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Mörderische Lesung

Ein Mann, viele Morde: Schauspieler spielt im Faust-Museum Knittlingen mit Schock-Effekten

Die Krimilesung mit Alexander O. Miller gehört zu den Klassikern des Knittlinger Faust-Museums. Beim Töten bleibt der Humor nicht auf der Strecke.

Ein Mann
Schauspieler Alexander O. Miller liest in der Vollmondnacht mörderische Geschichten im Faust-Museum. Foto: Sylvia Mutter

Samstagabend. Blutspuren und blutige Fußabdrücke auf der Treppe empfangen die Besucher der „mörderischen Lesung“ im Faust-Museum Knittlingen, die mittlerweile der Klassiker des Veranstaltungsprogramms ist.

Die Alchemie, Dr. Faustus und Mephistopheles – der perfekte Rahmen für Intrigen und blutrünstige Morde, zum Besten gegeben von Alexander O. Miller.

Mit Ausdruckskraft und Einfühlungsgabe macht der Schauspieler und Dokumentarfilm-Sprecher die psychische Grenzsituation des Mörders wie auch des Opfers erlebbar, verkörpert den nicht immer gesetzestreuen Ermittler ebenso authentisch wie die sich widersprechende Zeugin. Er spielt mit Schock-Effekten, schlüpft gekonnt und rasant von einer Rolle in die andere.

Miller zieht die Besucher in Knittlingen in seinen Bann

Basis des unterhaltsamen Abends im Faust-Museum waren Kurzgeschichten von vier Meisterinnen des Krimi-Genres, die mörderischen Welten passten zudem – jede auf ihre Art – perfekt zum Museum. Der aus Amerika stammende und in Mannheim lebende Schauspieler versteht es, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Er versetzt sich in die Figuren hinein, verleiht ihnen Leben, baut Spannung auf.

Das zeigt sich schon bei der Klassikerin Agatha Christie. Ausdrucksstark und stellenweise sehr süffisant gibt er den Giftmord mit Arsen zum Besten. Welch ein wunderbarer Bezug zur Alchimie! Dann herrscht beklemmende Stille im Saal. Miller vertieft sich in die düsteren Morde der Autorin Mischa Bach, die ihre Verbrechen in Vollmondnächten spielen lässt, passend dazu schien draußen der bleiche Mond vom Himmel.

Bei Nicola Förg hingegen geht es trotz Mord schwäbisch-fröhlich zu, mit der tödlichen Überdosis Kokain in Keksen, die es in Ulm, um Ulm und um Ulm herum nirgends zu kaufen gibt. Selbst derbste schwäbische Flüche gehen dem Amerikaner leicht von den Lippen, Anlass genug für manchen Lacher.

Die Knittlinger Museumsleiterin und ihr Team wählen die Literatur aus

Mit Christl Grellers „Ovid muss sterben“ wiederum belebt der Lektor „die tote Sprache neu“ In der Rolle zweier um eine geliebte Frau buhlende Gymnasialprofessoren deklamiert er lateinische Verse, das Versmaß sitzt, man fühlt sich an Dr. Faustus in seinem Studiergemach erinnert.

Die Auswahl der Literatur voller Rache, Gier und Leidenschaft besorgte Museumsleiterin Denise Roth mit ihrem Nachwuchs-Team. Selbst begeisterter Krimifan, ist sie das „Brain behind“, das „Gehirn dahinter“, wie Miller schmunzelnd zugibt. Er war von Anfang an Protagonist der Krimilesungen, die 2024 zehnten Geburtstag feiern.

Wir sind Wiederholungstäter.
Ehepaar Keller
Besucher aus Maulbronn

Die Idee zu diesem besonderen Format stammt von Denise Roth, die Miller ermunterte, mitzuwirken. Der war zwar skeptisch, als Nicht-Muttersprachler hielt er sich schlicht für ungeeignet.

Dabei perlen ihm die urschwäbischen Flüche so leicht von den Lippen, dass nicht nur das Ehepaar Keller aus Maulbronn begeistert ist. „Wir sind Wiederholungstäter“, geben sie gerne zu und genießen das tolle Erlebnis im Faust-Museum Knittlingen. Denn hier kommt der Humor selbst beim Morden nicht zu kurz.

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