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Grundwassersituation entspannt

Trotz sinkender Pegel gibt es in Bretten und Umgebung keine Sorgen ums Trinkwasser

Zwar sinken die Pegel seit Jahren. Dennoch ist die Grundwassersituation in Bretten und Umgebung noch entspannt. Und wie sehen die Prognosen aus?

Wassermeister Michael Schelling in der Pumpstation Siebenmorgen
Hier wird das Oberderdinger Trinkwasser gemischt: Wassermeister Michael Schelling in der Pumpstation Siebenmorgen im Gewann Zigeunergraben, wo das Bodenseewasser mit dem Eigenwasser angereichert wird Foto: Tom Rebel

Für die Wasserversorgung in Oberderdingen ist Dieter Motzer zuständig. Er ist der Kämmerer der Gemeinde und gleichzeitig kaufmännischer Leiter des kommunalen Eigenbetriebs. Und damit verantwortlich für die Betriebszweige Wasserversorgung, Breitbandversorgung und Energieversorgung.

Die Gemeinde Oberderdingen bezieht wie die Stadt Bretten und deren Umlandgemeinden rund drei Viertel des benötigten Trinkwassers von der Bodensee-Wasserversorgung. „Wir haben Bezugsrechte über 26 Liter pro Sekunde“, erklärt Motzer.

Ein Viertel des benötigten Wassers stammt aus einem eigenen Brunnen, dem Grundwasserbrunnen „Siebenbrunnen“, der im Wasserschutzgebiet zwischen Oberderdingen und Flehingen liegt. Um die mittlere Wasserhärte einzuhalten, wird das Eigenwasser mit dem Bodenseewasser gemischt.

Tiefbrunnen im Bruch versorgt das Freibad

Daneben verfügt Oberderdingen über einen weiteren Tiefbrunnen im Bruch. Von dort wird das Freibad versorgt. Aus diesem Brunnen stammt auch das Wasser für die Beregnung des Sportplatzes, für den Reiterverein, den Tennisclub und für Landwirte. Die können mit einem Chip gegen eine jährliche Kostenbeteiligung Wasser für die Bewässerung ihrer landwirtschaftlichen Grundstücke, insbesondere für die Weinberge, entnehmen. (Abnahmepriorität in dieser Reihenfolge). 

„Im Ortsteil Großvillars gibt es noch die Pumpstation Seegärten, die heute aber nur noch für die Landwirte dient“, berichtet Motzer weiter. Früher sei dies die Wasserversorgung für Großvillars gewesen. Heute werde der Ortsteil ausschließlich mit Bodenseewasser über den Hochbehälter Humberg versorgt. 

Keine Sorgen, dass Brunnen trocken laufen

Im Blick auf die Versorgungssicherheit hat der Gemeindekämmerer keine Sorgen. Er sieht bislang – trotz allgemein gesunkener Grundwasserpegel – keine Gefahr, dass Gemeindebrunnen „trocken laufen“. 

Uwe Sternberger, einer der beiden Oberderdinger Wassermeister, sieht das nicht anders. Seine Beobachtung ist zwar, dass der Grundwasserspiegel seit Jahren kontinuierlich sinkt. Und dass, wenn viel Wasser entnommen wird, es entsprechend länger dauert, bis sich der Brunnen wieder füllt.

Trotzdem hat Sternberger keine Sorge, dass der Gemeinde in den nächsten Jahren das Wasser ausgeht. „In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden wir sicher keine Probleme bekommen“, meint er. Eigene Messungen zum Grundwasserstand führt die Gemeinde allerdings nicht durch. Dafür sind andere zuständig. 

Zwei Messstellen zur Beobachtung

Im Bereich der Stadt Bretten und ihrer Umlandgemeinden gibt es laut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) zwei Mengenmessstellen, an denen die Grundwasserstände beobachtet werden. Die eine ist die Eselsbrunnenquelle in Bretten-Neibsheim, an der die Beobachtung bereits seit 1950 läuft, die andere ist die Grundwasserstandsmessstelle Erlenbruch in Zaisenhausen (seit 2016).

Zwei weitere Quellen werden laut LUBW als repräsentative Messstellen zur Bewertung des mengenmäßigen Zustands in diesem Gebiet herangezogen: die benachbarte Fritzenwiesenquelle in Obergrombach (seit 1950) und die Klotzbrunnenquellen in Knittlingen (seit 1995).

„Die aktuelle Grundwassersituation mit Stand Ende Mai 2023 ist im Kraichgau entspannt, wobei sich die Quellschüttungen innerhalb des Normalbereichs auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau bewegen“, erklärt Michel Wingering, der bei der LUBW für den Grundwasserbericht zuständig ist. Die starken Niederschläge im März und April hätten eine kurzfristige Erholung zur Folge gehabt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Regionen Baden-Württembergs seien die Grundwasserverhältnisse zum Ende Mai aber immer noch ansteigend gewesen.

Mittelfristige Prognosen nicht möglich

Erfahrungsgemäß sei jedoch davon auszugehen, dass sich in den kommenden Wochen aufgrund der anhaltenden Trockenheit auch in diesem Gebiet rückläufige Entwicklungen einstellen werden. Mittelfristige Prognosen seien zurzeit nicht möglich.

„Inwieweit im weiteren Jahresverlauf ähnliche Niedrigwassersituationen wie in den vergangenen Jahren erreicht werden können, wird vornehmlich vom Niederschlagsgeschehen in den kommenden Sommermonaten abhängen“, erklärt Wingering. Auf die Wasserversorgung der benachbarten Gemeinde habe dies nach aktuellem Informationsstand keine Auswirkungen.

Und wen interessieren die Grundwasserdaten überhaupt? Das sei die interessierte Öffentlichkeit, heißt es. Beispielsweise Medienvertreter, Bürgerinnen und Bürger, Landwirtinnen und Landwirte sowie andere von der Situation des Grundwassers Betroffene. Darüber hinaus seien es die Nutzer der Messstellen oder auch Universitäten – zu Forschungszwecken.

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