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Genossenschaft stellt sich vor

Referent erläutert in Bretten, wie die Energiewende funktionieren kann

Den Ausbau regenerativer Energien treibt die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG (BEG) voran. Holger Steuerwald stellt in Bretten lokale Projekte vor.

Holger Steuerwald präsentiert die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau und die Möglichkeiten, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen.
Holger Steuerwald präsentiert die BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau und die Möglichkeiten, die Energiewende selbst in die Hand zu nehmen. Foto: Jochen Göbel

Knapp 60 Interessierte haben sich am Donnerstagabend in der Aula der Sporthalle im Grüner in Bretten eingefunden, um den Vortrag zum Thema „Bürgerenergie – der Turbo für die Energiewende“ zu hören. Geladen hatte die Brettener SPD um den Ortsvorsitzenden Valentin Mattis in Kooperation mit Jutta Biehl-Herzfeld vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Bretten.

Brettener SPD lädt Energieexperten ein

Redner des Abends war Holger Steuerwald, Vorstandsvorsitzender und Gründungsmitglied der BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG (BEG).

„Ich bin heute hier, weil ich zeigen möchte, wie man die Energiewende aus Bürgerhand stemmen kann“, eröffnete Steuerwald seinen Vortrag. Ziel sei die Gewinnung und Verbreitung regenerativer Energien. Um dies zu erreichen, brauche es viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, die gerne mit Rat und Tat, aber vor allem mit Kapital die BEG unterstützen sollen. Nur zusammen könne man die vielfältigen Projekte anpacken.

In den 13 Jahren der BEG Kraichgau habe man sich quasi von einem Start-up mit Projekten in einem Volumen von 25.000 Euro im Jahr 2010 zu einem Vollsortimenter mit Projekten im Wert von 25 Millionen im Jahr 2023 entwickelt. Dies sei nur durch die stetig wachsende Zahl der Mitglieder möglich gewesen. Steuerwald gab sich optimistisch, dass man vielleicht an diesem Abend die Zahl von 600 Mitgliedern knacken könne.

Mitmachen könne jeder, ab 100 Euro sei eine Beteiligung an der Genossenschaft möglich. Dies bedeute im Sinne gelebter Demokratie, dass man Stimmrecht und Einblick in die Zahlen habe. „Egal, ob man 100 Euro oder über eine Million einsetzt, es bleibt bei einer Stimme. Wir wirtschaften konservativ und stabil, in der Regel gibt es drei Prozent an Ausschüttung, allerdings kann es auch das Risiko eines Totalverlustes geben“, sagte Streuerwald.

BEG befasst sich mit Mobilität, Strom und Wärme

Im Grunde bediene die BEG Kraichgau die drei Felder Mobilität, Strom und Wärme. Hier investiere man in regionale Projekte, immer in Zusammenarbeit mit den Kommunen und vor allem im Sinne der ortsansässigen Bevölkerung. Steuerwald erwähnte in diesem Zusammenhang die Bürger-Photovoltaik-Anlage in Sinsheim, das Bürgerladenetz in Wiesloch oder das Quartierskonzept Kirchardt mit Pflegeheim, Schule und Sportzentrum. Ebenso sei der Solarpark in Eppingen ein Meilenstein, der 41.123 Tonnen an Kohlenstoffdioxid einspare und dabei 21.400 Haushalte mit Strom versorge.

Auch das Thema Windenergie wurde angesprochen. Valentin Mattis von der SPD schilderte, dass er nach den Diskussionen bezüglich Windkraftanlagen auf Brettener Gemarkung im Gemeinderat und „den vielen Falschnachrichten diesbezüglich“ die Idee zu dieser Veranstaltung hatte. SPD-Gemeinderätin Birgitt Halgato ergänzte: „Wir möchten überparteilich CO2 einsparen, die Veranstaltung hier ist ein erster Schritt dazu“.

Im weiteren Verlauf machte Holger Steuerwald deutlich, dass die BEG dem Thema Windenergie sehr positiv gegenüberstehe und begründete das unter anderem mit der Effizienz. „Das Thema Wind polarisiert. Die meisten Argumente dagegen, kann man aber nüchtern entkräften“, sagte Steuerwald. Katzen würden weitaus mehr Vögel töten als Windmühlen, und auch Fledermäuse würden in solchen Höhen gar nicht jagen. Auch spreche lärmtechnisch nichts dagegen, Windräder an Autobahnen aufzustellen, wie an der „Energie-Allee“ in Sinsheim geplant.

Zuhörer äußern Bedenken

Nach über einer Stunde und unter Applaus beendete Steuerwald seinen Vortrag. Das Podium wurde nun für den Austausch freigegeben. Ein Bürger wies darauf hin, dass das Heizen mit Pellets vielleicht regenerativ sei, allerdings sähe die CO2-Bilanz dann nicht mehr so gut aus. Steuerwald gab dem Einwand Recht, man müsse aber in dem konkreten Fall der BEG die etwaigen Alternativen einrechnen.

Bemängelt wurde auch, dass Photovoltaik-Anlagen auf Äckern in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stünden. Auch hier sah es Steuerwald ähnlich, wandte allerdings ein, dass oftmals auch Energiemais angebaut werde. Diese Methode zur Energiegewinnung sei wesentlich ineffizienter.

Ein Bürger wollte wissen, wo man konkret anpacken könne. Steuerwald ermunterte, dass man als Multiplikator fungieren solle und in Bretten am besten alle privaten Dächer mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden sollten. „Sprechen Sie ihre Nachbarn aktiv an, ebenso wenden Sie sich an die Lokalpolitik“, so Steuerwald abschließend.

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