2024

Hermann Fülberth (die aktiven) gab noch zu bedenken, dass es nicht bei den Gründungskosten bleibe. Denn der Betrieb werde mit Sicherheit einen Geschäftsführer brauchen.

Zudem wollte er wissen, wie die beiden Brettener Kinderärzte in das MVZ einsteigen werden. Martin Felger sagte dazu, dass Gelb und Knecht ihre Praxis einbringen würden. Zudem würden sie Mitglieder der MVZ und dort angestellt. „Schritt für Schritt geben sie dann die Aufgaben aus dem administrativen Bereich ab.“

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