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Raffinierte Tricks

Warum der Enkeltrick immer wieder verfängt: Polizeibeamter aus Gondelsheim klärt auf

Ein Präventionsbeamter informierte Senioren in Gondelsheim über die neuesten Maschen der Trickbetrüger. Eine von ihnen: Sie rufen mit KI-generierten Stimmen an.

 Kriminaloberkommissar Harry Hwasta ist ein versierter Erzähler. Anschaulich schildert der Polizeibeamte vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Gondelsheimer Saalbachhalle, wie Trickbetrüger ihre Opfer mit immer raffinierteren Methoden unter Druck setzen.
Kriminaloberkommissar Harry Hwasta schildert vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern, wie Trickbetrüger ihre Opfer mit immer raffinierteren Methoden unter Druck setzen. Foto: Hansjörg Ebert

Warum fallen immer noch und immer wieder vor allem ältere Mitbürger auf den Enkeltrick oder falsche Polizeibeamte herein? „Weil ältere Menschen meist großen Respekt vor der Polizei haben und es den Ganoven mit immer raffinierteren Tricks und Methoden gelingt, ihre Opfer unter Stress zu setzen und Ängste zu schüren“, sagt Polizeioberkommissar Harry Hwasta vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

Manfred Schleicher und Petra Schalm von der Gondelsheimer CDU haben den 56-jährigen Polizeibeamten, der aus Gondelsheim stammt, zu einer Informationsveranstaltung in die Saalbachhalle eingeladen.

Gut 30 Besucher im Alter 50 plus verfolgen mit großem Interesse die kurzweiligen Ausführungen des Referenten. Schnell sind zwei Stunden wie im Flug vergangen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Hwasta ein begnadeter Erzähler ist.

Versiert zieht er seine Zuhörer in die Betrugsdramaturgie mit hinein. Es wird durchaus nachvollziehbar, warum sich Menschen, die derart unter Druck gesetzt werden, zu Schritten verleiten lassen, die man bei nüchternem Nachdenken für töricht halten muss.

Betrüger geben sich als Polizisten aus

Vor allem die Nummer mit dem falschen Polizeibeamten verfängt bei älteren Menschen immer noch. Die finden die Gauner in alten Telefonbüchern. „Die rufen dann 60 bis 80 Leute mit den kurzen Nummern und alten deutschen Vornamen an, und wenn sie dann nur einen davon übertölpeln, hat sich die Sache für sie schon gelohnt“, sagt Hwasta.

Erzählt wird dann die Geschichte von Einbrechern, die die Gegend unsicher machten, verbunden mit dem Angebot, Geld und Wertsachen bei der Polizei sicher zu verwahren. Mitunter erscheint der falsche Beamte später sogar mit einer echten Uniform.

Im Display tauche die fingierte Polizeinummer 110 auf, bei Rückfragen werde zum „Staatsanwalt“ durchgestellt, alles müsse schnell gehen.

Um die Echtheit der „Polizei“ zu belegen, hätten besonders dreiste Ganoven auch schon mal eine echte Streife zu einem vermeintlichen Familienstreit in die Nachbarschaft gerufen, um die Geldübergabe an die Polizei glaubhaft erscheinen zu lassen.

„Für eine Geldübergabe wurde auch schon eine öffentliche Verhandlung am Bruchsaler Amtsgericht als Bühne benutzt, um die Szenerie noch glaubhafter erscheinen zu lassen“, weiß Hwasta zu berichten. 120.000 Euro wechselten so den Besitzer.

Betrüger imitieren Stimmen von Kindern und Enkeln per KI

Bei Schockanrufen mit dem Enkeltrick kommt neuerdings das Phänomen dazu, dass die Betrüger die Stimmen von Kindern und Enkeln per KI imitieren. „Und wer bleibt da noch cool, wenn er die verzweifelte Stimme seiner Enkelin hört, die einen tödlichen Verkehrsunfall verschuldet haben soll und nur mit einer Kaution vor dem Gefängnisaufenthalt bewahrt werden könne“, gibt Hwasta zu bedenken.

„Ruft die Enkel an, lasst euch die Ausweise der vermeintlichen Polizisten zeigen, vor allem aber lasst niemand in eure Wohnung“, so die dringende Empfehlung des erfahrenen Beamten, der immerhin 26 Jahre Streifendienst in diversen Revieren auf dem Buckel hat und auch mit Trickdieben vielfältige Erfahrungen gemacht hat.

Bei jedem Taschendiebstahl seien mindestens zwei oder drei Personen beteiligt. Zuerst werden die Opfer genau beobachtet, dann lenken einer oder zwei den Betroffenen ab und der Dritte greift zu. In Windeseile wechselt der Geldbeutel samt Papieren mehrfach den Besitzer. Darum die Empfehlung, nicht mehr als nötig mitzunehmen und niemanden allzu nahe an sich heranzulassen.

„Vom Enkeltrick hatte ich schon viel gehört, neu für mich war bei diesem Vortrag allerdings die Art und Weise, wie sich Betrüger am Geldautomaten mit einer raffinierten Masche die Bankkarte samt PIN aneignen“, bekundet der Gondelsheimer Hartmut Schalm.

Wie das mit einem vermeintlich im Geldausgabefach zu spät ausgespuckten Geldschein funktioniert, hatte Hwasta zuvor eingehend geschildert. Ebenso, wie das Abgreifen von Bankdaten mit speziellen Kartenlesegeräten im Vorbeigehen funktioniert und wie sich das mit einem besonderen Chip, den man bei seiner Bank bekommen kann, verhindern lässt.

Doch ein Präventionsbeamter wäre kein Präventionsbeamter, wenn da nicht auch gleich noch das Thema Einbruch gestreift würde. „Eine zugezogene Tür ist eine offene Türe und ein gekipptes Fenster ist ein offenes“, bekundet der Oberkommissar.

Seid wachsam, haltet Abstand und ruft im Zweifel die 110 an.
Harry Hwasta
Kriminaloberkommissar

Er empfiehlt, immer zweimal abschließen und eine Türkette und einen guten Türspion zu verwenden. „Seid wachsam, haltet Abstand und ruft im Zweifel die 110 an, die Polizei steht euch rund um die Uhr zur Verfügung, bezahlt habt ihr das schon“, lautet die dringliche Empfehlung und die freundliche Einladung des Präventionsspezialisten.

Als kleines Geschenk für die Besucher gibt es am Ende der Veranstaltung noch ein Brillenputztuch. Nichts ist bei diesem Thema wichtiger als klare Sicht.

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