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Autofahrerbrille absetzen

Warum die Grünen aus Bretten günstigen Parkplätzen den Kampf ansagen

Wie und womit der Mensch von A nach B kommt, ist und bleibt eine Frage der grundsätzlichen Einstellung. Die Brettener Grünen haben eigene Ideen.

Viele Wege führen nach Bretten: Dass die möglichst umweltfreundlich zurückgelegt werden, dafür werben die Brettener Grünen auf dem Marktplatz mit ihren Vorstellungen von Mobilität.
Viele Wege führen nach Bretten: Dass die möglichst umweltfreundlich zurückgelegt werden, dafür werben die Brettener Grünen auf dem Marktplatz mit ihren Vorstellungen von Mobilität. Foto: Gerd Markowetz

Wie und womit der Mensch von A nach B kommt, ist und bleibt eine Frage der grundsätzlichen Einstellung. Der Ortsverband der Brettener Grünen hat am Samstag auf dem Marktplatz versucht, die Brettener von Ihren Ideen zu überzeugen: Mobilität auf das eigene Auto zu reduzieren sei demnach genauso falsch wie den Individualverkehr zu verdammen.

Wie so oft liege der ideale Weg irgendwo dazwischen. Mobil sein zu Fuß, per Fahrrad, per Carsharing oder mit Bus und Bahn: Das Auto werde dann oft überflüssig, zumindest der Zweitwagen.

Auf dem Land halten viele das Auto für unverzichtbar

Gerade in ländlichen Regionen, sagt ÖPNV-Experte und Grünen-Kandidat Daniel Priem, herrsche noch oft die Auffassung, dass das Auto unverzichtbar sei: Unzureichende ÖPNV-Anbindung machten den Umstieg schwer bis unmöglich. Dabei sei eine Lösung des Dilemmas möglich: Die sei nicht, dem Auto jegliche Daseinsberechtigung abzusprechen.

Allerdings, so Grünen-Stadtrat Otto Mannsdörfer, müsse gut überlegt werden, inwieweit die kommunale Politik dem Privat-Pkw das Parken in der Stadt so einfach und billig wie möglich mache. „Wer nur Parkplätze bewirbt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Leute mit dem Auto kommen“, bemängelt er die Kommunikation der Stadt in Sachen alternative Anfahrtsmöglichkeiten.

Bretten hat ein passables Radwegenetz

Bretten verfüge über ein passables Radwegenetz und -parkplätze. Allein, die Werbung dafür sei optimierbar. Gleiches gelte für die Stadtbahn. Lediglich zum Peter-und-Paul-Fest werde dafür die Werbetrommel gerührt, dabei gebe es doch weitaus mehr Aktivitäten in der Stadt, zu denen die Anreise via ÖPNV bestens möglich sei. Hier fordern die Grünen mehr Kontinuität von der Stadt.

Die Grünen - immer noch Umwelt-Partei Nummer eins, so Stadträtin Ute Kratzmeier – wüssten um den Wunsch der Bevölkerung nach möglichst umfassender Mobilität mit kurzen Wegen. Der Pkw, heute oft gleich zwei oder noch mehr, vor der Haustüre oder in der Garage habe jahrzehntelang den Mobilitätsstandard geprägt. Immer verfügbar, auch wenn das Auto weniger ein Fahrzeug als ein Stehzeug war und ist.

Brettener Grüne wollen Autofahrerbrille absetzen

„Wir müssen davon wegkommen, das Thema Verkehr immer ausschließlich durch die Brille des Autofahrers zu betrachten“, sagt Björn Böttle und erntet dafür erst mal skeptische Blicke der Passanten, die stehen bleiben und zuhören. „Ein in Stadtteilen stationiertes Carsharing-Auto beispielsweise könnte dortige Zweitwagen teils überflüssig machen“, sagen die Kandidaten unisono. Der nehme keinen Platz mehr weg – weder im Wohngebiet noch in der Stadt. Für jeden kostenlosen Parkplatz in der Innenstadt gebe die Stadt jährlich rund 700 Euro aus. Das sei zu hinterfragen, so die Grünen. Es dem Autofahrer so einfach wie möglich zu machen, sei aus ihrer Sicht der falsche Weg in Richtung umweltfreundliche Mobilität.

Mobilitätswende funktioniert nicht von heute auf morgen in Bretten

Es gelte, Verkehrsmittel besser zu ordnen, sie miteinander zu kombinieren. Das funktioniere nicht von heute auf morgen. Aber: „Wir sind auf einem richtigen Weg dahin“, meint Daniel Priem. Mit der Stadtbahn liege der Kreis Karlsruhe beim Mobilitätsmix gut im Rennen. Allerdings: Der barrierebehaftete und nicht eben fahrgastfreundliche Brettener Bahnhof sei da eher kontraproduktiv, befindet Günter Breitenbach aus Diedelsheim. Und seine Frau Sieglinde ergänzt: „Wenn wir zu zweit von Diedelsheim nach Bretten und zurück fahren wollen, kostet das zehn Euro, da nehmen wir natürlich für die drei Kilometer doch wieder das Auto“.

Mittelfristig gelte es, die Stadtbahnlinie S4 durch zweigleisigen Ausbau noch attraktiver zu machen, so Mansdörfer. Die Grünen fordern, mehr Geld in das Schienennetz als in den Autobahnausbau zu investieren. Zu dem Thema gehörten auch die Planung von Schienenverbindungen in Brettener Umlandgemeinden. „Alles, was vernünftig dazu beiträgt, den Autoverkehr zu reduzieren, ist gut“, so die Grünen, die nach wie vor gegen eine Südwest-Umgehungstrasse sind.

Vom neuen OB erwarten die Grünen eine andere, neue Betrachtung des Themas Verkehr: Nachhaltig und ergebnisoffen. Ein erkennbarer Wandel könnte die Gartenschau sein. Besonders wichtig: Stetige Kommunikation auf allen verfügbaren Kanälen. Die Mobilitätswende komme nicht von allein, ebenso wenig wie die Klimawende: Die Menschen müssten sich aktiv und konsequent dafür entscheiden. Das fiele den meisten leichter, wenn sie einfach, möglichst kostenneutral und bequem sei. „Genau das ist unser Ziel“, so die Grünen.

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