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Konflikte und Krisen

Beim Volkstrauertag in Großvillars und Flehingen sind Kriege und Antisemitismus Thema

Um den Ukraine-Krieg und den Angriff der Hamas auf Israel geht es beim Totengedenken in Oberderdingen. Bürgermeister Nowitzki trauert um einen getöteten Israeli, den er persönlich kannte.

Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz spendet den Anwesenden in Großvillars den Segen. Ihr ihrer Predigt äußerte sie sich besorgt bezüglich der aktuellen politischen Geschehnisse
Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz spendet den Anwesenden in Großvillars den Segen. Ihr ihrer Predigt äußerte sie sich besorgt bezüglich der aktuellen politischen Geschehnisse. Foto: Jochen Göbel

Stimmungsvoll mit Klavierbegleitung begann die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in der Trauerhalle des Friedhofs in Oberderdingen-Großvillars.

Der Volkstrauertag ist ein Gedenktag an die Gefallenen, Toten und Vertriebenen der beiden Weltkriege, ursprünglich initiiert vor über 100 Jahren vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Angesichts der weltweiten Konflikte kommt diesem Gedenktag eine umso aktuellere Bedeutung als Mahntag zu.

Pfarrerin Grefe-Schlüntz spricht in Großvillars

Zusammen mit dem evangelischen Kirchenchor Großvillars wurde dann das Kirchenlied „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ angestimmt. Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz von der evangelischen Verbundkirchengemeinde Oberderdingen nahm auf dieses „Sehnen“ in ihrer Predigt Bezug.

Aktuell gebe es auf der ganzen Welt kriegerische Konflikte, für uns ganz nah in der Ukraine und ganz aktuell in Israel und Gaza. Hass und Antisemitismus seien allgegenwärtig. Gleichzeitig würden sich die Menschen auf der ganzen Welt nach Frieden und Gerechtigkeit sehnen. Dieses Sehnen nach einem guten Leben könne mit und durch den Glauben an Gott erreicht werden, sagte die Pfarrerin.

Fragend wandte sich die Pfarrerin an die Runde: „Wird es irgendwann Frieden geben?“ Und gab zumindest eine Teilantwort: „Wir in Europa durften eine relativ lange Zeit des Friedens erleben.“ „Nie wieder! Diese Worte bleiben im Halse stecken, wenn man die aktuellen Entwicklungen sieht. Die Demokratie zerfällt langsam und schleichend. Ich habe Angst vor den nächsten Wahlen in Land und Bund“, sagte die Pfarrerin.

Extremisten seien auf dem Vormarsch, angeheizt durch eine fragile weltpolitische Lage mit dem aktuellen Israel-Hamas-Konflikt und wachsendem Antisemitismus. Misstrauen und Spaltung, auch in unserer Gesellschaft, würden wachsen.

Diakon Robert Austen (links) und Bürgermeister Thomas Nowitzki (rechts) vor dem Gedenkkranz anlässlich des Volkstrauertages
Diakon Robert Austen (links) und Bürgermeister Thomas Nowitzki (rechts) vor dem Gedenkkranz anlässlich des Volkstrauertages Foto: Jochen Göbel

Es gebe aber auch Gründe für Hoffnung und Optimismus. Die DDR zerfiel letztlich an einer Protestbewegung mit Kerzen in der Hand und Friedensverträge könnten auch nur vormalige Feinde schließen.

Er wurde getötet, als er seinen Kibbuz beschützen wollte.
Thomas Nowitzki
Bürgermeister von Oberderdingen

Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) betonte in seiner Rede ebenso das aktuelle Grauen in Israel. Vor allem das Schicksal eines im israelischen Partnerlandkreises getöteten Bürgermeisters, den Nowitzki persönlich kannte, sei ihm sehr nahe gegangen. „Er wurde getötet, als er seinen Kibbuz und seine Familie vor den eintreffenden Hamas-Terroristen beschützen wollte“, sagte Nowitzki.

Der Rathauschef hob die Dimension des Terrors hervor: „Israel und der dortige Landkreis sind weitaus weniger bevölkert als wir hier. 78 Tote alleine im Landkreis würde für uns hier im Landkreis Karlsruhe hochgerechnet 3600 Getötete bedeuten“. An diesem Tag ging es aber nicht nur um Krieg und Frieden, sondern auch um das Gedenken aller Toten. Gerade der Verlust eines geliebten Menschen führe zu Leere und Verzweiflung. „Nur wer nach vorn schauen kann, hat verstanden, dass nur diese lebensbejahende Einstellung die Leitlinie einer guten Zukunft ist“, sagte Nowitzki abschließend.

Männergesangverein Flehingen singt bei Totengedenken

Auch in Flehingen bei der katholischen Seelsorgeeinheit Sankt Martin gedachte man am Volkstrauertag in der Aussegnungshalle der Toten. Umrahmt wurde das Gedenken vom Männergesangverein Flehingen. Diakon Robert Austen in Vertretung von Pfarrer Wolfgang Winter hielt die Predigt.

Der Diakon verwies auf die kriegerischen Zeiten in Europa und die vielen Opfer, denen man heute auch gedenke. „Friede braucht Engagement und Einsatz, Schutz der Schwachen, Solidarität“, sagte Austen. Dieses Tagesgeschäft sei aber mühsam und zermürbend.

In seiner Rede sagte der Diakon, dass Friede in der Familie anfange. Paare sollten sich Zeit füreinander, über das Alltägliche hinaus, nehmen und sich unterstützen. Gerade in Familien gelte es, unterschiedliche Individuen unter einen Hut zu bringen.

Auch in Flehingen sprach Bürgermeister Nowitzki noch einmal die aktuellen Geschehnisse an, um anschließend den Gedenkkranz zusammen mit Diakon Austen nach einer Schweigeminute aufzustellen.

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