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Softwarefehler im System

Server ausgefallen: Gefangen in den Tiefgaragen in Bretten

Fremde Menschen finden an einem Donnerstagabend in Bretten in der gleichen Notlage zusammen. Bald fragt man sich: Wer zieht ein Notticket und wann kommt eigentlich der Notdienst?

Mehrere Personen stehen in der Tiefgarage und warten auf einen NOtdienst, der sie durch die Schranke hinausfahren lässt. Ein Server-Ausfall hat alle Garagen und Parkplätze der Stadtwerke lahmgelegt.
Die Schranke in der Löwenhof-Tiefgarage in Bretten macht keinen Mucks. Die Wartenden wissen das schon. Sie alle sind als Dauerparker vom Totalausfall des Servers betroffen. Foto: Irmeli Thienes

Manchmal sind 38 Minuten lang. Vor allem, wenn die Füße kalt werden. 19 Menschen waren diesen Donnerstag in der Tiefgarage des Löwenhofs von 18.01 bis 18.39 Uhr quasi gefangen. Einige weitere mussten in den weiteren Stadtwerke-Tiefgaragen Pfluggasse und Engelberg ausharren sowie auf dem Parkplatz an der Weißhofer Straße.

Wer mit dem Auto nach Hause fahren wollte, blieb an der Schranke hängen. Totalausfall des Servers für Parkraumbewirtschaftung, lautete die Diagnose laut Stefan Kleck, Stadtwerke-Chef in Bretten.

Das war echt ein Super-GAU, wie wir ihn noch nie hatten.
Stefan Kleck
Stadtwerke-Chef in Bretten

„Das war echt ein Super-GAU, wie wir ihn noch nie hatten“, sagte Kleck. Es dauerte bis in den Freitagvormittag, bis ein IT-Spezialist das Problem behoben hatte.

Gemeinsam ist den Autofahrerinnen und -fahrern, dass sie alle Dauerparkkartenbesitzer sind. Wer dagegen mit einem Tages- oder Stunden-Ticket hereingefahren ist, hat kein Problem beziehungsweise nur das, einen Parkplatz zu finden. Denn viele können die Tiefgarage ja nicht verlassen. Temporär entsteht Stau im Löwenhof-Parkhaus.

Kein Hackerangriff laut Brettener Stadtwerken

Einige Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung haben einen „langen Donnerstag“ hinter sich. Bald treten einige von einem Bein aufs andere. Alle stehen um die Schranke und in Nähe des Ticketautomaten herum. Sie informieren andere, die hinzukommen.

Unter den zehn Frauen, die es gegen 18.15 Uhr sind, entspinnt sich ein Gespräch. „Ob das ein Hackerangriff war?“, fragt eine. Normalerweise könne der Bereitschaftsdienst in Schwäbisch Hall auf die Schranke zugreifen. Dass dies nicht möglich sei, haben sie schon festgestellt.

Zu Hause warten Kinder oder Besuch, doch die Schranke bleibt unten

Denn Teresa Pfitzner hat angerufen, wie vor ihr auch schon um 18.01 Uhr Friederike Schüller. „Auf mich warten zwei Kinder von zehn und 17 Jahren“, sagt Stephanie Bittigkoffer. Sie fragt per Handy an, ob der Vater die Hausaufgaben schon diktiert hat. Um 18.30 Uhr warten 18 Menschen an der Schranke. Pfitzner informiert nach einem zweiten Anruf, der Notdienst sei unterwegs. Doch man wisse in Schwäbisch Hall nicht, wann er eintreffe.

Eine Autofahrerin meint vor der regungslosen Schranke mit Blick auf die Wartenden: „Nicht schon wieder! Alle zwei Wochen.“ Sie will ihren Namen nicht nennen. Katja Klotz dagegen hat Ähnliches in den letzten acht Jahren etwa fünf- bis sechsmal erlebt.

Das erste Notticket für 7,50 Euro zieht Malissa Zipperle nach einer halben Stunde. Eine Kollegin von ihr erwartet Besuch und tut es ihr darum gleich. Minuten später kommt ein Mann in Handwerker-Montur. Ein Hallo geht durch die Runde.

Stadtwerke-Mitarbeiter Angelo Lopez musste alle vier Parkräume anfahren

Angelo Lopez sagt: „Leider ein Totalausfall des Systems im ganzen Stadtwerke-Gebiet.“ Er öffnet den Kasten neben der Schranke und sie hebt sich.

Die Stadtwerke stellen tagsüber mit drei Kräften eine Bereitschaft, erläutert Kleck. Die restliche Zeit deckt ein Bereitschaftsdienst aus Schwäbisch Hall ab, für viele Strom-, Gas- und Wasserversorger. Wie die Wartenden wussten, kann nach Feierabend der Dienst aus Hall die Schranke aus der Ferne öffnen.

„Dieses Mal aber war wegen des Totalausfalls der Systemsoftware ein Zugriff nicht möglich“, so Kleck. Außerhalb der normalen Dienstzeit ist zudem ein Stadtwerke-Mitarbeiter allein zuständig. Angelo Lopez musste also alle vier Garagen und Parkplätze abfahren.

„Darum hat es etwas gedauert“, sagt Kleck. Im Übrigen werde im neuen Parkhaus an der Sporgasse ein Kamerasystem verbaut, zur Kennzeichenerkennung.

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