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Natur- und Tierschützer

Jäger hegen und pflegen den Brettener Wald

Die eigentliche Jagd macht nur einen kleinen Teil der Zeit aus, mit der Jäger rund um Bretten ihrer Berufung nachgehen. Sie verstehen sich auch als Natur- und Tierschützer.

Mann mit Hund
Thomas Hauck mit seinem Slovensky Kopov (deutsch: Schwarzwildbracke) „Colin“. Foto: Michael Fritz

Denkt man an Jäger, kommt einem der Gedanke an Tierschutz vermutlich nicht sofort in den Sinn. Tatsächlich macht die eigentliche Jagd jedoch weniger als zehn Prozent der Tätigkeiten eines Jägers aus. „Rund fünf Prozent ist Schuss“, erzählt René Wilhelm. Gemeinsam mit seinem Vater Klaus hat er eine Jagd in Kürnbach gepachtet.

René Wilhelm, der seinen Jagdschein bereits im Alter von 16 Jahren machte, ist einer von rund 50.000 Jägern in Baden-Württemberg. Knapp 33.000 davon sind im Landesjagdverband organisiert. „Die überwiegende Zeit beschäftigt sich der Jäger mit der Hege und Pflege des Wildbestandes, mit dem Anlegen von Wildäckern oder der Verbesserung von Biotopen, damit die Feldflur nicht ausgeräumt wird“, erläutert Wilhelm. Zu Erntezeiten komme noch die Kitzrettung mittels Drohnen oder Hundebegehung hinzu.

„Jagd ist Auftrag und Leidenschaft“, betont Thomas Hauck aus Neibsheim, der dort seit 1987 eine Jagd gepachtet hat. Der ehemalige Kreisbrandmeister im Landkreis Karlsruhe besitzt seit 1980 seinen Jagdschein und ist Ehrenkreisjägermeister der Jägervereinigung Karlsruhe.

Bei den Haucks geht die ganze Familie auf die Jagd

Seine Leidenschaft hat sich auf die ganze Familie übertragen. Seine Frau und die beiden Kinder gehen ebenfalls zur Jagd. „Mit einer Jagd übernimmt man eine große Verantwortung. Man muss mit der Natur leben und sich damit auseinandersetzen“, betont Hauck, der auch Vorsitzender der Jägerprüfungskommission Karlsruhe ist.

Die Jägerprüfung wird wegen ihres Schwierigkeitsgrades oft auch als „Grünes Abitur“ bezeichnet. Neben Wildbiologie mit Land- und Waldbau stehen auch Jagd- und Waffenrecht, Jagdbetrieb oder Jagdethik, sowie Tierkrankheiten mit Wildbrethygiene, auf dem Stundenplan. Und dann kommt noch die Schießausbildung hinzu.

Bis zu 180 Pflichtstunden müssen die Anwärter absolvieren. „Das Ausbilden eines eigenen Hundes sollte für einen Jäger selbstverständlich sein“, ergänzt René Wilhelm, der vier selbst ausgebildete Jagdhunde besitzt. Ein „brauchbarer“ Hund, wie es in der Fachsprache heißt, ist Pflicht für jeden Jäger, um bei Bedarf verletztes Wild aufzuspüren. Wilhelm räumt auch gleich mit einem gängigen Vorurteil auf. „Eine ´dumme´ Sau gibt es nicht. Gerade Wildschweine sind hochintelligent.“

Bis zu viermal müsse man im Schnitt auf eine Wildsau ansitzen, ab 22 Uhr, jeweils für vier bis fünf Stunden, bevor es zum jagdlichen Erfolg komme. Nicht selten mache es sich die Wildsau sogar direkt unter dem Hochsitz gemütlich, weil sie sich dort in Sicherheit weiß, erzählt Wilhelm. Und bei Vollmond kämen die Wildschweine gleich gar nicht aus dem Wald. In den letzten Jahren sei das Interesse an einem Jagdschein deutlich gestiegen, berichtet Thomas Hauck.

Wegen des Geldes wird niemand Jäger

Die kommende Jägergeneration sei weiblicher und jünger. Mittlerweile machen Frauen bereits 20 Prozent der Absolventen aus, 17 Prozent sind Schüler oder Studenten. Jagd ist kein billiges Hobby betonen sowohl Wilhelm als auch Hauck. „Aber wegen des Geldes wird bestimmt niemand Jäger.“ Und ab und zu ein leckeres Wildbret auf dem Grill sei auch ganz lecker. „Der Jäger darf Wildfleisch verkaufen, aber nicht gewerblich verarbeiten. Für ihn gelten auch die Bestimmungen des Lebensmittelrechts“, weiß Thomas Hauck.

Dass nicht alle Menschen die Arbeit der Jäger schätzen, ist Werner Ritter, Jagdscheininhaber seit 1984 und Kreisjägermeister der Jägervereinigung Bruchsal, bewusst. „Wir müssen uns nicht rechtfertigen. Wir wissen, dass wir eine wertvolle Leistung für den Erhalt eines gesunden Wildbestandes und zur Pflege der Natur erbringen. Aber jeder darf seine eigene Meinung haben.“

Die rund 350.000 Privatjäger in Deutschland leisten ihre Arbeit größtenteils ehrenamtlich. Wollte man diese durch hauptamtliche Berufsjäger ersetzen, kämen auf den Steuerzahler Kosten von etwa 2,3 Milliarden Euro zu, rechnet der Jagdverband vor.

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